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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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Schneidezahn eine Macke. Die leicht schiefe Nase ist mit Sommersprossen übersät, und auf seinen Wangen zeigen sich dunkle Bartstoppeln. Er sieht nicht klassisch gut aus, hat aber ein niedliches Grinsen.
    »So schlimm verfahren haben Sie sich gar nicht«, sagt er. »Sie sind gerade in eine unserer Koppeln gefahren.« Er streckt die Hand durchs Fenster, und wir begrüßen uns. »Ich bin Tristan Mitchell. Und Sie sind bestimmt Katy Carter.«
    »Ich fürchte ja«, sage ich düster. Das ist nicht die bevorzugte Methode, seinen künftigen Chef zu beeindrucken.
    Tristan öffnet die Tür. »Es ist nur ein paar Minuten Fußweg bis zum Hof. Ich rette Ihren Wagen, gehen Sie schon mal vor. Oma kann Unpünktlichkeit nicht ausstehen.«
    »Danke.« Ich springe aus dem Wagen. Als ich draußen bin, sehe ich, dass Tristan enge beige Reithosen trägt, die seine schlanken sehnigen Schenkel gut zur Geltung bringen. Mads hat recht. Der Bursche ist sexy. Sie hat allerdings vergessen zu erwähnen, dass er offenbar kaum älter ist als achtzehn. Im Ernst! Er sieht aus, als könnte er in einem meiner Abschlusskurse sitzen und den jambischen Versfuß erörtern. Ich habe allmählich echt den Eindruck, dass die Landluft Maddy nicht guttut.
    Um eine lange und höchst unangenehme Geschichte kurz zu machen: Nach knapp zwanzig Minuten sitze ich wieder im Minibus. Tristan könnte eine Figur aus den Romanen von Jilly Cooper sein, aber seine Großmutter wäre von Stephen King ersonnen worden.
    Oder anders ausgedrückt: Sie ist der blanke Horror.
    »Katy Carter?«, bellt sie, als ich auf den Hof gehetzt komme. »Sie sind zu spät dran!«
    »Ja, tut mir leid!«, keuche ich. »Aber …«
    »Kein Aber, Mädchen! Zeit ist kostbar! Ich bin Mrs M. Mir gehört der Reiterhof. Du kannst doch reiten, nicht wahr?«
    »Na ja, ich habe …«
    »Ja oder nein?«, raunzt sie mich an. »Na los doch! Bisschen plötzlich! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!«
    »Ja«, sage ich unsicher. Und bevor ich mich’s versehe, kriege ich einen Sturzhelm auf den Kopf gerammt und werde in eine Art Rüstung gepackt, die meine armen Möpse quasi am Rücken rausdrückt. Ich muss aussehen, als sollte ich gleich aus einer Kanone geschossen werden.
    »Los geht’s!«, bellt Mrs M, die nun ein riesiges graues Pferd aus einem Stall führt. »Das ist Spooky. Hoch mit dir, und nun zeig mal, was du kannst!«
    An diesem Punkt des Geschehens hätte ich eigentlich dankend ablehnen und mit noch unversehrtem Stolz meiner Wege gehen sollen. Aber irgendetwas an Mrs M lässt keinen Widerspruch zu. Sie trägt altmodische Ballonreithosen aus den Fünfzigern, mit denen sie mühelos als SS-Gruppenführer durchgehen könnte. Fehlt nur noch das Hakenkreuz. Und es gefällt mir auch gar nicht, wie sie mit der Reitgerte an ihre Stiefel schlägt.
    »Hopp, hopp!«, knurrt Mrs M und hebt mich so ruckartig aufs Pferd, dass ich beinahe auf der anderen Seite wieder runterfalle. »Bein rüber!«
    Von da an geht’s buchstäblich bergab. Ich halte mich nicht mal fünf Sekunden auf dem Pferderücken, weil Spooky sich schwungvoll aufbäumt, worauf ich durch die Luft segle und unsanft auf dem Rücken lande. Mrs M schnalzt missbilligend mit der Zunge und schiebt mich wieder auf das Pferd – mit dem Ergebnis, dass ich ein weiteres Mal in die Umlaufbahn geschossen werde.
    »Ich gebe auf!«, ächze ich nach dem dritten Fiasko.
    »Aufgeben?«, ruft Mrs M angewidert. »Was ist nur mit euch jungen Leuten los? Ich bin bei der Hofreiterei ausgebildet worden, Mädchen, und damals gab es kein Aufgeben. Reiterin ist man erst nach sieben Stürzen! Aufs Pferd!«
    Sieben Stürze? Bis dahin bin ich tot. Mein Po ist jetzt schon verunstaltet.
    »Tut mir leid«, sage ich. »Ich glaube, daraus wird nichts.«
    Und ich nehme die Beine in die Hand, während Mrs M etwas über die heutige Jugend und ihr mangelndes Pflichtgefühl vor sich hin knurrt. Nun, da irrt sie sich aber gewaltig. Ich fühle mich zum Beispiel nachhaltig verpflichtet, mir nicht das Genick zu brechen.
    Als ich wieder am Minibus ankomme, stelle ich erleichtert fest, dass Tristan ihn aus der Hecke manövriert und gewendet hat. Aber von dem jungen Mann selbst keine Spur.
    Merkwürdig.
    Ich öffne die Tür und steige vorsichtig ein. Meine Knochen schreien Zeter und Mordio, und ich habe Schmerzen an Stellen, von denen ich bislang noch gar nichts wusste. Ich muss wohl der traurigen Tatsache ins Auge blicken, dass man mit annähernd dreißig nicht mehr richtig abfedert.
    »Huch!«,

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