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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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komme mir wie ein rothaariger Zwerg unter Riesen vor, als ich mich, Ellbogen und Biergläsern ausweichend, zum Tresen durchdrängle und dabei durch eine brennende Zigarette fast ein Auge einbüße. Am Tresen stelle ich mich auf die Fußleiste. Schon besser. Jetzt bin ich mindestens zehn Zentimeter größer und genieße von diesem erhöhten Aussichtspunkt den neuen Blick auf die Welt. Dennoch bin ich nur ein kleines Händchen, das inmitten einer Menschenmasse, wie man sie beim Madonna-Konzert finden würde, einen Geldschein schwenkt.
    Die Barkeeperin wirft mir einen Blick zu und lächelt mich entschuldigend an, während sie einem Fischer, der mit dröhnender Stimme Hinz und Kunz erklärt, was er von der Fischereipolitik hält, eine riesige Runde ausschenkt. Irgendwann zahlt er endlich, und ich bin dran. Während mir die Keeperin zwei Gläser sehr stark aussehenden Cider zapft, schaut sie immer wieder zwischen Gabriel und mir hin und her. Ich finde es cool, wie ihr Nasenpiercing im Kerzenlicht glitzert. Vielleicht sollte ich so was auch haben. Seit James mich nicht mehr herumkommandiert, kann ich ja tun und lassen, wozu ich Lust habe.
    Berauschender Gedanke. Vielleicht lasse ich mir auch ein Tattoo machen, eines dieser kleinen im Nacken, die er immer als vulgär bezeichnet hat. Ich könnte mir LMA James auf Sanskrit oder so tätowieren lassen. Das wäre lustig.
    »Katy! Bin hier drüben, Süße!«, ruft Gabriel. Er braucht mir das allerdings nicht mitzuteilen, da die Scharen von Urlaubern, die sich um ihn drängen, um ein Autogramm zu ergattern, seinen Aufenthaltsort eindeutig preisgeben. Ich trinke aus beiden Gläsern einen Schluck ab, um nichts zu verschütten, während ich mir einen Weg durch die Menge bahne – was leichter gesagt als getan ist. Der kleine Pub ist so gerammelt voll, dass die Londoner U-Bahn während der Rushhour dagegen ein geräumiger Ort ist.
    »Danke, meine Liebe!« Gabriel nimmt sein Glas in Empfang und geleitet mich durch das Getümmel. Ich kann einfach nicht fassen, wie bizarr das Leben sein kann. Ich meine, gestern Abend um dieselbe Zeit war ich noch in London und fürchtete, dass James wieder mit dem halben botanischen Garten im Arm auflaufen würde. Und heute Abend bin ich in einem Pub in Cornwall mit Gabriel Winters am Zechen! Das wird mir zu Hause keiner glauben.
    Ich selbst kann es kaum glauben.
    Gabriel und ich setzen uns in eine Fensternische und bewundern die Aussicht. Damit meine ich, dass er aufs Meer und die wippenden Boote hinausschaut, während ich verstohlen sein Gesicht betrachte. Wie kann jemand nur so perfekt aussehen? Sogar die goldenen Bartstoppeln an seinem Kinn sind vom Feinsten. Seltsam ist allerdings, dass ich ihn zwar ästhetisch umwerfend toll finde, mich aber nicht im Mindesten zu ihm hingezogen fühle.
    Offenbar habe ich die Trennung von James immer noch nicht verkraftet.
    »Entschuldigung.« Eine Frau in der typischen Touristenuniform – Fleecejacke und Jeans – tritt an den Tisch. »Sind Sie nicht Gabriel Winters?«
    Gabriel ist sichtlich geschmeichelt. »Gewiss doch.«
    »Dürfte ich ein Foto von Ihnen machen?« Die Touristin wedelt mit ihrer Digitalkamera. »Ich bin ein ganz großer Fan von Ihnen. Ich hab jede einzelne Folge von Jane aufgenommen.«
    »Sicher.« Gabriel lächelt. »Ich tue immer gerne etwas für meine Fans. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin.«
    Die Frau macht ihr Foto, und es blitzt. Ich fühle mich nicht ganz wohl in meiner Haut. Gabriel ist wirklich wunderschön, aber er kann auch echt ölig sein.
    »Tut mir leid«, sagt er dann zu mir, was wenig überzeugend wirkt. »Das passiert mir ständig.«
    »Sie wird bestimmt enttäuscht sein.« Ich bin immer noch geblendet von dem Blitz. »Ich bin auch mit auf dem Bild.«
    »Sie kann dich ja rausschneiden«, antwortet er, ohne das im Mindesten witzig zu meinen.
    Wie charmant! Aber vermutlich hat er recht. In letzter Zeit scheinen mich eine Menge Leute gerne aus ihrem Leben rauszuschneiden.
    Während wir unseren Cider trinken, berichtet Gabriel mir von seinem Piratenfilm, der noch in der Planungsphase ist, seiner jüngsten Romanze mit einem Serienstar und den Renovierungsarbeiten an seinem neuen Haus. Zwicki und ich hören aufmerksam eine geschlagene halbe Stunde zu, in der Gabriel nur selten Luft holt. Ich versuche ihm etwas über Das Herz des Banditen zu erzählen, aber sein Blick weicht immer wieder ab, und mir wird klar, dass er in den glänzenden Messingscheiben des Pferdezaumzeugs

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