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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Kupka
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kleinen Eingang zum Ferienhäuschen blieben sie stehen und Louis reichte ihr die Hand zum Abschied und sagte:
    „Ich heiße Louis.“
    „Ich weiß“, antwortete sie. „Ich las es auf deinem Manuskript“, lächelte in ihrer wundervollen Art und fügte hinzu:
    „Und ich heiße Lea“
    „Gute Nacht, Lea und vielleicht bis morgen.“
    „Gute Nacht Louis. Vielleicht bis morgen.“
    Auf dem kurzen Wegstück bis zum Wagen hatte Louis das Gefühl, als tuschelte nun die ganze Natur um ihn herum. Alle Gräser und Bäume meinte er zu hören, wie sie flüsterten: ‚Habt ihr die beiden auch gesehen? ‘ Jeder Schritt von ihm klang in der raschen Dunkelheit mächtig laut; aber noch lauter klang für ihn sein eigener Herzschlag. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn und nahm Besitz von seiner ganzen Person, innen wie außen. Richtig beschreiben konnte er es in diesem Augenblick nicht. Es kam einer tiefen innigen Freude nah. Die Straße nach St. Blasien war kaum befahren zu dieser Zeit und Louis fuhr zeitweilig links und rechts ausschweifend, beinahe wie beim Tanzen und er musste sich arg zusammenreißen, um nicht zu übertreiben. Ständig ließ er Augenblicke von dem abendlichen Zusammensein mit Lea in seinem Geist Revue passieren. Zuhause angekommen, noch in der Garage betrachtete er sich im Innenspiegel seines Wagens und überlegte:
    „Verliebt? Nein, auf gar keinen Fall. Nicht so! Und zudem … weiß ich nichts von ihr, außer dass sie Lea heißt und im Café jobbt, aus der Gegend bei Emmendingen stammt und bestimmt viel zu jung ist. Es ist einfach nur schön mit ihr zu reden. Doch, ja … sie ist hinreißend“, stand in seinen Pupillen geschrieben. Louis tat dieses seltsame Gefühl damit zur Genüge, dass es einfach ein wunderbarer Abend war.
    Wenig später saß er wieder auf dem Balkon und genoss dieses Gefühl mit vollem Bewusstsein, dass die Sterne am Himmel an diesem Abend ganz besonders froh zu leuchten schienen und der Abendwind ließ Louis glauben, er würde ihm eine feine Brise von Leas Duft in warmen Wellen herübertragen. Louis dachte nicht weiter voraus, als an den kommenden Abend, mit der Hoffnung, Lea wiederzusehen und dabei zeigte ihm sein Geist ständig irgendwelche Bildausschnitte von ihrem Antlitz und auch die Physiognomie ihres Körpers, spiegelte sich in den verschiedensten Momenten vor seinem inneren Auge wieder. Kurz: Louis war sehr wohl verliebt, aber in seinem Geist war diese Tatsache noch nicht angekommen.
     
    Darauffolgend  war ein sehr heißer Tag – überhaupt war es ein extrem warmer Sommer in jenem Jahr. Das Wochenende nahte und aus dem Freundeskreis von Louis wurde er gefragt, ob er am Samstagabend schon etwas vorhabe, worauf er ohne nachzudenken die Frage bejahte. Es stimmte nicht so, wie es als Antwort aufgefasst wurde, das wusste er, doch auf die Frage, ob er etwas vorhabe, hatte er wahrheitsgemäß geantwortet. Seit der Trennung hatte Louis sich vor gut sieben Monaten einen neuen Freundeskreis geschaffen. Ganz enge Freunde waren es nicht, doch mit der Clique traf er sich regelmäßig in Cafés und auch schon mal in Discotheken sowie sonstigen Veranstaltungen im und um das Städtchen herum. Die Clique bestand aus drei Mädels, teilweise aus Russland und aus zwei, manchmal drei Jungs, von denen einer ein stolzer Italiener war und eine Pizzeria besaß. Ein türkischer und ein russischer Freund waren ebenfalls darunter. Es war eine vortreffliche internationale Gemeinschaft, wenn alle zusammenhockten und überaus friedlich über dies und jenes und allen aktuellen Welt-Geschehnissen diskutierten. Die verschiedenen Kulturabstammungen sorgten für endlosen Stoff zum Disputieren. Es war erheiternd und wunderbar zwanglos, dazuzugehören und Louis mochte alle sehr. Doch seit neustem war der Stellenwert sonderbarerweise verschoben worden, wie es schien.
    Vor hatte er in jedem Fall am Samstagabend allein an den See zu gehen – ganz egal, wie das Wetter werden würde. Selbst Regenwetter hätte ihn garantiert nicht davor zurückgehalten.
    Zunächst deutete alles daraufhin, denn am Samstagmittag zog der Himmel eine rabenschwarze Decke über sein Wolkenbett und ließ es etwa zwei Stunden lang über dem Hochschwarzwald mächtig krachen. Nach Geschäftsschluss gegen 15.00 Uhr, saß Louis auf dem Balkon, genoss eine Tasse Milchkaffee und betrachtete verträumt die Regentropfen, welche sich, frisch angekommen, eilends am Geländer entlang zu Rinnsalen versammelten und als hätten sie dies als

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