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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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könnte doch meinen, dass du krank bist und dich dringend mal auskurieren musst.«
    Ich grinse zurück und schlüpfe wieder unter die Decke. Als Papa weg ist, denke ich noch eine Weile über alles nach, was er gesagt hat.
    Papa hat recht. Man darf seinen Traum nicht aus den Augen verlieren. Ich beschließe, morgen wieder in die Redaktion zu gehen. Und kein Marc der Welt wird mich davon abhalten. Als ich tiefer unter die Decke krieche und meine Augen schließe, ist es seltsamerweise nicht Marc, der sich in meine Träume schiebt, sondern ein Junge mit leuchtend roten Haaren.

N a, wieder fit?«
    Überrascht stelle ich fest, dass
Wefi
sich ernsthaft darüber zu freuen scheint, mich zu sehen. Eigentlich wäre ich am liebsten noch einen Tag im Bett geblieben. Aber durch das Gespräch mit Papa ist mir klar geworden, dass ich tatsächlich kurz davor war, mir von Marc-Superheld meinen Spaß an diesem Praktikum nehmen zu lassen. Und das ist dieser Kerl definitiv nicht wert. Außerdem bin ich ja sowieso nur noch drei Tage beim Stadtanzeiger, also werde ich jetzt noch mal so richtig durchstarten.
    »Ja, es geht mir wieder gut. Ich geh gleich mal in den Newsroom und setz mich an die Pressemeldungen. Oder liegt vorher noch was anderes an?«
    Mein Versuch, stärker zu wirken, als ich mich tatsächlich fühle, scheint zu funktionieren. Mein Ausbilder zieht anerkennend die Augenbrauen hoch. Offenbar weiß er meinen Eifer zu schätzen.
    »Meinst du, du schaffst die Meldungen noch vor der Redaktionssitzung?«
    »Ich denke schon. Warum?«
    »Weil ich danach noch eine andere Aufgabe für dich habe. Wir sehen uns bei der Sitzung.«
Wefi
schnappt sich seine Kaffeetasse und lässt mich stehen.
    Na dann. Ich spurte zum Newsroom und forste die Neueingänge durch. Zum Glück ist heute noch nicht viel eingetrudelt. Nur zwei kurze Meldungen zu Veranstaltungen des Sportvereins und eine längere Mail von den Kaninchenzüchtern. Wieder mal. Ich brauche einen Moment, bis ich kapiere, dass es sich bei dem »Meißner Widder havannafarbig« mit dem klangvollen Namen Harald von Erlenbruch um ein Rassekaninchen handelt. Harald. Wie um alles in der Welt kommt man auf die Idee, ein Kaninchen Harald zu nennen? Und was zur Hölle ist
havannafarbig?
Der Rammler Harald, lese ich weiter, hat sich gegen seine Konkurrenten mit so klangvollen Bezeichnungen wie Rheinische Schecken, Satin-Elfenbein oder auch die »Farbenzwerge lohfarbig-schwarz« durchgesetzt und einen ersten Platz belegt.
    Vor meinem inneren Auge erscheint ein fettes Kaninchen auf einem Siegertreppchen, dem eine Barbie im Tennisdress einen Pokal überreicht. Schnell schiebe ich das Bild zur Seite und versuche, die Meldung in eine halbwegs verständliche Form zu bringen.
    Geschafft. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich schleunigst zur Redaktionssitzung gehen sollte, wenn ich nicht zu spät kommen will.
    Gespannt warte ich nach der Sitzung auf die Aufgabe, die
Wefi
mir angekündigt hat.
    »Sonja braucht Unterstützung«, brummt er nur und schickt mich in die Anzeigenannahme. Anzeigen? Das ist so ziemlich der langweiligste Job, den sie in der Redaktion zu vergeben haben. Wie soll ich Karriere als Journalistin machen, wenn ich meine Zeit bei den Anzeigen verplempere?
    »Haben wir denn keine Außentermine?«
    »Ich habe Sonja schon versprochen, dass du ihr hilfst. Aber räum erst schnell hier auf.«
Wefi
ist schon auf dem Weg zur Tür.
    »Natürlich«, sage ich und greife seufzend nach den leeren Tassen, um sie in die Küche zu bringen. Traumjob ade. Tischabräumen kann ich auch zu Hause.
    In der Anzeigenannahme ist heute der Teufel los. Massenweise Anzeigen trudeln ein, meistens elektronisch per Kontaktformular, zum Teil aber auch telefonisch, und müssen geordnet, sortiert und abgerechnet werden. Erscheinungstag für die Kleinanzeigen ist immer Samstag, Annahmeschluss Mittwoch, und irgendwie scheint die halbe Stadt ganz dringend heute noch eine Anzeige aufgeben zu wollen. Ich kopiere, sortiere und irgendwann verschwimmen mir die Buchstaben vor den Augen. Ich brauche einen Kaffee. Dringend.
    Ich stehe gerade vor der vollautomatischen Kaffeemaschine und warte auf mein Getränk, als
Wefi
plötzlich neben mir auftaucht.
    »Da bist du ja, ich hab dich gesucht.«
    Ich habe nicht wirklich Lust, ihm zu antworten. Ein bisschen nehme ich es ihm übel, dass er meine Karriere torpediert, indem er mich in die Anzeigen abschiebt. Als mein Kaffee fertig ist, mache ich
Wefi
schweigend Platz.
    Er greift sich

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