Die Großmutter ist kreidebleich geworden. Tränen laufen über ihr Gesicht. Sie sieht auf einmal sehr alt aus.
Pias Zorn ist verflogen, so schnell, wie er gekommeganze Welt gereist, aber das hast du ja selber erlebt.«
»Kannte sie Vater da schon, als sie anfing?«
»Nein. Sie hat ihn erst in ihrem letzten Unisemester kennengelernt … Warum Pia? Warum willst du unbedingt auf den Laufsteg? Es gibt so viele Dinge, die ein junges Mädchen machen kann. Warum ausgerechnet modeln? Du hast dich nie für Mode interessiert.«
»Weil ihr das verhindert habt, Papa und du!« Pia ist selber erschrocken über ihre Worte. Ihre Großmutter zuckt zusammen. Aber Pia kann sich nicht mehr bremsen. Sie spuckt alles aus, was sie schon immer sagen wollte. »Ich bin mit Fashion Weeks und Laufstegen aufgewachsen. Ich hatte mit sieben die ersten High Heels an. Wir wollten zusammen auf den Laufsteg, Maman und ich! Dann ist sie gestorben und ihr habt die Erinnerungen an sie mit begraben. Habt ihr mal an mich gedacht? Dass ich die Erinnerungen brauchte? Dass es mir geholfen hätte, mit ihrem Tod klarzukommen?«
Die Großmutter ist kreidebleich geworden. Tränen laufen über ihr Gesicht. Sie sieht auf einmal sehr alt aus.
Pias Zorn ist verflogen, so schnell, wie er gekommen ist. Erschrocken steht sie auf und umarmt sie. »Tut mir leid, Grand-mère. Ich hätte das nicht sagen dürfen.«
»Nein, nein. Du hast schon recht.« Energisch wischt sie sich die Tränen aus dem Gesicht. »Wir haben zu viel an uns gedacht, und nicht an dich. Du hattest ein Recht, auf deine Art zu trauern. Und das haben wir dir genommen.«
Nach dem Essen fährt die Großmutter Pia zum Casting. Beide sind sehr schweigsam. Pia denkt, dass sie nicht einmal die Stelle kennt, an der ihre Mutter verunglückt ist. Hier irgendwo in Paris war es nach einer Show, als sie noch mit anderen Models zum Feiern zu einer Party fahren wollte. Viel mehr hat der Vater nicht erzählt, und Pia hat nicht gefragt. Es hätte die Mutter nicht wieder lebendig gemacht. Aber heute würde sie gerne wissen, wo und wie genau es passiert ist. Ich werde Großmutter fragen, beschließt Pia. Ich fliege nicht zurück, ohne dass ich an der Stelle gewesen bin, wo es passiert ist.
Vor dem Hotel, in dem das Casting stattfindet, setzt die Großmutter sie ab. »Ruf an, wenn du fertig bist. Heute Abend Essen bei mir?«
»Ich weiß nicht, Leon kommt nachher. Er ist später geflogen.«
en nicht einmal einen Blick darauf, sondern fixieren Pia von allen Seiten.
»Von der Hüfte her dürfte es passen! Aber sonst? Ich weiß nicht«, sagt das linke Mädchen.
»Dafür sind diert Pia zu.
»Seine erste Freundin ist mit einem Modelagenturchef durchgebrannt.«
»Na, das hast du hoffentlich nicht vor. Also, was ist? Frag deinen Leon und schick mir eine SMS , wenn ihr kommen wollt.«
Das Casting ist ein Desaster. Pia wartet mit hundert anderen Mädchen in der Halle. Sie werden einzeln aufgerufen. Pia beobachtet, dass die Mädchen vor ihr nicht länger als fünf Minuten im Raum sind. Fünf Minuten, um den Kunden zu überzeugen, dass man die Richtige ist, um für seine neue Kollektion Werbung zu machen.
Als Pia aufgerufen wird, zittern ihre Knie. Sie stolpert. Sie betritt einen Raum, an dessen Ende an einem Tisch ein junger Mann mit einem Schnurrbart sitzt. Neben ihm zwei