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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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Tränen für abends auf, wenn alle im Bett sind. Dann kann ich in Ruhe an Ollie denken und in mein Kissen heulen. Das Meer säuselt und rauscht und raunt, bis ich irgendwann einschlafe und ruhelose Träume habe. Ich kann mich nicht mal mit meinem Roman befassen, um mich zu trösten, weil der elende Seb mein Manuskript an sich gerissen hat und ich nicht die Kraft habe, ein neues Buch anzufangen.
    Wenn ich ganz ehrlich bin, fällt mir ohnehin kein Liebesthema mehr ein.
    Nachdem die Gäste alle verschwunden waren, trug Guy meine arme alte Tante behutsam nach oben in ihr Schlafzimmer. Wir machten Anrufe, ein Arzt kam, dann ein Krankenwagen. Die Abläufe nach einem Todesfall funktionierten reibungslos, während ich zitternd in einem Designersessel hockte, ein Cognacglas umklammerte und Jewells kalte runzlige Hand festhielt.
    In der Stille von Jewells Zimmer benahmen sich alle völlig ungeniert. Guy rauchte aus dem Fenster, Gabriel und Frankie hatten ihren Streit vergessen und hielten sich in den Armen, und meine Eltern rollten sich einen Joint. Die anderen Gäste fuhren nach Hause, und von unten hörte man Geschirrklappern, als die Caterer ihre Utensilien einsammelten.
    Eine Lampe mit Fransenschirm neben Jewells Bett spendete ein wenig tröstliches Licht. Die Hunde lagen mit traurigem Blick draußen im Flur, den Kopf auf die Pfoten gebettet. Richard Lomax telefonierte mit Bestattern und murmelte Gebete, was mich wider Willen zum Lächeln brachte. Jewell hätte es gigantisch gefunden, dass Ozzy Osbourne für sie betete.
    »Es ist meine Schuld«, sagte Gabriel, kreideweiß im Gesicht. »Ich habe sie aufgeregt. Ich war so besessen von …«
    Ich schwieg, denn in dieser Situation hätte ich ihm beipflichten müssen.
    »Nein, es ist nicht deine Schuld«, sagte Frankie beruhigend. »Mach dir keine Vorwürfe.«
    »Doch, es stimmt.« Tränen glitzerten in Gabriels lavendelblauen Augen. »All die Lügen und die Täuschungen. Dafür bin nur ich verantwortlich.«
    »Ich frage mich, was Jewell verkünden wollte«, sagte Mads, die sich an meine Beine gekuschelt hatte. »Sie wollte doch irgendwas bekannt geben.«
    Ich zuckte die Achseln. »Das werden wir wohl nie mehr erfahren.«
    Guy stand am Fenster. Seine Schultern waren angespannt, und mit einer Hand umklammerte er so verkrampft das Fensterbrett, dass seine Knöchel weiß wurden. Seit Jewells Tod hatte er Kette geraucht, eine stinkende selbstgedrehte Zigarette an der nächsten angezündet. Jetzt drückte er die letzte mit einem Seufzer aus und warf die Kippe aus dem Fenster. Kleine Fünkchen flogen durch die Dunkelheit.
    »Ich kann euch sagen, was sie verkünden wollte«, sagte er langsam. »Sie hat es mir vorher erzählt.«
    Ich wusste schon, dass Jewell und Guy sich in den letzten Monaten angefreundet hatten. Jewell hatte es fantastisch gefunden, mit ihm auf der Dancing Girl aufs Meer hinauszufahren und in seiner Begleitung mit anderen Fischern in der Mermaid zu bechern. Da ich meine exzentrische Tante gut kannte, hatte es mich gewundert, wie der derbe Guy mit ihr zurechtkam. Andererseits hatte Jewell immer erklärt, Alter sei nur eine Zahl. Für sie zählte nur der Mensch selbst, nichts sonst.
    »Sie hatte ein Problem mit der Arterie hier am Hals.« Guy betastete die Ader an seinem eigenen Hals. »Sie war verstopft.«
    »Die Halsschlagader«, warf Richard ein, der auch in so einer Situation noch als Besserwisser auftreten musste.
    »Richtig.« Guy nickte. »Die war von irgendwelchem Zeug verstopft, so dass nicht genug Sauerstoff ins Gehirn gelangte. Die Ärzte hatten ihr gesagt, man könne operieren, aber es sei riskant. Es könne gut gehen, oder aber sie würde nicht mehr aufwachen. Jewell war eine Weile in einer Klinik und hat alles genau untersuchen lassen. Und sich dann gegen die Operation entschieden. Sie wollte die Zeit, die ihr noch blieb, genießen. Jede einzelne Sekunde, hat sie gesagt.«
    Ich schlug die Hand vor den Mund. »Und ich dachte, sie sei in einer Schönheitsfarm!«
    »Sie hätte jeden Moment sterben können«, fuhr Guy fort. »Das ließ sich nicht einschätzen. Es hätte noch Monate oder Jahre gutgehen können. Am wichtigsten war ihr jedenfalls, die Zeit in vollen Zügen auszukosten.« Seine Augen wurden feucht. »Auf See haben wir viel darüber gesprochen. Da draußen bekommt man einen Blick dafür, was wirklich wichtig ist im Leben.«
    »Und das wollte sie jetzt allen erzählen?«, fragte ich.
    Guy spreizte die Hände. »Vielleicht nicht mit so vielen

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