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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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für Papa gesucht, weil er nie Zeit für sie hat? Ich wage nicht, ihn danach zu fragen.
    »Und jetzt?«, frage ich ihn stattdessen leise.
    »Jetzt hat Mama das einzig Richtige getan«, sagt Papa und sieht mich an. »Sie hat die Flucht nach vorn ergriffen.«
    Ich starre ihn an. Papa weiß von der Sache und findet sie auch noch richtig?
    »Aber …«, ich suche nach den passenden Worten, »aber bist du denn nicht total sauer darüber?«
    Papa zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. »Warum sollte ich denn sauer sein? Es ist natürlich ein Riesenzufall, dass dieser Dr. Menges die Stadt verlassen will, aber Mama hat den Zufall im richtigen Moment erkannt und zugeschlagen.«
    Ich verstehe nur noch Bahnhof. Und offensichtlich sieht man mir das auch an, denn Papa lacht plötzlich auf.
    »Entschuldige. Du hast vermutlich keine Ahnung, wovon ich rede, oder?«
    Ich schüttele nur benommen den Kopf. Und dann holt Papa tief Luft und erzählt mir alles.
    Dr. Menges ist der Eigentümer des Hauses, in dem sich auch die Buchhandlung befindet, in der Mama arbeitet. Und weil er regelmäßiger Kunde der Buchhandlung ist, hat er Mama so ganz nebenbei erzählt, dass er demnächst einen Job im Ausland annehmen wird und wegzieht. Mama hat ihn sofort gefragt, was er denn mit der Wohnung über dem Buchladen macht. Und da hat dieser Dr. Menges ihr wohl die Wohnung gezeigt, und sie haben gemeinsam beschlossen, dass wir – also meine Familie – sie mieten können. Papa erzählt, dass Dr. Menges sogar richtig froh darüber war, dass jemand die Wohnung mietet, den er bereits gut kennt. Und aus lauter Dankbarkeit hat er Mama eingeladen, ihn zu der Vernissage zu begleiten. Mama hatte ihm wohl erzählt, dass sie sich sehr für Kunst interessiert.
    Als Papa fertig ist, bin ich total verwirrt.
    »Wir ziehen um?«, ist das Erste, das ich frage. Papa nickt.
    »Ja. Wir wollten es euch erst sagen, wenn der Mietvertrag endgültig unterschrieben ist. Wir ziehen um. In die Wohnung direkt über dem Buchladen.«
    Ich kenne das Haus mit dem Buchladen. Sehr groß ist es nicht.
    »Wie viele Wohnungen gibt es dort?«, frage ich.
    »Nur diese eine«, antwortet Papa. »Das ist ja das Tolle. Wir werden fast so etwas wie ein eigenes Haus haben. Und vor allem«, fügt er nach einem Blick in mein Gesicht hinzu, »einen eigenen Garten. Und natürlich bekommt jede von euch wieder ein eigenes Zimmer.«
    Papa grinst zufrieden wie ein Honigkuchenpferd und auch ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Ein eigenes Zimmer klingt verdammt gut. Aber dann fällt mir wieder ein, warum es mir eigentlich schlecht geht, und mir entfährt ein Seufzen. Papa schaut mich an.
    »Möchtest du jetzt nicht doch darüber reden?«
    Ich nicke und schlucke und dann sprudelt alles aus mir heraus. Okay, fast alles. Ich erzähle ihm von Marc und von unserem Besuch auf der Vernissage. Ich erzähle davon, wie ich Marc geküsst habe und Luke uns dabei erwischt hat. Als ich Papa erzähle, dass ich Mama dort zusammen mit einem fremden Mann gesehen habe, nimmt er mich in den Arm. Was ich nicht erzähle, ist die Sache mit der Entführung. Ich kenne Papa. Er würde sich wahnsinnig aufregen. Aber ich erzähle ihm vom Kino. Nicht in allen Einzelheiten, aber eben doch, dass Marc und ich uns gestritten haben und dass ich weggelaufen bin.
    Als ich fertig bin, überlegt Papa einen Moment. Dann fragt er: »Liebst du diesen Marc?«
    Überrascht sehe ich ihn an. Liebe? Marc? Nein. Langsam schüttele ich den Kopf. Ich liebe Marc nicht, das weiß ich. Ich habe mich nach seinen Zärtlichkeiten gesehnt, ja. Auch wenn es mir im Kino zu viel geworden ist, habe ich seine Küsse, seine Berührungen, das Gefühl, von ihm begehrt zu werden, doch sehr genossen. Aber Liebe war das ganz sicher nicht.
    Papa nickt nur.
    »Möchtest du denn weiter Journalistin werden?«
    Diesmal überlege ich nicht lange. Ich nicke sofort.
    »Weißt du, manchmal sind unsere Ziele nicht sofort und auf dem direkten Weg zu erreichen«, sagt er dann. »Manchmal muss man ein paar Hindernisse überwinden. Oder eben einen Umweg gehen. Wichtig ist einfach nur, dass man sie im Blick behält. Dass man seine Träume nicht vergisst. Wie lange der Weg dahin dauert, spielt gar keine Rolle.«
    Dankbar sehe ich Papa an.
    »Okay«, Papa steht auf, »ich geh dann mal ein bisschen die Küche aufräumen. Und du bleibst am besten mal einen Tag im Bett.« Er grinst mich an. »Wenn ich es mir recht überlege, siehst du tatsächlich ein bisschen blass um die Nase aus. Man

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