Herzschlagzeilen
Jungs, die ich vom Sehen her kenne. Wahrscheinlich Klassenkameraden von Marc. Sie bedienen eine Zapfanlage und schenken Getränke aus. Laute Musik dröhnt aus den Boxen an der Wand, überall stehen Leute herum und unterhalten sich. In der Mitte tanzen ein paar Mädels, die alle so aussehen wie die Blondine von der Tennishomepage. Vermutlich Marcs Groupies, schießt es mir durch den Kopf, und diesmal macht der Gedanke mich kein bisschen eifersüchtig. Die Sache mit Marc ist wohl durch und das fühlt sich gerade verdammt gut an. Ich kämpfe mich bis zur Theke vor. Einer der Jungs, der offensichtlich bereits mächtig vorgeglüht hat, beugt sich über den Tresen.
»Hey, Süße, was darf ’s denn sein? Ich stehe heute Abend hier, um alle deine Wünsche zu erfüllen«, sagte er lallend und zwinkert mir zu.
»Dann bin ich mal gespannt, ob du eine ganz normale Cola hinkriegst«, antworte ich so cool wie möglich.
Der Typ schwankt ein bisschen, dann grinst er von einem Ohr zum anderen.
»Eine Cola, jawohl, mit Schuss oder ohne Schuss?«
»Einfach nur eine Cola. Geht das?«, frage ich zuckersüß und der Kerl nimmt eine Cola aus dem Eisschrank und reicht sie mir. Ich verdrehe die Augen und suche nach dem Öffner. Dann lasse ich mich auf einen der Barhocker gleiten, nippe an meinem Getränk und beobachte die Leute. Wo Marc wohl gerade steckt? Da entdecke ich in der hinteren Ecke des Raums eine Wendeltreppe, die eifrig frequentiert wird. Dort ist also der Aufgang zur Dachterrasse. Ich rutsche von meinem Hocker und schlendere in Richtung der Treppe. Das möchte ich mir schon gerne genauer ansehen. Langsam erklimme ich Stufe um Stufe. Von oben schlägt mir laue Sommerluft entgegen. Als ich die Terrasse betrete, bleibe ich für einen Moment staunend stehen. Von hier hat man wirklich eine wunderbare Aussicht über den ganzen Fluss. In einer Ecke der Terrasse sitzen ein paar Leute zusammen auf dem Boden und rauchen. Zwei Mädchen lehnen am Geländer und tuscheln miteinander. Ich denke an Nina. Ich hätte sie jetzt gern dabeigehabt.
Du bist nicht hier, um dich zu amüsieren, Isa Heimbucher,
rufe ich mir ins Gedächtnis.
Du hast einen Job zu erledigen. Und dazu gehört, dass du Marc jetzt endlich mal findest. Wie willst du ihn bewachen, wenn du keine Ahnung hast, wo er steckt?
Ich will gerade losgehen und ihn suchen, als ich höre, wie einige seinen Namen rufen. Die Rufe kommen von unten, von der Uferwiese. Neugierig beuge ich mich über das Geländer. Auf der großen Wiese neben dem Bootshaus ist ein riesiger Holzstapel aufgeschichtet worden. Darum stehen einige Leute und skandieren Marcs Namen. Und dann sehe ich ihn. Ein Stich durchfährt mich bei seinem Anblick. Ein kleiner fieser Stich, der mir sagt:
Schau ihn dir an, Isa Heimbucher, du hättest ihn haben können. Aber du musstest dich ja benehmen wie ein kleines Mädchen. Jetzt bist du ihn wohl für immer los.
Marc sieht umwerfend aus. Einfach nur umwerfend. Er trägt helle Bermudashorts und dazu wieder ein kurzärmeliges schwarzes Hemd. Das Hemd hat er fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. Er sieht sportlich aus, durchtrainiert, einfach souverän. In seiner Hand hält er eine brennende Fackel. Die Flammen lassen seine Augen leuchten und selbst seine schwarzen Haare glänzen unter dem Schein des Feuers. Marc schwenkt die Fackel ein paarmal und die Leute auf der Dachterrasse klatschen und jubeln. Auch unten strömen jetzt immer mehr Leute aus dem Haus, um ihm bei seiner kleinen Showeinlage zuzusehen. Er hält die Fackel hoch über den Kopf, dann wirft er sie mit Schwung in den Holzstapel. Sofort entzündet sich das sicher vorher gut mit Benzin getränkte Holz und fängt an zu brennen. Alle um mich herum applaudieren. Ich kann meine Augen nicht von Marc wenden. Als er kurz hochschaut, treffen sich unsere Blicke. Ich zucke automatisch ein Stück zurück. Ob er mich von da unten erkannt hat? Das Feuer lodert inzwischen hell. Mittsommernacht, denke ich. Was für ein schönes Datum für einen Geburtstag.
Ich nehme meine Cola und will wieder nach unten gehen. Als ich die Wendeltreppe gerade betrete, sehe ich jemanden nach oben kommen. Jemanden mit schwarzen glänzenden Locken. Mein Herz setzt für einen Schlag aus, dann mache ich einen Schritt zurück auf das Dach, um Marc Platz zu machen.
»Habe ich doch richtig gesehen«, sagt er statt einer Begrüßung. »Was machst du denn hier?«
Besonders begeistert klingt er nicht, fällt mir auf. Das macht es mir leichter.
»Ich wurde
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