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Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut

Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut

Titel: Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Brüste dran.“
    Sabine gruselte es. Diese Stimme, die Worte, das Hallen in diesem Raum. Sie hatte Angst. Erst langsam kam die Erinnerung zurück.
    „Hatte ich einen Unfall?“
    „So ungefähr, aber das ist schon viele Jahre her. Ich beseitige jetzt nur die Spätfolgen.“
    Sabine war verwirrt. Sie verstand gar nichts. Plötzlich sah sie auch nichts mehr. Noch weniger als im Dunkeln, da waren wenigstens Schemen zu erahnen gewesen. Die große OP-Lampe war wieder angegangen. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten.
    Das Letzte, was sie sah, bevor sie einschlief, war eine Spritze mit weißlichem Inhalt in der Hand des Arztes. Sie wollte noch „Halt“ rufen, denn sie konnte sich an keinen Unfall erinnern. Da musste eine Verwechslung vorliegen. Aber es kam nur noch das „Ha“ über ihre Lippen und der Arzt schmunzelte unter dem Mundschutz, weil es so wirkte, als lache sie über sich selbst. Und das gefiel ihm.
    Da Sabine große Brüste hatte, musste er neben dem Drüsengewebe auch reichlich Haut entfernen. Darüber hätte sie glücklich sein können, denn die Schwerkraft hatte die Brust hängen lassen. Jetzt würde sie platt sein wie eine Wand. Mit ihren 58 Jahren war sie ansonsten noch ganz gut in Schuss. Im Zuge der Brustplastik setzte er auch die Brustwarzen wieder ein. In ihnen würde sie aber kein Gefühl mehr haben. So viel Zeit blieb ihr nicht. Zu guter Letzt durchtrennte er noch ihre Stimmbänder. Das war besser. Verhinderte ungewollte Schreie. Sie hatte sowieso nichts mehr zu sagen, jetzt, wo sie in seiner Hand war.
    Als Sabine eine halbe Stunde nach der zweiten Operation mit Schmerzen wieder zu sich kam, war es dämmerig im Raum. Irgendwo hing eine schwache Glühbirne. Das machte nichts besser. Ohne Brille sah sie nicht viel im Halbdunkel. Diesmal war dafür die Erinnerung schnell zurückgekehrt. Sie war operiert worden, am Unterleib. Da tat es weh. Aber auch am Brustkorb. Sie bekam kaum Luft, weil sie so eng eingeschnürt war. Und weil es im Hals irgendwie eng und schmerzhaft war.
    Sie tastete um sich herum und fühlte ein Metallgitter. Jetzt sah sie auch, dass sie in einem Käfig lag. Ach, wenn der Hals doch nicht so weh täte beim Atmen. Sie wusste nicht, was schlimmer war. Ihre Angst, weil sie gefangen war oder die, dass sie plötzlich keine Luft mehr bekam. Vorsichtig befühlte sie ihren Oberkörper. Ihre Brüste. Wo waren ihre Brüste? Da war nichts mehr, nur zwei Flaschen hingen an ihr. Sie würgte, denn die waren mit Blut gefüllt. Mit ihrem eigenen Blut. Sie kannte solche Flaschen. Man bekam sie nach schweren Operationen, damit sich kein Blut in der Wunde sammelte. Eine Drainage. Es lief dann in die Flaschen. Hatte sie schon gerufen? Sie wusste es nicht mehr. Sie konnte es ja noch mal probieren. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, es kam nichts, und das Atmen wurde schlechter. Als ob etwas ihre Kehle zuschnürte. Sie legte sich auf das Fell, das den Käfigboden bedeckte und weinte. Aber auch das Weinen führte nur dazu, dass sich die Panik beim Luftholen noch steigerte.
    Endlich hörte sie Schritte.
    Mit aller Kraft, die ihr zur Verfügung stand, schlug sie mit den Händen gegen das Käfiggitter und musste bald wieder aufgeben, denn die Schmerzen in ihrer Brust waren unglaublich groß.
    Sie war wund. Fühlte sich, als ob sie von oben bis unten nur aus rohem Fleisch bestand. Und die Schritte näherten sich.
    „Na, Bienchen, bist du flügellahm? Das macht nichts. Steigst sowieso bald auf ins Himmelreich. Da bekommst du neue Flügel.“
    Sabine wollte schreien. Vor Angst, vor Panik, vor Entsetzen. Und sie wollte endlich richtig Luft holen. Atemnot. Schmerz. Todesangst. In ihren Augen begannen die Äderchen zu platzen.
    „Nun mal sachte, Bienchen. Du nimmst mir noch die Arbeit weg, wenn du so weitermachst. Ersticken ist kein schöner Tod.“
    Sabine japste nach Luft. Verdrehte die Augen und wurde bewusstlos.
    Vorsichtig öffnete er die Käfigtür. Der Zugang zu Sabines Vene lag noch. Ihr Atem ging flach. Er spritzte ihr Kortison und ein Beruhigungsmittel. Dann schloss er die Käfigtür wieder ab und ging nach oben. Er musste sich umziehen.

Das Essen
    Die folgenden Tage brachten Kruse und Hetzer kaum neue Erkenntnisse. Der Computerspezialist war noch im Urlaub. In den sonstigen Unterlagen aus der Wohnung von Pfarrer Fraas fanden sich keine Hinweise auf Pädophilie oder homosexuelle Neigungen. Bevor sie jedoch den Geistlichen, Martin Braun, wieder befragten,

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