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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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seiner Stimme, bettelnd: »Wir suchen doch den zweiten Schatz auch noch, oder?«
Mike wollte zuerst nein sagen, warf dann aber einen Blick auf seine Uhr und verkündete: »Also gut. Aber wenn es zu weit weg ist, brechen wir ab!«
»Danke, Papa!« Felix war bereits aufgesprungen, hatte den Kreisel in seiner Tasche verschwinden lassen und studierte nun den zweiten Plan.
»Es geht quer durch den Wald«, stellte er schließlich fest und zeigte auf eine Lücke zwischen zwei großen Büschen, dann gingen sie los.

ER lag im Unterholz unweit der Hütte und wartete wie Felix darauf, dass der Regen endlich aufhörte. Die Kameras hatten ihm gezeigt, dass der Junge seinen Schatzplan gefunden hatte. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Vater und Sohn aufbrechen würden. Zwei Stunden waren inzwischen vergangen. Seit zwei Stunden lag er regungslos auf den Narben seiner Kindheit, die sich rund um seinen Penis zogen, und genoss jede einzelne Minute davon. Es war eine Genugtuung, dass der strafende Gürtel seiner Mutter ihm jetzt Genuss bereitete. Er hatte die Bilder aus dieser Zeit so klar vor sich, als wäre es erst gestern gewesen.
Das Bild seines Vaters, wie er mit den starken Händen eines Fischers dafür sorgte, dass er auf dem Rücken liegen blieb, und dann seine Mutter, die mit einem fast schon entarteten Gesichtsausdruck dastand, einige Probeschläge in die Luft machte und schließlich auf seinen Unterleib zielte.
Als es anfing, hatte er noch geschrien, was die Anzahl der Schläge deutlich erhöhte. Nach dem dritten Mal hatte er verstanden, worauf es ankam und vorher einen derart heißen Tee getrunken, dass die Schmerzen der Schläge dagegen verblassten. Die beiden hatten nie mitbekommen, dass ihr Sohn schon vorher völlig taub war und sich fast schon bereitwillig hinlegte, um ihnen so den Spaß zu nehmen.
Endlich wurden die Tropfen kleiner und der Himmel riss ein wenig auf. Die Zeit war gekommen, um die beiden Kinder zu erlösen, bevor ihre Eltern den Punkt erreichten, wo ihnen alleine die Lüge ihrer Liebe nicht mehr reichte und sie ebenfalls zum Gürtel griffen. Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als die Tür der Hütte aufschwang und der Polizist zusammen mit seinem Sohn heraustrat. Die beiden berieten sich kurz, dann verschwanden sie auf dem Pfad, den er ihnen vorgegeben hatte.
Viel Zeit hatte er nicht, aber er war gut vorbereitet. Kaum dass die beiden außer Sichtweite waren, zog er seinen alten Armeerucksack aus dem Unterholz und begann alles Nötige herzurichten. Er war in den letzten Tagen so oft hier gewesen, dass er jeden Baum und jeden Ast, den er benötigte, sofort wiederfand. Nur einmal hielt er kurz inne, da die Mutter aus der Hütte herauskam, um eine Tüte Müll zur Tonne zu bringen. Ein Blick auf die Uhr bestätigte seinen Zeitplan, denn gerade einmal zehn Minuten waren vergangen. Selbst wenn Vater und Sohn nur bis zum ersten Schatz gingen, hatte er wenigstens eine dreiviertel Stunde Zeit.
Zufrieden betrachtete er sein Werk, und als auch der Dämon seine Zustimmung signalisierte, holte er die in das Tuch gewickelte Flasche aus dem Rucksack, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und trat aus dem Wald.

Als es an der Tür klopfte, lag Katja auf ihrem Bett und hörte über Kopfhörer Grönemeyers traurigste Lieder. Petra schreckte dagegen von ihrem Buch hoch. Hatte sie das Auto nicht gehört, oder war gar keines gekommen? Als es erneut klopfte, legte sie das Buch beiseite und ging langsam zur Tür, die sie, wie Mike es wollte, verschlossen hatte.
»Wer ist da?«, fragte sie durch das Holz.
»Hauptkommissar Karlson schickt mich. Ich soll Ihnen sagen, dass wieder alles in Ordnung ist. Wir haben den Täter gefasst und er ist geständig«, antwortete die fremde Stimme. Petra schloss kurz die Augen und schickte erleichtert ein Stoßgebet gen Himmel, dann drehte sie den Schlüssel um und öffnete die Tür. Der Mann sieht nicht aus wie ein Polizist , schoss ihr noch durch den Kopf, dann wurde sie gepackt und ein Tuch auf ihr Gesicht gedrückt. Sie wusste instinktiv, dass die plötzliche Schwäche von dem Zeug kam, dass sie gerade einatmete, und schaffte es die Luft anzuhalten. Für einen kurzen Augenblick tanzten tausende Lichtpunkte vor ihren Augen, dann ging es wieder und sie konnte genug Kraft aufbringen, um ihrem Angreifer das Tuch aus der Hand zu reißen. Für einen Moment dachte sie, es schaffen zu können, dann streifte etwas Kaltes ihren Hals und ihre Atemzüge hörten sich plötzlich

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