Heute leider kein Foto für dich, Baby
hübsche junge Damen, die sich eifrig Notizen machen. Pia setzt, wie sie das gelernt hat, ein Bein vor das andere auf den blauen Teppich, der als Catwalkersatz zum Tisch führt. Sie drückt einer der Damen ihre neue Sedcard in die Hand. Die drei werfen nicht einmal einen Blick darauf, sondern fixieren Pia von allen Seiten.
»Von der Hüfte her dürfte es passen! Aber sonst? Ich weiß nicht«, sagt das linke Mädchen.
»Dafür sind die roten Haare außergewöhnlich. Die fällt auf, und das Gesicht ist wunderschön«, sagt die andere.
»Aber ihre Schultern sind zu breit.« Der Mann wackelt nachdenklich mit dem Kopf hin und her.
»Findest du? Für die Hosen hat sie die idealen Beine.«
Niemand redet
mit
Pia, alle reden über sie, als wäre sie eine Kuh auf dem Viehmarkt.
»Geh noch einmal zur Tür und komm zurück.« Der Mann wedelt mit der Hand, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen.
Aufmerksame Blicke folgen ihr, wie sie ein zweites Mal hin- und herläuft. Pias Schmollmund bei der Pose vor dem Tisch ist diesmal nicht gespielt. Sie fühlt sich auch so.
Diesmal nickt der Mann zufrieden. Pia wird nach hinten geführt, wo sie ein Kleid aus seiner Kollektion anziehen muss. Damit geht sie noch einmal vor den Dreien auf und ab.
ocht die Großmutter einmal durch die französische Speisekarte. Meist sind dann auch Pias Cousins und Cousinen da. Pia liebt diese Familienessen, weil sie zu Hause immer nur mit ihrem Vater isst oder in letzter Zeit auch oft alleine. «
Mit einer Handbewegung entlässt er Pia. Fast hätte sie den Job gehabt. Ein wenig enttäuscht ist sie schon, umso mehr freut sie sich über die SMS von Leon. Er ist in Paris und hat sein erstes Casting versäumt, was ihn aber nicht sonderlich betrübt. Leon nimmt den ganzen Wettbewerb zum Ärger von Herrn Kyle nur so ernst, wie es nötig ist, um nicht herauszufliegen. Sie schickt ihm die Adresse ihrer Großmutter, und eine halbe Stunde später liegt sie in seinen Armen.
Die Großmutter hat gekocht, ohne Rücksicht auf zwei angehende Models, die zum Abendessen eigentlich keine Kohlenhydrate essen wollen. »Kein Baguette zu meiner schönen Soße? Wollt ihr mich beleidigen!«, schimpft sie mit einem Zwinkern in den Augen. »Diät könnt ihr ab morgen wieder machen. Heute wird richtig gegessen.«
Pia muss grinsen. Sie kennt das schon. Jedes Mal, wenn sie in Paris ist, kocht die Großmutter einmal durch die französische Speisekarte. Meist sind dann auch Pias Cousins und Cousinen da. Pia liebt diese Familienessen, weil sie zu Hause immer nur mit ihrem Vater isst oder in letzter Zeit auch oft alleine.
»Ich werde nicht freiwillig aufhören. Wenn ich rausfliege, dann mache ich nicht weiter. Aber be. Dazu ein Glas Rotwein und viel Wasser.
Leon liebt gutes Essen, und so versteht er sich von Anfang an sehr gut mit Pias Großmutter. Sein Französisch ist zwar etwas holperig, ihm fehlen oft die Worte, aber verstehen kann er das meiste. Und so lässt er sich zur Freude von Pias Großmutter auch noch eine weitere Crème brulée aufschwatzen, obwohl er längst mehr als satt ist.
Es ist noch früh am Abend, als sie aufbrechen, aber Pia und Leon müssen am nächsten Tag um 5.00 Uhr aufstehen, um pünktlich beim ersten Casting zu sein.
»Lust habe ich nicht«, sagt Leon. »Warum bleiben wir nicht einfach hier und genießen Paris?«
Die Großmutter ist begeistert von der Idee. »Guter Plan!«, sagt sie. »Warum wollt ihr unbedingt Model werden? Es gibt so viele andere schöne Berufe.«
»Will ich doch gar nicht«, sagt Leon. »Wenn Pia aufhört, bin ich auch weg.«
Die Großmutter schaut Pia hoffnungsvoll an. »Paris im Sommer ist für Verliebte ein Traum! Ihr könnt, solange ihr wollt, hier bei mir bleiben. Was sagst du, Pia?«
Aber Pia schüttelt den Kopf. »Ich werde nicht freiwillig aufhören. Wenn ich rausfliege, dann mache ich nicht weiter. Aber bis dahin werde ich alles versuchen, um zu gewinnen.«
Leon schaut Madame de Bois an und seufzt. »Sie ist ein wenig störrisch!«, sagt er.
Pias Großmutter nickt. »Hat sie von ihrer Mutter.« Sie gibt Pia einen Hausschlüssel. »Damit du zwischen den Castings einen Platz zum Erholen hast. Deine WG liegt so weit draußen, dass du es kaum bis dahin schaffen wirst. Außerdem ist die Dusche bei mir sicher sauberer als in deiner Model- WG , und im Kühlschrank findest du immer was zu essen«, sagt sie und umarmt Pia. »Ich freue mich, dass du da bist!«
Auch Leon bekommt zum Abschied eine herzliche
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