Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
Vom Netzwerk:
so, dass du umwerfend aussiehst. Lulu ist eher mütterlich-hübsch.«
    Ich schüttelte den Kopf. Warum glaubten Männer eigentlich, sie könnten mich beeindrucken, indem sie mich zur Siegerin irgendeines Wettbewerbs kürten, den sie gerade ausgerufen hatten? »Erzähl mir etwas über dich«, sagte ich.
    Ich erwachte mit dem Duft des Augendoktors auf meiner Haut, einem süßlichen Moschusgeruch. Ich drehte mich nach rechts, um den Wecker zu sehen. Drei Uhr morgens. Michael schnarchte leicht und lag auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet, als wollte er die Welt umarmen. Anscheinend brauchte er sich nicht zu einer embryonalen Kugel zusammenzurollen, um schlafen zu können.
    Ich tippte sacht mit einem Finger gegen seine Schulter. Keine Reaktion. Ich drückte fester zu und wackelte ihn hin und her.
    »Mmm?«, nuschelte er.
    »Michael?«
    »Mmm?«
    »Zeit zu gehen.«
    Er wandte den Kopf, sah mich an, blinzelte und versuchte festzustellen, in wessen Bett er da eigentlich schlief. Ah ja, Drew Wintersons Schwägerin, leicht zu haben. Wahrscheinlich versucht er sie irgendwem anzudrehen, damit sie endlich auszieht. Verstehe. »Du willst, dass ich gehe?«
    »Schon irgendwie.«
    »Machst du Witze?«
    Ja, sicher, ich habe dich mitten in der Nacht aufgeweckt, um dir zu sagen, dass du gehen sollst, weil das so witzig ist. »Ich kann nicht neben jemandem schlafen, den ich nicht kenne.«
    »Aber mit ihm schlafen kannst du schon?« Er rollte sich auf die Seite und stützte den Kopf auf die linke Hand. Mit der Rechten strich er über meinen nackten Arm und schob den Träger hoch, der mir von der Schulter gerutscht war. »Ich mag dich.«
    »Du kennst mich nicht mal.« Ich setzte mich auf und steckte mir die Decke in den Achselhöhlen fest.
    Er streckte die Hand aus und berührte den obersten Rand meiner Narbe, der unter dem Spitzentop hervorlugte. Sofort wich ich zurück.
    »Woher hast du die?«
    Wie viele Möglichkeiten gab es wohl, sich eine Narbe zuzuziehen, die sich halb um eine Brust zog? Eine Narbe, die aussah, als hätte jemand versucht, einem die Brust abzuschneiden.
    »Eine Messerstecherei, als Jugendliche.«
    »Im Ernst? Arme Kleine.«
    »In dem Heim, in dem wir untergebracht waren, ging es ziemlich rau zu.« Hör doch , hatte Lulu gesagt, als sie sich diese Geschichte für mich ausgedacht hatte, es könnte genau so passiert sein. Denk mal daran, was uns im Duffy wirklich passiert ist. Ja, im Duffy hätte ich leicht in eine Messerstecherei geraten können.
    »Warum wart ihr denn in einem Heim?«
    Wie viel hatte Drew ihm erzählt? Männer tauschten beim Handball für gewöhnlich keine intimen Geheimnisse aus. Der stumme Drew schon gar nicht. Lulu? Wahrscheinlich nicht viel. Die beiden waren nur Kollegen. Ärzte. Bestimmt erzählten sie einander zwischen PAP -Abstrichen und Untersuchungen auf Makuladegeneration nicht ihre Lebensgeschichte.
    »Nach dem Tod unserer Großmutter war niemand mehr da, der sich um uns hätte kümmern können.« Ich hatte unsere Geschichte auf einen kalten, kraftlosen, auswendig gelernten Satz reduziert.
    »Oh. Das muss schrecklich gewesen sein.« Michael ließ die Hand über meine Hüfte gleiten, heiß und hart, angezogen von meiner Tragödie. Falls Lulu mir je erlaubte, die Wahrheit zu erzählen, würde die Schlange der Männer vor meiner Tür mehrere Querstraßen weit reichen.
    »So schlimm war es gar nicht. Wir haben nur ein paar Jahre im Duffy gelebt, bis wir zu Pflegeeltern kamen. Unser Pflegevater war Arzt.«
    »Wow. Da habt ihr ja Glück gehabt.«
    »Stimmt. Wir haben Glück gehabt.«
    Er zog mich an der Hüfte zu sich hin. »Komm her. Ich will dich noch mal glücklich machen.«
    Trotz meiner Bedenken gehorchte ich seinem Befehl. Einmal noch, dann würde ich ihn nach Hause schicken. Michael war einer von diesen großartigen republikanischen Liebhabern, die versuchten, einen vor- und zurückzuwiegen, als spielten sie Cowboy.
    Keine große Sache, sagte ich mir. Dann würde ich ihm eben erlauben, mich glücklich machen zu wollen.

22
Merry: September 200 2
    ch erwachte mit dem Bedürfnis nach einer starken Tasse Morgenkaffee, aber ohne die Energie, mir welchen zu machen. Valerie und ich waren am Abend zuvor die letzten Gäste in der Paris Lounge gewesen, aber immerhin konnte ich mich dafür loben, dass ich nach jeder Cola mit Jim Beam eine ohne getrunken hatte. Außerdem gab es Bonuspunkte dafür, dass ich den viel zu gut aussehenden, viel zu jungen, viel zu interessierten Mann nicht mit nach Hause

Weitere Kostenlose Bücher