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Heute leider kein Foto für dich, Baby

Heute leider kein Foto für dich, Baby

Titel: Heute leider kein Foto für dich, Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Jahrenand. Sie hat es noch nie vorher gesehen. Auch gestern Abend lag es noch nicht hier. Die Großmutter muss es hervorgeholt haben, nachdem Leon und sie gegangen sind. Sie blättert Seite für Seite durch. Es sind Kinderfotos ihrer Mutter, von ihrer Geburt, von der Schule, von der Zeit, als sie ein Teenager war. Ihr ganzes Leben im Schnelldurchlauf. Dann Bilder mit ihrem Vater und Pia in Berlin und von den Besuchen in Paris. Am Ende, nicht eingeklebt, das Foto einer abgemagerten Frau, die lächelnd, wenn auch ein wenig traurig in die Kamera schaut.
    Maman? Das Gesicht der Mutter, aber in einem falschen Körper. So dünn war sie nie. Nur Haut und Knochen. Sie war immer dünn. Alle Models sind dünn, aber das hier?
    Unter dem Bild steht in der Handschrift der Großmutter: Charlotte. Das Datum ist drei Wochen vor ihrem Tod.
    Pia starrt auf das Foto. Ihr Kopf ist leer. Sie sitzt bewegungslos da und schaut in das vertraute Gesicht, das ihr plötzlich so fremd geworden ist.
    geliebt, hat bis zum Schluss gekämpft. Wir schaffen es, hat er immer zu mir gesagt. Wenn sie in Berlin war, ist sie auch zur Therapie gegangen, aber wann war sie schon in Berlin? Sobald sie unterwegs war, ging alles von vort. Aber durch unser Gespräch gestern ist alles wieder aufgebrochen. Du hast ein Recht auf deine Erinnerungen.«
    »Meine Erinnerungen?«, sagt Pia traurig. »Ich kenne die Frau auf dem Foto nicht. Das ist nicht Maman. Meine Maman war wunderschön, nicht so … dürr.«
    »Doch, Pia. Das ist sie. Sie war magersüchtig, und irgendwann hat ihr Körper aufgegeben. Sie hatte schon lange Herzrhythmusstörungen, und dann hat ihr Herz aufgehört zu schlagen.«
    »Was ist mit dem Autounfall?«
    »Das war eine Geschichte für dich. Du hättest es damals nicht verstanden.«
    »Und wann wolltet ihr es mir sagen?«
    ekündigt, sie wollten jetzt keine dünnen Models mehr engagieren. Aber das ist wie mit einem Gewitter. Es donnert und blitzt und wenn der Regen vorbei ist, geht alles von vorne los, bis zum nächsten Gewitter.«


    

»Ich möchte ihr Zimmer sehen.«


    

»Ja, das sollst du. Aber für heute Abend ist es genug. Morgen Abend werden wir gemeinsam die Tür öffnen. Das verspreche ich dir.«


    

An diesem Abend fährt Pia nicht mehr in die Model-WG zurück, auch wenn Katajina das sichert, eine Auszeit zu nehmen und sich behandeln zu lassen. Und dann war es schon zu spät. Sie wollte nur noch diese eine Show laufen, hier in Paris, und danach aufhören. Ich war im Krankenhaus bei ihr, als sie starb.«
    »Darf ich das Foto behalten?«
    Die Großmutter nickt.
    »Ich habe nie etwas gemerkt. Ich dachte, alle Models sind so dünn.«
    »Du warst sieben, Pia. Du hast ihr Gesicht gesehen, ihre Arme und Beine, aber nicht in den Wochen vor ihrem Tod. Da war sie zwei Monate nicht bei euch. Sie sah schon furchtbar aus, als sie nach Paris kam. Und dann ist sie auf dem Laufsteg zusammengebrochen. Das war ein großer Skandal damals. Daraufhin haben alle Designer angekündigt, sie wollten jetzt keine dünnen Models mehr engagieren. Aber das ist wie mit einem Gewitter. Es donnert und blitzt und wenn der Regen vorbei ist, geht alles von vorne los, bis zum nächsten Gewitter.«
    »Ich möchte ihr Zimmer sehen.«
    »Ja, das sollst du. Aber für heute Abend ist es genug. Morgen Abend werden wir gemeinsam die Tür öffnen. Das verspreche ich dir.«
    An diesem Abend fährt Pia nicht mehr in die Model- WG ig dick im Geschäft. Na, dann viel Glück. Man sieht sich.«


    

Piast nach einem frühen Frühstück bringt die Großmutter sie zurück, damit sie sich umziehen kann.
    In der Model- WG herrscht Chaos, überall stehen Flaschen herum, es riecht nach abgestandenem Rauch und Alkohol. Ein junges Mädchen kommt ihr verschlafen entgegen.
    »Hi, wer bist du denn? Wohnst du hier?«
    »Pia, vor zwei Tagen angekommen.«
    »Wo warst du gestern Abend? Du hast was verpasst! Wir hatten ’ne tolle Party.«
    »Das sieht man!«
    »Hey, bleib mal locker! Ein bisschen Spaß ist ja wohl erlaubt. Heute Abend gibt’s ’ne Fortsetzung.«
    Ohne mich, denkt Pia. Party ist das Letzte, worauf sie jetzt steht. Sie zieht sich um und packt ihren Koffer.
    »Ziehst du aus?«, fragt Betty, die mit einem Becher Kaffee auf dem Weg zurück in ihr Bett ist. »Ich dachte, du bleibst die ganze Woche.«
    »Nee, Planänderung.« Pia sucht nach einer Erklärung. »Muss

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