Herztod: Thriller (German Edition)
alles täuscht, gehörte die Waffe Caroline. Ich habe ihr vor gut einem Jahr einen wertvollen Dolch geschenkt – nach einem sehr lukrativen Geschäftsabschluss.«
Hannah spitzte die Lippen. Wahrscheinlich in Sankt Petersburg,überlegte sie. Sie griff nach ihrem Handy und rief Pochna an. »Kommen Sie gemeinsam mit Folk zu mir rüber – bitte.«
Michael Folk sah mitgenommen aus und wirkte irritiert. Er suchte Biltners Blick, aber der begrüßte ihn lediglich mit einem gleichmütigen Nicken. Pochna hatte inzwischen Ringe unter den Augen. Er setzte sich neben Hannah, trank Kaffee und biss in ein Brötchen.
»Erzählen Sie mal, was Samstagnacht passiert ist. Ihr Chef hat es bereits getan«, ergriff Hannah das Wort.
Folk warf den Kopf herum und starrte Biltner an. Der zuckte mit den Achseln. »Ja, red schon.«
»Aber …«
»Sie sind Caroline gefolgt, als sie Samstagnacht das Haus verließ, um sich mit jemandem zu treffen«, begann Hannah. »Weiter bitte!«
Er kratzte sich im Nacken, suchte noch einmal Biltners Blick und nickte schließlich. »Na schön. Ja, ich bin dem Wagen hinterhergefahren, in den die Meisner gestiegen ist«, berichtete er schließlich zögernd und schilderte die Szene auf ähnliche Weise wie Biltner. Auffällig abgesprochen wirkte seine Darstellung zwar nicht, aber das musste nichts heißen. Die beiden konnten sich natürlich für den Notfall eine überzeugend klingende Version überlegt haben, mit der sie bei der Polizei punkten würden, wenn nichts anderes mehr ging. Zuzutrauen war Biltner eine solche Maßnahme unbedingt.
»Und warum musste die Leiche nach oben?«, fragte Hannah, kaum dass Folk geendet hatte.
»Ich weiß nicht …« Er zögerte, sah Biltner an, der gleichmütig ins Leere blickte. »Vielleicht hat er was gehört oder mich bemerkt oder befürchtet, dass jemand kommt. Ich dachte erst, der will die verbuddeln, aber dann hat er es sich wohl anders überlegt und ist nach oben mit ihr.«
»Er hätte sie einfach in ein Gebüsch ziehen und dort liegenlassenkönnen, um sich ganz schnell aus dem Staub zu machen. Das wäre am unauffälligsten, einfachsten und effektivsten gewesen«, entgegnete Hannah. »Finden Sie nicht?«
»Ja, schon … Hat er aber nicht. War vielleicht nicht sein Stil.«
Hannah beugte sich vor. »Wir hatten bereits betont, dass wir Ihre DNA an der Leiche feststellen können, oder?«
»Ja, hatten Sie«, giftete Folk sie an. »Ist doch jetzt scheißegal, wo die Leiche abgelegt wurde! Die beiden hatten Stress im Auto – das vermute ich jedenfalls –, er ist mit dem Messer auf sie los und Ende. Der Typ wollte die Leiche loswerden und hat sie nach oben gehievt, nachdem er die Idee mit dem Buddeln verworfen hatte, und ist dann abgehauen. Ist doch nicht mein Problem, wenn der sich die Mühe macht oder irgendwie durchdreht.«
»Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
»Ist nicht mein Stil.«
»Nein?«
Wieder suchte Folk Biltners Blick. Der hob eine Braue. »Sag ihr, was für ein T-Shirt der Mann trug. Vielleicht lässt sie dich und mich dann endlich mit diesen kleinlichen Details in Ruhe.«
»Ernsthaft?«
»Ja.«
Folk wandte Hannah das Gesicht zu. »Sein Shirt trug das Logo von einem Bikergeschäft in Bergedorf.«
Pochna sah mit offenem Mund nicht gerade hochintelligent aus. Hannah erfasste mit einem Seitenblick, dass Biltner ihn einen Moment angewidert betrachtete, bevor er ein siegessicheres Lächeln aufsetzte. »Können Sie damit etwas anfangen, Frau Kommissarin?«
»Ich denke schon. Wir werden das überprüfen.« Hannah blickte Pochna an. »Gehen Sie das Ganze nebenan noch einmal mit Michael Folk durch?«, fragte sie freundlich. Sie musste Zeit gewinnen, um diese Mitteilung zu verdauen.
»Klar. Kommen Sie, Folk.« Er sprang auf. »Wir müssen noch ein bisschen reden. Wollen Sie vielleicht auch ein Brötchen? Die sind ganz lecker …«
»Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Wissen Sie, wie spät es ist? Ich bin …«
»Ich auch. Schlafen können wir auch morgen noch. Los, kommen Sie! Sie dürfen mir alles noch einmal erzählen.«
Biltner sah sie abwartend an, als die Tür hinter den beiden ins Schloss gefallen war. Er wirkte auf einmal ausgesprochen entspannt. »Das ist ein entscheidender Hinweis, wenn ich Ihre Reaktion richtig zu deuten verstehe. Sie wissen, wer das ist, oder?«
»Möglicherweise«, gab Hannah zu. »Aber es gibt noch einige Kleinigkeiten, die auch wir besprechen müssen – wie sagten Sie eben so schön: kleinliche Details.
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