Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
wieder küssen, geschieht etwas sehr Sonderbares. Ich könnte schwören, dass unter uns plötzlich eine Hummerschere durch die Wellen bricht und uns zuwinkt, bevor sie erneut in den Tiefen des Ozeans verschwindet.
Ich mache Anstalten, es Ollie zu sagen, lasse es aber dann doch bleiben.
Wir wissen ja Bescheid über meine ausgeprägte Fantasie.
Aber als Ollie seine Finger mit den meinen verschränkt und mich zur Mermaid zurückführt, wo die Lichterketten glitzern und Mads, Guy und Frankie aus dem Fenster lehnen und uns zujubeln, weiß ich, dass ich mir nicht einmal in meinen wildesten Träumen und in meinen schmalzigsten Jake-und-Millandra-Szenen hätte vorstellen können, dass man so glücklich sein kann.
Es fühlt sich nicht an wie auf der Achterbahn.
Oder als ertrinke man in Augen, die so tief sind wie ein See.
Oder wie irgendein anderes dieser alten Klischees.
Von Ollie geliebt zu werden ist millionenfach besser.
Es fühlt sich an, als käme ich nach Hause.
Epilog
Sechs Monate später
S chnell!«, schreit Mads. »Hört auf zu knutschen, ihr beiden, und kommt endlich! Es geht los!«
Ollie und ich fahren verlegen auseinander. Wir hatten eigentlich den Auftrag, die Pringles und die Dips in Schalen zu verteilen. Aber dann sah Ollie so schnucklig aus, als er sich vorbeugte, um in den Kühlschrank zu spähen, dass ich seinen süßen Po angrapschen musste. Ganz ehrlich, die Liebe macht höchst sonderbare Sachen mit mir. Es gab mal eine Zeit in meinem Leben, da hätte ich die Pringles verführerischer gefunden.
»Und bringt auch noch eingelegte Rote Bete mit«, ruft Mads. »Und Kondensmilch!«
Ollie verzieht das Gesicht, und ich muss zugeben, dass ich unter leckerem Knabberzeug auch was anderes verstehe als in Kondensmilch getunkte Rote Bete, aber Mads kann von beidem nicht genug kriegen.
Die Freuden der Schwangerschaft.
»Danke, ihr Schätze«, sagt sie mit leuchtenden Augen, als Ollie die Schalen vor ihr abstellt. »Das Kleinchen hier kann gar nicht genug davon kriegen.« Mit einer Hand reibt sie ihren Kugelbauch, während sie sich mit der anderen ein Stück Rote Bete angelt.
»Rutsch mal«, befiehlt Richard und setzt sich neben sie aufs Sofa. »Ich bin schon ganz gespannt. Du nicht auch, Katy?«
»Doch, klar«, antworte ich. Offen gestanden bin ich eher furchtbar nervös. Wenn es nun völlig missraten ist?
»Es ist bestimmt klasse«, meint Ollie, lässt sich in einen Sitzsack plumpsen und zieht mich auf seinen Schoß. »Entspann dich.«
Guy, der eng umschlungen mit meiner Schwester Holly im Sessel sitzt, hebt seine Bierdose. »War super, bei den Dreharbeiten zuzuschauen. Haufenweise tolle Titten.«
Holly zieht ihm scherzhaft eins mit der Wissenschaftszeitung über. Dabei rutscht ihr die Brille fast von der Nase, und sie schiebt sie wieder hoch. »Guy! Du bist furchtbar!«
Aber sie lacht, als sie das sagt.
Das Leben ist auf jeden Fall eigenartiger als alles, was ich mir hätte ausdenken können. Bei Jewells Party muss Magie gewirkt haben, denn ihr Paar-Spiel hat einige sehr spezielle Konstellationen hervorgebracht. Im Traum wäre ich nicht darauf gekommen, dass meine prüde Schwester sich aus den hohen Rängen der Wissenschaft zurückziehen und zu Guy nach Tregowan kommen würde, aber die beiden scheinen im siebten Himmel zu sein. Guy fährt zum Fischen raus und kurbelt den Umsatz der Mermaid an, während Holly in Plymouth Vorlesungen hält und seine Buchhaltung erledigt.
Noch absurder ist das Gerücht, dass James und Nina sich an diesem Abend gefunden haben. Ed zufolge hat Nina ein Vermögen verdient, als sie mit Domestic Divas an die Börse ging, und damit hat sie dann James’ Schulden abbezahlt. Aber gerissen, wie sie ist, hat sie James das Geld nur geliehen, so dass sie jetzt nicht nur die Hosen, sondern sozusagen den ganzen Anzug anhat. Entzückendes Paar. Ich weiß gar nicht, wer mir mehr leidtun soll. Cordelia vielleicht? Nina hat eine Zunge wie ein Samuraischwert, und ich kann mir schlecht vorstellen, dass sie sich herumkommandieren lässt.
Wenn diese beiden aneinandergeraten, wäre ich wirklich gerne mal Mäuschen.
»Es geht los!« Ollie zieht mich an sich, während der Vorspann läuft. Die mystische Musik von Enya ertönt, und auf dem Bildschirm erscheint eine nebelverhangene Moorlandschaft. Man hört das Rumpeln von Rädern, Hufgeklapper und das Klirren von Pferdegeschirr. Eine Kutsche erreicht die Kuppe eines Hügels. Die Kamera schwenkt nach links auf einen maskierten einsamen
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