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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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umgestürzten Baum und wollten gerade eine Kleinigkeit essen, als Katjas Blick über den See wanderte. Genau gegenüber am anderen Ufer war die kleine Bucht, wo sie und Sjören sich das erste Mal nähergekommen waren. Von dort waren sie zu ihm nach Hause gefahren und hatten miteinander geschlafen. Katjas Magen krampfte sich zusammen und Tränen bahnten sich ihren Weg. Mit zitternder Hand gab sie ihrem Vater das Sandwich zurück und sagte gepresst: »Ich gehe ein paar Schritte.« Mit besorgtem Blick sah Petra ihrer Tochter hinterher, dann stand sie ebenfalls auf und folgte ihr bis zum Wasser.
Dort setzte sie sich neben Katja auf den schmalen sandigen Uferstreifen und sagte erst einmal nichts. Katja hatte das Gesicht in ihren Händen vergraben und weinte leise vor sich hin. Nach einiger Zeit hob sie den Kopf, blickte zu der Bucht hinüber, und da sie ihrer Mutter vertraute, sagte sie leise: »Da drüben haben wir uns zum ersten Mal geküsst.«
Petra legte ihren Arm um Katjas Schulter und zog sie etwas zu sich, dann sagte sie mit tröstender Stimme: »Ich kann nur erahnen, wie schrecklich das alles für dich sein muss. Bitte komm zu uns, wenn du reden möchtest, und mach das nicht mit dir alleine aus. Du kannst das jetzt noch nicht glauben, aber die Erinnerung wird mit der Zeit blasser und damit leichter werden. Nachdem deine Oma letztes Jahr gestorben ist, hatte ich auch das Gefühl, es würde mich zerreißen. Aber inzwischen kann ich wieder ohne Trauer an sie denken. Sicherlich fehlt sie mir hin und wieder, aber ich weiß auch, dass es ihr da oben gut geht und dass sie immer einen Blick auf mich hat.«
Wieder herrschte eine Weile Schweigen zwischen den beiden, dann gab Katja ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und sagte flüsternd: »Danke.«
Als die ersten Regentropfen fielen, machten sich die vier auf den Rückweg und schafften es gerade noch rechtzeitig in ihr Haus zu kommen, bevor aus dem leichten Tröpfeln ein ausgewachsener Wolkenbruch wurde.
»Darf ich in den Pool?«, fragte Felix und bekam die Erlaubnis, noch bis zum Mittagessen ins Wasser zu dürfen. Daraufhin ging er in sein Zimmer, um sich umzuziehen. Wie zu Hause auch, herrschte dort das absolute Chaos, allerdings mit dem Unterschied, dass es seiner Mutter hier egal war. Auf der unteren Matratze seines Stockbettes lagen so ziemlich sämtliche Klamotten, die er dabei hatte, und auf dem einzigen Tisch des Zimmers stapelten sich Micky-Mouse-Hefte neben allen möglichen Dingen, welche er draußen gefunden hatte.
Felix zog sich aus und kramte dann nach seiner Badehose, als ihm ein Zettel auffiel, dessen Ecke unter der oberen Matratze herausschaute. Eigentlich kannte er jeden Winkel des kleinen Raums, aber dieses Blatt war ihm noch nicht aufgefallen. Er zog es heraus und betrachtete es skeptisch. Auf den ersten Blick sah es aus wie das Geschmiere eines Kindes und er wollte es schon wegschmeißen. Doch dann drehte er es richtig herum und begriff, dass es eine Art Landkarte sein musste. Alle markanten Punkte waren durch Symbole gekennzeichnet und Felix brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass es sich um die Gegend rund um ihr Haus handelte. Kleine Pfeile markierten offenbar den Weg zu einer Stelle, an der der Abdruck einer Münze zu sehen war. Bestimmt ein Schatz , dachte Felix.
Aufgeregt zog er sich seine Badehose an und stürmte dann hinaus in die Küche, wo seine Eltern gerade das Essen vorbereiteten. »Papa, schau mal, was ich gefunden habe … Darf ich das suchen?«, plapperte er aufgeregt drauflos. Mike, der überhaupt nicht wusste, worum es eigentlich ging, hob abwehrend beide Hände und fragte dann in ruhigem Ton: »Was willst du suchen? Von was sprichst du eigentlich?«
»Hier schau mal, das habe ich in meinem Zimmer gefunden.« Felix drückte ihm das Blatt in die Hand und redete auch gleich weiter: »Da hat bestimmt ein Kind für andere Kinder einen Schatz versteckt!« Mike brauchte ebenfalls etwas, bis er begriffen hatte, was er da in Händen hielt. Dann schüttelte er den Kopf: »Wenn ich das richtig sehe, ist dieser angebliche Schatz ganz schön tief im Wald versteckt und da gehst du mit Sicherheit nicht alleine hin!« Petra knuffte ihn kurz in die Seite. Er verstand ihre stumme Aufforderung und fügte hinzu: »Aber wir können später zusammen danach suchen.« Felix’ Gesichtsausdruck, der kurz zu entgleisen drohte, hellte sich sofort wieder auf und fast tanzend hüpfte er in Richtung Pool davon. Wobei er immer wieder »Ich bin ein

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