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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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urplötzlich ein Geräusch von sich gegeben hätte.
    Brumm-brumm-brumm macht die Kiste.
    Mir schlägt das Herz bis zum Hals.
    Brumm-brumm.
    Ich schaue mich schuldbewusst um. Was habe ich angerichtet? Was habe ich kaputt gemacht? Garantiert irgendetwas Teures, das Richard gehört, womit mein ohnehin schon besudeltes Schönschreibheft einen weiteren Fleck abkriegt. Was soll ich tun?
    Gerade verstehe ich Pandora sehr gut, als sie die Büchse öffnete, denn es juckt mich in allen Fingerchen, diese Kiste aufzumachen. Ich kann sie ja nicht einfach weiterbrummen lassen, oder? Im Grunde tue ich Richard einen Gefallen, indem ich das Ding abschalte und so die Batterien schone. Ich bin nicht neugierig. Nur hilfreich.
    Ehe ich mir Einhalt gebieten kann, zerre ich die Kiste unter dem Bett hervor. Das Brummen wird lauter. So wie ich mein Glück kenne, ist es wahrscheinlich eine Riesenhornisse.
    Ich klappe die Kiste auf.
    Oh. Mein. Gott.
    Riesig ist das Ding.
    Aber es ist weder Wespe noch Hornisse.
    Schön wär’s.
    Was da aufgebracht vor sich hin brummt, ist der größte Vibrator, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Nicht dass mir schon besonders viele unter die Augen gekommen wären. Und es ist übrigens nicht nur einer. Die Kiste ist voller Vibratoren in allen erdenklichen Farben und Formen. Einige sind mit real wirkenden Adern ausgestattet (weshalb nur?), andere sind quietschrosa, ein besonders furchterregendes Exemplar ist ein fünfundzwanzig Zentimeter langes schwarzes Plastikteil mit drehenden Stacheln. Ich glotze so fasziniert wie entsetzt auf das Teil.
    Ich bin ein Mädel des 21. Jahrhunderts, ziemlich unverkrampft, und ich war auch schon mal im Sexshop. Na gut, ich habe meine Kapuze aufbehalten. Könnt ihr euch denken, wie mein Leben in der Schule ausgesehen hätte, wenn Wayne Lobb und Co. ihre Englischlehrerin beim Testen von Körperfarbe mit Schokogeschmack oder beim Herumspielen mit Vaginalkugeln ertappt hätten? Für die Mädels aus Sex and the City mag es richtig sein, in New York nach Lust und Laune ihre Fantasien auszuleben; die müssen auch nicht mit Teenagern umgehen, deren Hormone so entfesselt sind, dass man sie förmlich mit Händen greifen kann. Nichts kann einem so nachhaltig die Lust auf Sex vergällen wie der Lehrerberuf – so unbeschreiblich abstoßend ist die Vorstellung, dass man dabei womöglich selbst einen Teenager erzeugt.
    Ich weiß also Bescheid über Vibratoren; allerdings bin ich noch nie zuvor einem begegnet. Und das Teil hier ähnelt ohnehin weniger einem Vibrator als vielmehr einer Massenvernichtungswaffe. Mir kommen schon beim bloßen Anschauen die Tränen.
    Wieso hat Mads eine Kiste mit Sexspielzeug unter dem Bett versteckt? Sie hat mir immer erzählt, ihr Sexleben mit Richard sei super. Ich würde mir zwar lieber mit einer Zange die Nägel rausziehen, als mit dem Reverend zu vögeln, aber Mads behauptet, unter der Soutane sei Richard ein Liebesgott. Und ich war davon ausgegangen, dass sie ihn vor allem deshalb geheiratet hat.
    Wegen seines Humors kann es jedenfalls nicht gewesen sein.
    Dann kommt mir ein grauenhafter Gedanke. Wenn dieses Zeug jetzt Richard gehört? Und Maddy nichts davon weiß? So muss es sein. Sie wollte mir neulich am Telefon etwas erzählen, musste aber dann auflegen, weil Richard in die Küche kam. Vermutlich macht sie sich Sorgen, dass er eine Affäre hat. Und er tut so, als rege er sich über sie auf, um sich zu tarnen.
    Der miese Schweinehund!
    Ich bin genial im Aufklären von Verbrechen. Könnte Hercule Poirot glatt in die Tasche stecken.
    Ich greife in die Kiste und schalte den Vibrator aus.
    »Krass.« Ich schaudere.
    »Du magst den Tobenden Theo nicht?« Ich habe fast einen Herzstillstand, als Mads sich urplötzlich über mich beugt und das stachlige Ungetüm aus der Kiste nimmt. »Vielleicht ist der Hase mehr nach deinem Geschmack?« Sie wedelt mit einer rosa Variante vor meiner Nase herum. »Hat drehende Perlen zur idealen Klitorisstimulation.«
    Ach ja? Und ich dachte, Hasen hätten niedlich zuckende Nasen und flauschige Schwänzchen. Ich war eindeutig zu lange mit James zusammen. Dessen Vorstellung von aufregendem Sex bestand aus einmal Vögeln in der Wochenmitte.
    »Nun schau nicht so schockiert«, lacht Mads, schmeißt sich aufs Bett und fuchtelt mit dem Tobenden Theo herum wie Obi-Wan Kenobi mit seinem Lichtschwert. »Das soll Spaß machen. Sei doch nicht so prüde.«
    »Du weißt von diesen Teilen?« Ich möchte nur sicher sein können.

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