Heute und für immer: Roman (German Edition)
schillernd blauen Seidenbluse.
Kasey nahm einen Schluck Wermut und lächelte freundlich. »Ja, das bin ich«, erwiderte sie und unterzog nun ihrerseits die gepflegte Dame einer eingehenden Musterung. Jordan Taylors Mutter, Beatrice Taylor, war sorgfältig geschminkt, tadellos frisiert und sehr geschmackvoll gekleidet. Die Erscheinung dieser Frau ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich ihrer Person und ihrer Stellung sehr bewusst war, dachte Kasey.
»Sie müssen unsere Verwirrung entschuldigen, Miss Wyatt. Wir haben Sie erst morgen erwartet.«
»Nun, meine Angelegenheiten haben sich rascher erledigt, als ich dachte«, erklärte Kasey und nippte abermals an ihrem Drink. »Deshalb habe ich einen früheren Flug genommen.« Sie lächelte. »Ich sah keinen Grund dafür, unnötig Zeit zu verschwenden.«
»Natürlich.« Beatrice’ Stirn legte sich für einen Moment in Falten. »Ihr Zimmer ist bereits gerichtet«, sagte sie dann und blickte zu ihrem Sohn. »Ich habe Miss Wyatt im Regency-Zimmer untergebracht.«
»Neben Alison?« Jordan, der sich gerade einen Zigarillo ansteckte, hielt kurz in der Bewegung inne und sah seine Mutter stirnrunzelnd an.
»Ja, ich dachte, Miss Wyatt würde ihre Gesellschaft vielleicht als angenehm empfinden. Alison ist meine Enkeltochter«, erklärte sie mit Blick auf Kasey. »Sie lebt bei uns, seit mein Sohn und seine Frau vor drei Jahren tödlich verunglückten. Die arme Kleine war damals erst acht.« Ihr Blick wanderte zu Jordan zurück. »Entschuldigt mich jetzt bitte. Ich möchte mich um Miss Wyatts Gepäck kümmern.«
Nachdem seine Mutter den Salon verlassen hatte, nahm Jordan die Unterhaltung mit Kasey wieder auf. »Vielleicht sollten wir vorab kurz das Geschäftliche besprechen.«
»Selbstverständlich«, stimmte Kasey zu. Sie trank ihr Glas aus und stellte es auf dem Tischchen neben sich ab. »Bevorzugen Sie eine starre Arbeitsregelung – festgesetzte Stunden, meine ich – von neun bis zwei, und von acht bis zehn, oder wollen Sie das Ganze lieber gleitend?«
»Gleitend?«, wiederholte Jordan und warf Harry einen fragenden Blick zu.
»Sie wissen schon: gleiten.« Kasey machte eine entsprechende Bewegung mit der Hand.
»Ah, jetzt verstehe ich«, nickte Jordan amüsiert. Diese Miss Wyatt entsprach eindeutig nicht dem Bild der verknöcherten, ehrgeizigen Wissenschaftlerin, das er sich von solchen Frauen bislang gemacht hatte. »Ich würde sagen, wir versuchen es mit dem goldenen Mittelweg.«
»Einverstanden. Ich möchte mir morgen gern Ihre Manuskripte
ansehen, um mir einen allgemeinen Überblick zu verschaffen. Und Sie sagen mir dann, worauf Sie sich als Erstes konzentrieren möchten.«
Kasey musterte Jordan für einen Augenblick, während Harry sich einen zweiten Martini mixte. Sehr attraktiv, stellte sie fest, das Musterbeispiel eines Wall-Street-Gentleman. Kräftiges Haar mit ein paar hellen Strähnen, die vermuten ließen, dass er dieses Museum von Zeit zu Zeit doch einmal verließ. Obgleich sie bezweifelte, dass er ein begeisterter Sonnenanbeter und Strandmensch war. Sie hatte ein Faible für Männer mit blauen Augen, und die seinen waren dunkel wie Tinte – und ausgesprochen klug. Ein schmales Gesicht. Markante Züge. Man könnte fast annehmen, er habe Cheyenne-Blut in sich, überlegte sie, während sie die Form seines Schädels betrachtete. Seine kultivierte Kleidung und das weltmännische Auftreten standen in einem gewissen Widerspruch zu seinen sinnlich geschwungenen Lippen, was ihr auf Anhieb gefiel. Sein Schneider war offensichtlich teuer und konservativ. Leider, dachte Kasey.
Aber hinter seiner aristokratischen Fassade verbarg sich bestimmt mehr, als man sehen konnte. Aus der Lektüre seiner Bücher wusste sie zum Beispiel, dass er ein hochintelligenter Kopf war. Der einzige Makel seiner Arbeiten bestand in einer gewissen Kaltschnäuzigkeit.
»Ich bin sicher, dass wir sehr gut zusammenarbeiten werden, Mr. Taylor«, sagte sie lächelnd. »Ich kann es kaum erwarten, anzufangen. Sie sind ein ausgezeichneter Schriftsteller.«
»Vielen Dank.«
Jordan erwiderte ihr Lächeln automatisch, während er sich gleichzeitig fragte, was in den nächsten Tagen wohl auf ihn zukommen würde.
»Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, Ihnen bei Ihren Recherchen behilflich sein zu können«, fuhr Kasey fort. »Und ich nehme an, ich sollte vor allem Ihnen danken, Mr. Rhodes, dass Sie mich für diese Tätigkeit vorgeschlagen haben.« Ihr Blick fixierte Harry.
»Nun, Sie,
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