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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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damit zu rechtfertigen, dass Amerika geschützt und Öl für seinen spritfressenden Mercedes beschafft werden müsse. Vielleicht sprach er unbewusst Drews latente republikanische Werte an.
    »Nach dir«, sagte er und hielt mir die Tür auf.
    Ich lächelte halbherzig, und er führte mich am Arm in das Restaurant, eine noble Steakhauskette. Michael war anscheinend ein Capital-Grille-Mann und fuhr obendrein lieber nach Chestnut Hill statt in die Innenstadt von Boston. Sein Steak anderswo als in der Vorstadt essen – Gott bewahre. Falls ich jemals dazu kam, Die Dating-Gewohnheiten des Amerikanischen Mannes zu schreiben, würde ich Frauen warnen: Männer, die einen bei der ersten Verabredung in ein opulentes Steakhaus ausführten, hatten entweder einen kleinen Penis oder wählten die Republikaner – oder beides.
    Aber ich genoss es, über den Tisch hinweg Michael anzuschauen. Manchmal gierte ich nach einem kompakten, harten Körper wie seinem, aber da solche Männer oft eine männliche Version meiner selbst waren, wurde ich mir gegenüber ein wenig misstrauisch, wenn mich das anmachte. Da dachte ich doch lieber, so eine Figur gefiele mir, weil sie das Gegenteil von Quinns war. Gegenteil war gut, das würde mich davon abhalten, an ihn zu denken. So Gott wollte, würde ich dann weniger geneigt sein, ihm seine gelegentlichen Besuche zu erlauben, die stets in Jubel begannen und in Depressionen endeten. Unsere letzte Verabredung – weniger eine Verabredung als eine Doppelrunde im Bett – war schon Monate her.
    »Also«, begann Michael, nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte, »erzähl mir etwas über Merry Zachariah.«
    »Kurze Zusammenfassung? Ich mag Strandspaziergänge, fand Die Wolfsfrau sehr gut und singe Sopran im Kirchenchor.«
    »Das ist erstaunlich, zumal deine Schwester Jüdin ist.« Er sah mir fest in die Augen, und ich bemerkte, dass die seinen gütig-braun waren. »Du hast dich also schon gegen mich entschieden?«
    »Tut mir leid.« Ich hob die Schultern in einer Geste, die hoffentlich niedlich wirkte. Ich wollte nicht, dass er heimging und Drew und Lulu erzählte, dass ich mich wie ein Miststück benommen hatte. Ich konnte meine Schwester praktisch schon hören. Du versuchst es nicht einmal. »Meine Arbeit macht mich etwas zu selbstsicher.«
    »Irrst du dich auch manchmal?«
    »Frag mich lieber, ob ich auch manchmal recht habe.« Der Kellner unterbrach uns mit unseren Drinks – einen Martini für den Arzt und Wein für mich. »Danke.« Ich griff nach dem Glas, drehte den zarten Stiel zwischen den Fingern und sah zu, wie die burgunderrote Flüssigkeit kreisend schwappte. Dann bemerkte ich meine bis auf die Haut heruntergekauten Fingernägel, die einen scharfen Kontrast zu dem funkelnden Kristall bildeten, und krümmte die Finger einwärts.
    »Weint hübsche Tränen.« Michael wies mit einem lachenden
    Glucksen auf mein Glas, aber ich kapierte den Witz nicht.
    »Tränen sind lustig?«
    Er nippte an seinem Martini und stieß einen tiefen Seufzer der Befriedigung aus. »Ah. Perfekt. So trocken, dass man ihn fast schon zusammenlegen könnte.«
    Ich merkte, dass er diesen Spruch für geistreich hielt und ihn schon öfter benutzt hatte. Ein Verabredungsspruch. Ich hatte auch so einen.
    »Weintränen«, sagte er. »Der angeblich mythische Indikator für die Qualität von Wein. Man merkt, dass jemand ein Möchtegern-Weinkenner ist, wenn er versucht, einen Wein so einzuschätzen. Das ist reine Physik, ein Effekt der Oberflächenspannung des Weins und des Alkoholgehalts. Man nennt das den Marangoni-Effekt – die Tatsache, dass Alkohol schneller verdunstet als Wasser –, und es hat nichts mit der Qualität zu tun, weil …«
    Weil mir das scheißegal ist.
    »Ich schwafle, oder?«
    Ich zog die Augenbrauen hoch.
    Er streckte den Arm aus und legte mir die Hand aufs Handgelenk. »Drew hat mir nicht gesagt, wie wunderschön du bist. Du und Lulu seht gar nicht aus wie Schwestern. Nicht, dass deine Schwester nicht attraktiv wäre, es ist nur, na ja, ihr seid so, also, ihr seid sicher, dass ihr dieselben Eltern habt, oder? O Gott, bitte entschuldige.«
    Er machte ein betroffenes Gesicht und erwähnte, dass Drew ihm die traurige Geschichte von unseren verunglückten Eltern erzählt hatte. Arme, kleine Waisen. Männer bekamen jedes Mal einen Steifen, wenn sie nur daran dachten, uns zu retten.
    »Meine Schwester ist schön.«
    »Oh ja, das ist sie, das ist sie.«
    Lügner. Das findest du gar nicht.
    »Es ist nur

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