Herzüberkopf (German Edition)
auf!“, grinste sie und zog ihr Haarband straffer an.
„Gehst du nochmal ins Wasser?“, fragte sie jetzt vergnügt, während sie sich dem Kleid und den Sandaletten entledigte.
„Oh ja … ich will sehen, wie es dampft, wenn du reingehst“, antwortete Louis und machte wieder kehrt zum Wasser zurück. Lea ließ ihr Bündel auf einem Stein liegen und kam hinterher. Diesmal stand sie eine ganze Weile bis zu den Knien im Wasser, wirkte keinesfalls unentschlossen, doch sie brauchte einfach diese Zeit um sich auf das Eintauchen einzufühlen. Diese meditative Art an ihr, sich spontan so konzentriert zu geben, war Louis schon an ihr beim Vorlesen aufgefallen und das gefiel ihm sehr. Dabei schien sie nichts um sich wahrzunehmen, sondern nur bei sich zu sein - Sekunden, in denen Louis bereits vier oder fünfmal das so wunderbares Blau ihrer Augen von der Seite betrachten hatte können. Wenig später schwammen sie zum ersten Mal gemeinsam, schweigend und genießend ein Stück hinaus. Hin und wieder hatten sie Blickkontakt und ein Lächeln stand beiden im Gesicht.
„So … und jetzt vorlesen“, sagte Lea später, als sie Louis gegenüber saß. Dabei grinste sie ihn an, was er als Aufforderung verstand.
„Magst du? Ich lese gerne ein wenig weiter vor, wenn dich die Geschichte noch interessiert“, antwortete er.
„Ja … aber vorher musst du weg kucken, weil ich die nassen Sachen ausziehen will, mir wird sonst kalt.“
„Aber ja, “ sagte Louis und drehte sich weg“, mach das“ und er nutzte die Gelegenheit und zog sich ebenfalls um. Gerne hätte er einen Blick riskiert, jedoch sich dabei erwischen lassen, das wäre sehr peinlich gewesen und so hielt er sich dran. Es war eine wundervolle Abendstimmung, während Louis aus dem Manuskript vorlas und die Sonne zeitgleich hinter den Bäumen versank. Die leichten Wellen im See zerrten das Spiegelbild der Sonnenreflexe, brachen es auf und trieben es vor sich her zum Strand, wo es mit einem steten Gluckern versiegte. Als es rasch dunkel wurde und Louis kaum mehr Licht hatte, die Wörter im Manuskript erkennen zu können, hörte er zu lesen auf und für einen Moment schwiegen beide. Lea unterbrach die Stille und hatte ein paar Fragen über Louis´ Vater. Ernst und nachdenklich antwortete Louis ihr und erzählte ihr, dass beide seiner Eltern nicht mehr lebten. Sie waren fünf Jahre zuvor relativ kurz nacheinander verstorben. Auch Lea erzählte ein wenig aus ihrem Familienleben und während sie das tat, bemerkte Louis, wie sie ständig ihre Füße knetete und festhielt.
„Tun sie dir weh?“, fragte er bei einer Gelegenheit und deutete mit seinem Blick darauf.
„Beim Service in einem Café zu arbeiten, bedeutet schwer tragen und viel gehen und heute drückten meine Schuhe. Ich glaube, ich muss mir morgen andere anziehen.“
„Hast du auch mal freie Tage, um dich zu erholen?“
„Montags ist Ruhetag. Morgen, am Sonntag muss ich arbeiten, da wird’s wohl höllisch viel Betrieb geben, wenn es so warmes Wetter bleibt. Mir graut es jetzt schon davor.“
„Komm, gib mir deine Füße, ich massiere sie dir ein wenig, das tut gut“
„Meine Füße? Ich kann dir doch nicht einfach meine Füße hinstrecken und du massierst sie.“
„Aber warum nicht? Im Salon massiere ich wildfremden Menschen den Kopf bei der Haarwäsche und warum sollte ich dir da nicht die Füße massieren? Immerhin sind wir nicht mehr ganz wildfremd. Also … worauf wartest du?“
„Na ja, schön wäre es ja schon … aber das hat noch keiner getan“, bemerkte Lea und nahm bereits eine andere Position ein, damit sie ihre Beine ausstrecken konnte.
„Vorgelesen wohl auch nicht“, grinste Louis und fing einen Fuß von Lea mit seinen Händen auf. Sanft umfasste er mit seinen Händen Leas Fuß und begann mit der Massage. Dabei schwiegen sie beide. Louis spürte Leas Füße in seinen Händen und fühlte, wie sie es genoss … zunächst noch unsicher über diese seltsame Art ihrer Begegnungen und plötzlich diese Nähe, doch schnell fasste sie Vertrauen zu Louis, lehnte sich bequemer zurück und schaute ihm schweigend zu.
„Das tut doch sicher gut, nicht wahr?“, fragte er nach einigen Schweigeminuten und deutete mit einer Gestik an, sie solle ihm den anderen Fuß reichen. Und weil sie keine Antwort gab, sah er sie genauer an und erkannte in dem Halbdunkel, dass sie nur bejahend nickte. Diese Art an ihr gefiel ihm sehr. Es hatte etwas Frohgemutes, Ungekünsteltes, das sie ausstrahlte – eine
Weitere Kostenlose Bücher