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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Zeit tanzend, spielend, feine Kleider aussuchend oder skandalösen Liebesaffären frönend.
    Beatrix hatte Christopher Phelan zweimal getroffen: das erste Mal bei einem Ball hier in Hampshire, wo sie zu dem Schluss kam, dass er der arroganteste Mann im ganzen County sein dürfte. Das zweite Mal begegnete sie ihm bei einem Picknick, auf dem sie ihre Meinung revidierte: Er war der arroganteste Mann auf der ganzen Welt.
    »Dieses Hathaway-Mädchen ist ein eigenartiges Geschöpf«, hatte Beatrix ihn zu seinem Begleiter sagen gehört.
    »Ich finde sie charmant und originell«, entgegnete sein Gefährte. »Und sie kann mit Pferden umgehen wie keine Frau sonst, die ich kenne.«
    »Wen wundert’s? Sie passt auch besser in einen Stall als in einen Salon«, hatte Phelan trocken bemerkt.
    Von da an mied Beatrix ihn, wo immer sie konnte. Nicht dass ihr der implizite Vergleich mit einem Pferd etwas ausmachte, denn Pferde waren reizende Tiere von edlem, freundlichem Gemüt. Und Beatrix wusste, dass sie keine große Schönheit sein mochte, sehr wohl jedoch ihre eigenen Reize besaß. Manch ein Mann hatte ihr schon Komplimente wegen ihres dunkelbraunen Haars und ihrer blauen Augen gemacht.
    Diese bescheidenen Vorzüge jedoch verblassten angesichts von Christopher Phelans goldenem Glanz. Er war wie Lancelot, wie Gabriel, ja, vielleicht wie Luzifer, sofern man glaubte, dass jener einst der schönste aller Engel gewesen war. Phelan war groß, hatte silberne Augen und Haar von der Farbe dunklen sonnengeküssten Winterweizens. Seine Gestalt war stark und soldatisch, die Schultern gerade und breit, die Hüften schmal. Selbst wenn er sich mit lässiger Eleganz bewegte, strahlte er eine unübersehbare Kraft aus, die an ein einzelgängerisches Raubtier gemahnte.
    Unlängst war Phelan als einer von wenigen Auserwählten aus mehreren Regimentern zum Mitglied der »Rifle Brigade« ernannt worden. Die »Rifles«, wie sie überall hießen, waren eine außergewöhnliche Gruppe von Soldaten, die man dazu ausbildete, auf eigene Faust zu agieren. Sie wurden angehalten, Stellungen vor den eigenen Frontlinien zu beziehen und berittene Offiziere in den hinteren Linien der Feinde niederzuschlagen. Aufgrund seiner überragenden Fertigkeit als Schütze war Phelan bald zum Captain der Rifle Brigade avanciert.
    Beatrix amüsierte der Gedanke, dass diese Ehre ihn alles andere als erfreut haben dürfte. Immerhin war er genötigt gewesen, seine schöne Husarenuniform aus dem schimmernd schwarzen und über und über mit Goldtressen verzierten Stoff gegen eine sehr schlichte dunkelgrüne einzutauschen.
    »Lies nur«, sagte Prudence, während sie sich an ihren Frisiertisch setzte. »Ich muss mein Haar richten, bevor wir spazieren gehen können.«
    »Dein Haar sieht reizend aus.« Beatrix konnte keinen noch so kleinen Makel an den kunstvoll aufgesteckten blonden Zöpfen entdecken. »Und wir gehen doch nur ins Dorf. Dort würde es niemand erkennen oder gar kümmern, ob deine Frisur tadellos ist.«
    » Mich würde es kümmern. Außerdem weiß man nie, wem man begegnet.«
    Der überbordende Hang ihrer Freundin, sich immerfort herauszuputzen, entlockte Beatrix nur ein Grinsen und ein Kopfschütteln. »Na schön. Wenn es dir sicher nichts ausmacht, dass ich Captain Phelans Brief ansehe, lese ich nur den Abschnitt über den Hund.«
    »Bis du zu dem Hund kommst, wirst du schon eingeschlafen sein«, meinte Prudence, die geübt eine Haarnadel in ihre aufgesteckten Zöpfe fädelte.
    Beatrix sah auf die eng beschriebenen Zeilen. Die Worte wirkten zusammengedrängt wie straffe Federn, die dem Leser jederzeit entgegenspringen könnten.
    Teure Prudence,
    hier sitze ich in diesem staubigen Zelt und bemühe mich, mir Eloquentes einfallen zu lassen, das ich Ihnen schreiben möchte. Allein, es mag mir keine Idee kommen. Sie verdienen wunderschöne Worte, doch die einzigen, die mir bleiben, sind: Ich denke ohne Unterlass an Sie. Ich stelle mir vor, wie Sie diesen Brief in Ihrer Hand halten und eine süße Note von Parfum von Ihrem Handgelenk aufsteigt. Ich wünsche mir Stille und klare Luft, ein Bett mit einem weichen weißen Kissen …
    Beatrix bemerkte, wie sich ihre Augenbrauen hoben und ihr unter dem hohen Kragen ihres Kleides warm wurde. Sie hielt inne und blickte zu Prudence. »Dies findest du langweilig?«, fragte sie, während sie spürbar errötete.
    »Der Anfang ist das einzig Hübsche«, antwortete Prudence. »Lies weiter.«
    … Vor zwei Tagen kämpften wir auf dem Marsch

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