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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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Momentan habe ich den Eindruck, mich in einem abartigen Paralleluniversum zu befinden. Ich bin nicht in einem Pfarrhaus, sondern in einem Sexshop in Soho.
    »Na klar! Die gehören mir. Na ja, nicht ganz, aber das sind unsere Demo-Modelle. Mit denen wir spielen.«
    »Es geht ja nur Richard und dich etwas an, was ihr so alles macht«, sage ich züchtig. »Tut mir leid, dass ich so neugierig war, aber die Kiste hat gebrummt.«
    »Ich und Richard?« Mads schnaubt und lacht dann so heftig, dass die grüne Schmiere auf ihrem Gesicht auf die Bettdecke tropft. »Das ist nicht dein Ernst. Kannst du dir Richard mit diesen Dingern vorstellen?«
    Äm … meine Einsichten behalte ich jetzt wohl besser für mich.
    »Der würde mich umbringen«, sagt Maddy. »Das ist nun gar nicht seine Baustelle. Aber …«, sie schaut mich an wie Paddington der Bär, »viele Leute sehen das anders. Angeblich besitzen zwei von drei Frauen einen Vibrator. Und sie müssen die Teile irgendwo kaufen können, vor allem hier in der Pampa, wo man nicht mal schnell in die Stadt fahren kann. Ganz ehrlich, Katy, es ist fantastisch! Ich habe hier den Markt erobert. Du würdest niemals glauben, wie viele unglückliche frustrierte Frauen es an diesem Ort gibt.«
    Ach was!
    Maddy hopst vom Bett und bringt sechs weitere Kisten zum Vorschein. »Und deshalb bin ich hier und mache sie glücklich. Nippelschmuck. Essbare Höschen. Schokoladenpimmel. Nie mehr langweiliger Sex.«
    Sie ist endgültig durchgedreht. Ich wusste doch, dass wir während des Studiums zu viel Dope geraucht haben.
    Mein konsternierter Gesichtsausdruck ist offenbar nicht die Reaktion, die Mads sich erhofft hat, als sie Kartons auf dem Bett aufstapelt wie eine anzügliche Weihnachtsfrau. »Findest du das nicht super? Ich werd ein Vermögen verdienen.«
    »Noch mal Klartext, damit ich das checke«, sage ich. »Du verkaufst dieses Zeug?«
    »Aber ja! Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das alles für mich selbst brauche, oder? Oh doch, das hast du gedacht!«, kreischt Maddy. »Du bist doch echt blöd. Natürlich ist das nicht meins. Du dusslige Kuh! Ich bin Vertreterin!«
    »Das ist dein Job?« Ich kann es immer noch nicht recht kapieren. »Du verhökerst Sexspielzeug?«
    »Wieso überrascht dich das denn so?«, erwidert Maddy gekränkt. »Nur weil ich verheiratet bin, muss ich doch nicht von der Hüfte abwärts gefühllos sein.«
    »Du bist mit dem Pfarrer verheiratet«, rufe ich ihr in Erinnerung und muss dabei unwillkürlich wieder auf die Vibratoren schauen. »Was hält Richard denn davon?«
    Mads schweigt, und ich wittere Unrat.
    »Er weiß es nicht, stimmt’s?«
    »Würdest du ihm das sagen? Kannst du dir vorstellen, was er davon halten würde?«
    Wir bleiben beide stumm, während wir uns dieser bedrohlichen Vision hingeben.
    »Ich glaube kaum, dass es seinem Beruf förderlich wäre«, seufzt Mads dann. »Besser heiraten, als von Begierde verzehrt werden, steht in der Bibel. Der Bischof würde vermutlich einen Herzinfarkt kriegen. Die Frau muss dem Manne untertan sein und der ganze Scheiß. Richard wäre es lieber, wenn ich mich der Sonntagsschule und dem Frauenkreis widmen würde.«
    »Die haben sich nackt fotografieren lassen«, gebe ich zu bedenken.
    »Aber sie haben kein Sexspielzeug verkauft«, erwidert Mads.
    Damit hat sie recht.
    »Jedenfalls«, fährt sie fort und tupft sich mit dem Bademantelärmel die Maske vom Gesicht, »darf Richard das nie erfahren. Das wäre das Ende unserer Ehe.«
    »Aber warum machst du es, wenn Richard es nicht will?«
    Mads steigen Tränen in die Augen. »Wo soll ich anfangen? Ich brauch erst mal ein Glas Wein, glaub ich.«
    In der Küche gießt sie mir ein Glas kalten Weißwein ein, und ich mache es mir in der Fensternische gemütlich. Draußen auf dem tintenblauen Meer wogen die Wellen. Mads lehnt sich an den Herd und lässt gedankenvoll den Wein im Glas kreisen. »Ich glaube, dass Richard eine Affäre hat.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich glaube, dass Richard eine Affäre hat. In letzter Zeit benimmt er sich so komisch. Abends ist er so gut wie nie zu Hause, und wenn er endlich kommt, scheint er nicht mit mir reden zu wollen. Sobald er daheim ist, geht er duschen und sagt dann, er sei zu müde für Sex.«
    Ich denke an James. Ist so ein Verhalten nicht ganz normal?
    »Aber so läuft das in Beziehungen«, teile ich Mads weise mit.
    »Ach, Blödsinn«, sagt sie wegwerfend. »Richard und ich hatten immer ein tolles Sexleben, aber in letzter Zeit will er

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