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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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nicht, wie ich das ohne dich durchstehen soll.«
    Vielleicht sollte ich ihr lieber gestehen, dass ich nach London zurückwill.
    »Ich muss dir was sagen«, fange ich an.
    »Oh Gott.« Mads fängt wieder zu weinen an, und die Tränen tropfen in ihren Cognac. »Du willst nach Hause zurück, oder? Du willst abreisen? Wie soll ich das nur aushalten? Erst Richard und nun du. Ich bin völlig allein. Und wenn Richard mich verlässt, werd ich auch nie ein Kind haben!«
    »Ein Kind?«
    »Richard und ich haben immer gesagt, wenn er eine Pfarrei hat, wollen wir ein Kind. Aber seit er seine eigene Gemeinde hat, rührt er mich nicht mehr an. Wir hatten seit Monaten keinen Sex mehr! Wie soll ich ein Kind kriegen, wenn mein Mann mich nicht mehr anfassen will? Sondern irgendeine Schlampe namens Isabelle vögelt? Ich muss Richard dringend von hier weg ins Sandals locken.«
    Ich bin ernsthaft besorgt. Ich kenne Mads seit über zehn Jahren und habe sie noch nie so aufgelöst erlebt. Als sie das Wort »Kind« ausspricht, liegt der fanatische Blick religiöser Eiferer in ihren Augen. Diesen Blick habe ich bei zahllosen Freundinnen und Kolleginnen gesehen, kurz bevor sie dann auf Nimmerwiedersehen schwanger davonwatschelten in eine Wildnis aus Windeln und wunden Brustwarzen.
    »Kinder werden vollkommen überschätzt«, bemerke ich und denke dabei an Wayne Lobb und Konsorten. »Ich weiß, wovon ich rede, ich bin Lehrerin.«
    »Du verstehst das nicht. Wenn man ein Kind will, kann man nichts dagegen tun. Ich kann dir das nicht erklären, Katy, es ist ein sehr mächtiges Gefühl.«
    »Merke ich.«
    »Und«, fährt sie fort, »wenn man den Mann fürs Leben gefunden hat, ist es auch das natürlichste Gefühl der Welt. Du wirst merken, Katy, wenn du den richtigen Partner hast.«
    Man kann mir wohl nachsehen, dass ich nicht ausflippe vor Begeisterung. Es ist wahrscheinlicher, dass ich als Großbritanniens nächstes Topmodel gekürt werde, als dass ich einen Mann fürs Leben finde.
    »Liebst du Richard denn noch?«, frage ich. »Obwohl du glaubst, dass er dich betrügt?«
    »Aber natürlich.« Nun schaut Maddy mich an, als sei ich die Verrückte. »Wenn man jemanden liebt, ist man bereit, an allem zu arbeiten. Ich war auch nicht immer die Idealfrau.«
    So viel zu dem Plan, Richard mit einer stumpfen Schere seiner Eier zu berauben. Chaucer hat recht: Liebe ist tatsächlich blind.
    »Wir müssen Richard beobachten und rausfinden, was er treibt«, beschließt Mads. »Und du hilfst mir, ja?«
    »Na klar«, höre ich mich sagen.
    Was! Wo kam das denn her?
    Mads umarmt mich und drückt mich derart fest, dass meine Rippen um ihr Leben fürchten. »Ich hab dich so lieb! Du bist die beste Freundin, die es gibt! Eigentlich hab ich dich gar nicht verdient!«
    Ich umarme sie auch. Die Flucht nach Hause muss aufgeschoben werden. Zumindest bis ich weiß, was mit Richard los ist. Und ich schwöre bei Gott: Wenn er Maddy tatsächlich betrügt, wird er es bereuen.
    Eierabsäbeln ist Pipifax im Vergleich zu dem, was den Mann dann erwartet.
    Das Nervigste an der Provinz ist, dass es überall gleich aussieht. Die Straßen sind kaum breiter als ein Auto und von hohen dichten Hecken gesäumt, so dass man Dornröschens Schloss dahinter vermuten könnte. Und was Wegweiser angeht: Ich glaube, nach dem Krieg hat man sich nicht mehr die Mühe gemacht, welche aufzustellen.
    Kurz und gut: Ich habe mich verfahren. Und habe nicht den blassesten Schimmer, wo ich bin.
    Ich schaue auf meine Uhr. Fünf vor halb zwölf. In fünf Minuten bin ich mit Tristan Mitchell verabredet, und ich habe nicht die geringste Ahnung, wo ich mich gerade befinde. Ich könnte im Grunde überall im südwestlichen Cornwall sein. Wahrscheinlich wird man mich in fünfzig Jahren finden – ein Skelett in uralten Reithosen am Steuer eines Kirchenbusses voller Sextoys in Bibelkartons.
    »Elende Scheiße«, murmle ich vor mich hin und drehe Mads’ Skizze auf den Kopf, damit sie vielleicht mehr verrät. Tut sie aber nicht. »Wo bin ich bloß?«
    Ich bin nicht eben schwungvoll in den Tag gestartet, was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass ich wegen der nächtlichen Cognac-Sauferei und den endlosen Erörterungen, ob Richard nun eine Affäre hat oder nicht, dröhnende Kopfschmerzen habe. Mads und ich haben das Thema so lange ausgiebig diskutiert, bis wir uns gegenseitig davon überzeugt hatten, dass Isabelle vermutlich ein altes Muttchen im Altersheim der Heilsarmee ist und Richard Geld für die Kollekte

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