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Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Hetzer & Kruse 03 - Schattengift

Titel: Hetzer & Kruse 03 - Schattengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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unerträglich.
    Der Weg von Obernkirchen bis Bückeburg war nicht weit. Trotzdem beschlugen die Scheiben, sodass sie sich entschloss, Klimaanlage und Sitzheizung anzustellen.
    Hinter der Praxis ergatterte sie einen der letzten Parkplätze und wusste sofort, was das hieß. Es würden schon etliche Patienten vor der verschlossenen Praxistür stehen. Sie hasste das. Sie wollte nicht schon draußen angesprochen werden. Es musste einem doch die Zeit bleiben, sich wenigstens umzuziehen und sich moralisch auf den Arbeitstag einzustellen.
    Nicht unfreundlich, aber kurz und knapp, begrüßte sie die Wartenden und würgte alle Gespräche mit den Worten ab: „Bitte nehmen Sie erst einmal im Wartezimmer Platz. Es geht gleich los.“ Während dieser Worte hatte sie die Tür aufgeschlossen und entschwand in Richtung Sozialraum, der ebenfalls zum Umziehen diente.
    Mehr oder weniger unwillig entledigte sie sich ihrer Kleidung und tauschte diese gegen eine weiße Hose und einen weißen Pullover. Weiß stand ihr gar nicht, fand sie. Es machte sie blass. Sie schlüpfte in die Birkenstock und ging in Richtung Anmeldung. Dort lehnten schon zwei Patienten am Tresen. Die ließen ihre Laune endgültig im Erdboden versinken.

    „Einen kleinen Moment bitte, ich muss erst die Rechner starten. Vorher geht sowieso nichts.“
    „Frollein“, sagte Ernst Krüger mit einer Knoblauchfahne, die sich gewaschen hatte, „ich komm zum Abzapfen und EKG.“
    „Ist recht, bitte nehmen Sie noch Platz, Herr Krü ger.“ Der Radius des Knoblauches hatte bereits die gesamte Anmeldung erreicht. Ihr wurde übel.
    Die Kolleginnen, die jetzt durch die Tür kamen, verzogen angewidert das Gesicht und beeilten sich nach hinten zu flüchten.
    „Grippespritze!“, war das einzige Wort, das Egon Friedrich über die Lippen kam. Kein „Guten Morgen“ oder ein „Bitte“. Aber auch diesen alten Griesgram bat Anke Tatge höflich ins Wartezimmer und schrieb ihn auf die Liste. Innerlich kochte sie. Ihr Ärger wuchs.
    Während die Computer hochfuhren, notierte sie sich im Wartezimmer, weswegen die anderen Patienten gekommen waren. Dann ging sie in den Bestrahlungsraum und riss das Fenster auf. Der Durchzug brachte etwas Erleichterung in der Anmeldung.
    So nahm der Arbeitstag seinen Lauf. Sie hatte immer viel zu tun, aber wenn Marie-Sophie Urlaub hatte, blieb alles an ihr hängen. Sie war dann allein verantwortlich für Anmeldung und Organisation. Trotzdem war es ihr auf eine Art und Weise ganz recht, dass sie ihre Ruhe hatte. Jetzt konnte sie schalten und walten, wie sie wollte. Das Telefonklingeln riss sie aus ihren Gedanken. Es war kein Gespräch, das sie erwartet hatte.

Die Angst
    Etwas ging vor. Da waren Kräfte am Werk, die sie schon seit Langem spürte. Kleine Veränderungen, die niemand bemerkte. Gesten, die niemand sah. Nach außen hin war alles wie immer. Aber sie wusste, dass das nicht der Wirklichkeit entsprach.
    Er sah sie nicht mehr so an wie früher, verbrachte weniger Zeit mit ihr. Ja, er arbeitete viel, aber das war es nicht. Was ihr diesen Verlustschmerz zufügte, den sie nicht näher bezeichnen konnte, wusste sie nicht.
    Trotzdem fühlte sie ihn.
    Vielleicht waren es wirklich die Augen, an denen man Nähe ablesen konnte oder Entfernung. Seine lie ßen sie nicht mehr in sich hinein. Wie an einer un-sichtbaren Schranke blieb ihr Blick an seiner Netzhaut hängen. Auch wenn er lächelte. Es war ein Lächeln ohne Inhalt, als wäre er fortgegangen aus sich selbst.
    Zu der anderen war er unverändert, aber sie hatten auch niemals das geteilt, was sie selbst und ihn verband. Aber heute hatte sie gemeint, ein Leuchten zu sehen, das von ihm ausging, doch sie konnte es sich nicht erklären, woher es gekommen sein könnte.

Am Nachmittag
    Der „Bücke-Burger“ lag Peter Kruse noch schwer im Magen, als er sich gegen zwei Uhr nachmittags auf dem fremden Schreibtischstuhl streckte und verkündete: „Ich glaube, ich sollte rauchen!“
    „Bist du bescheuert? Sei doch froh, dass du davon weg bist.“
    „Acht Jahre schon. Da wird es vielleicht Zeit, mal wieder anzufangen?“
    „Und aus welchem Grund?“
    „Damals war ich schlanker. Rauchen macht schlank.
    Man verbrennt mehr.“
    „Ja, ganz schlank, du verbrennst dich selbst von innen. Und der Krebs gibt dir den Rest.“
    „Danke. Das hilft mir jetzt echt weiter.“
    „Eben, ich bin wenigstens ehrlich zu dir. Ich habe keine Lust, frühzeitig an deinem Grab zu stehen.“
    „Ich meine doch auch nur. Vielleicht

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