Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
jemand mitgenommen«, berichte ich, stelle Zwicki ab und reibe mir den schmerzenden Rücken. »Aber meine Sachen musste ich im Pub lassen.«
»Die holen wir später«, verkündet Mads leichthin und späht in die Wanne. »Das muss der berühmte Zwicki sein.«
»Eher berüchtigt«, sage ich finster. »Hat es im Alleingang geschafft, meine Beziehung mit James zu ruinieren.«
»Gut gemacht!« Maddy grinst. »Du kannst von Glück sagen, dass du diesen Arsch los bist.«
Ich öffne den Mund, um ihr mitzuteilen, dass sie es ja wohl gerade nötig hat, mich über Beziehungen mit Vollidioten zu belehren, mache ihn dann aber wieder zu. Vorerst sollte ich mich wohl wie ein vortrefflicher Gast betragen.
»Jetzt bringen wir dich erst mal irgendwo unter«, sagt Mads zu Zwicki und trägt die Wanne eine sehr schmale Treppe hinauf. »Und dann werden Mami und ich schön zusammen Tee trinken.«
»Ich bin nicht seine verdammte Mami«, murmle ich vor mich hin. Ganz im Ernst! Würde ich für jedes Mal ein Pfund kriegen, wenn ich mir wünsche, dass Ollie das verfluchte Vieh gekocht hätte, wäre ich bald so reich wie die Beckhams. Es kommt mir vor, als seien alle meine Probleme auf den Moment zurückzuführen, in dem Ollie mit dem abgefeimten Krustentier meine Wohnung betrat.
Das Pfarrhaus wirkt von innen noch winziger als von außen, wie die Tardis umgekehrt. Es ist entzückend – überall Holzböden, bunte Teppiche und niedrige Balken –, aber selbst ich muss mich auf der Treppe ducken. Das Badezimmer ist kaum größer als ein Schrank; während Mads Wasser einlaufen lässt, muss ich auf der Schwelle stehen bleiben, weil für uns beide kein Platz ist. Von hier aus kommt man zu zwei Zimmern, und eine weitere steile Treppe führt nach oben auf den Dachboden.
»Geh doch schon mal hoch und schau dir dein Zimmer an«, schlägt Maddy vor. »Ich hab es für dich saubergemacht.«
Da Mads vom Putzen so viel versteht wie ich von Atomphysik, bin ich überrascht, als ich das gemütliche Zimmerchen unter dem Dach betrete. Auf dem Doppelbett liegt eine schöne Steppdecke, und an dem winzigen Fenster hängen blau karierte Vorhänge. Mads hat sogar ein paar Blumen auf das Fenstersims gestellt und Bücher auf den Nachttisch gelegt. Die Vorstellung, nach einem Abend im Mermaid diese Treppen raufzusteigen, finde ich nicht erhebend, aber davon abgesehen ist es eine wunderbare Unterkunft. Ich knie mich in die Fensternische und schaue hinaus auf Tregowan. Und die Aussicht ist wirklich so, wie Maddy mir verheißen hat: Wellen und glitzernde Lichter. Ich kann mir gut vorstellen, wie ich mich hier verkrieche und an der Fortsetzung von Jake und Millandra arbeite, und zum ersten Mal seit Ewigkeiten bin ich richtig freudig aufgeregt. Ich weiß , dass ich hier schreiben kann, mit Maddy werde ich viel Spaß haben, und ich habe sogar schon einen romantischen Helden kennengelernt, der mir als Inspiration für mein nächstes Kapitel dient. Alles wird wunderbar sein. Ich weiß es einfach.
Das unangenehme, verdrehte Gefühl in meinem Bauch, das mich so lange begleitet hat, verschwindet, und ich fühle mich … ich fühle mich …
Ich fühle mich wieder wie ich selbst .
Mein Gott! Echt. Nicht wie Pummel, nicht wie Miss Carter oder Ollies Freundin, sondern wie ich, Katy Carter. Wie toll ist das denn?
Jewell hatte völlig recht. Hierherzukommen war genau das, was ich brauchte. Mein Leben in London war schon so lange aus dem Lot, dass ich es gar nicht mehr gemerkt habe. Gegen Ende waren James und ich keine gleichberechtigten Partner mehr – vielleicht sind wir es auch nie gewesen –, und ich habe mir viel zu lange eingebildet, ihn sowohl emotional als auch finanziell zu brauchen. Aber so angestrengt ich mich auch bemüht hätte, diese Beziehung zu verbessern – es wäre mir nie gelungen, weil wir einfach zu unterschiedlich waren. Und vielleicht war ich auch vom armen Ollie viel zu abhängig?
Höchste Zeit, dass ich mich verändere und auf eigenen Beinen stehe.
Wie Jewell schon sagte: Ich muss herausfinden, was ich selbst eigentlich will.
»Tee!«, ruft Mads und reißt mich damit aus meinen tiefschürfenden Gedanken. Von unten ist das Klappern von Tassen zu vernehmen.
»Komme!« Ich gehe rasch zur Tür, aber dabei fällt mir auf, dass unter dem Bett die Ecke einer Kiste hervorragt. Daran will ich mir nicht nachts das Schienbein stoßen, weshalb ich das Ding vollständig unters Bett schiebe. Und ich hätte mir nichts weiter dabei gedacht, wenn es nicht
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