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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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aufhängen kannst.«
    »Ich bin ein Rassist, nur weil ich finde, dass Eltern ihre Kinder im Griff haben sollten?«
    Ich erhob mich von dem Stuhl, ohne seine müde Frage einer Antwort zu würdigen. »Die Frauen möchten sich einmal im Monat treffen und brauchen einen sicheren Ort dafür. Ich habe ihnen zugesagt, dass sie ihre Versammlungen hier abhalten können. Bewillige mir Geld für Kaffee und Donuts.«
    Die Welt der Bewährungshilfe lebte von Kaffee und Donuts.
    In meinem Büro angekommen, schob ich mir einen Brownie in den Mund und griff gleichzeitig zum Telefon. Ein frühes Mittagessen.
    »War Lulu sehr böse auf mich?«, fragte ich, als ich Drews Stimme hörte.
    »Sie war sauer, aber das wird schon wieder.«
    »Was hat sie mit dem Kästchen getan?«
    Ich hörte, wie er seine beruhigenden Nebraska-Atemzüge machte.
    »Raus damit, ich werde es schon überstehen. Hat sie es an die Wand geworfen? Oder in den Mülleimer? Hat sie es unter dem Bett versteckt?«
    »Sie hat es mit zur Arbeit genommen.«
    »Zur Arbeit?« Ich versuchte mir vorzustellen, wie meine Schwester die Schatulle in ihre Aktentasche steckte und zum Auto trug. Wozu? Wollte sie ihr Stethoskop darin aufbewahren?
    »Ich glaube, sie wollte es einfach aus dem Haus haben und wusste nicht, was sie sonst damit machen sollte. Du kennst doch Lulu, aus den Augen und so weiter. Ich muss jetzt los. Ich muss dringend ein Projekt fertig machen, ehe die Mädchen nach Hause kommen.«
    »Warte«, sagte ich. »Bist du noch böse auf Lulu?«
    »Ich glaube, das geht dich nichts an. Willst du stattdessen vielleicht wissen, ob ich noch böse auf dich bin?«
    »Was habe ich denn getan?«
    »Mich dazu überredet, es noch einmal zu versuchen«, antwortete er.
    Ich griff nach dem Kaffee von gestern, der noch trinkbar aussah, und nahm einen Schluck von der kalten, bitteren Brühe. »Tu nicht so, als hätte ich dir die Pistole auf die Brust gesetzt. Es geht dabei um deine Kinder, richtig?«
    »Nein. Ich glaube, es geht um euch beide. Du schaffst es nur immer wieder, mir etwas anderes einzureden. Sag mir Bescheid, wie dein Date war. Und tu wenigstens nett.«
    »Was für ein Arzt ist er gleich wieder? Ich habe es vergessen.«
    Sein Seufzen war laut genug, um bis über die Plains zu hallen. »Ein Ophthalmologe. Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Ich habe es vergessen. Na und?«
    Ich legte auf und dachte, ich sollte mir das verdammte Kästchen zurückholen und es mitten auf meinen verdammten Couchtisch stellen, damit meine Schwester es jedes Mal sehen musste, wenn sie die verdammte Treppe heraufkam. Dann würde ich Drew und Lulu zum Hochzeitstag eine Sitzung beim Paartherapeuten schenken. Kopfschmerzen bahnten sich an, und ich spülte zwei Schmerztabletten mit dem restlichen Kaffee von gestern herunter.
    »Miss Zach?« Jesse schob sich halb durch den Türspalt und tippte auf die überdimensionierte goldene Uhr an seinem dürren Handgelenk, um mich darauf hinzuweisen, wie pünktlich er war. »Überrascht?«
    Er ließ sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch plumpsen. Einen Meter siebzig groß, drahtig-schlank mit rechteckiger schwarzer Brille und einem Grinsen wie ein Kinderstar – Jesse sah wirklich nicht so aus, wie man sich einen jungen Mann vorstellte, der jemanden halb tot schlug und liegen ließ. In diesem Fall hatte das Opfer mit Jesses Freundin geschlafen, und er hatte in seiner wodkatrunkenen Raserei keinen anderen Ausweg gesehen, als die Konkurrenz zu vernichten.
    »Yo, klopfen Sie mir dafür nicht mal auf die Schulter?« Er zog die Brauen hoch, als wollte er sagen He, he, ich bin toll, oder?
    »Yo? Bin ich für Sie jetzt zum Homeboy geworden?«, fragte ich. »Chapeau fürs Pünktlichsein.«
    »Chapeau?«
    Ich griff nach seiner Akte und meiner Lesebrille und las unter viel »Hm« und »So« die neu hinzugekommenen Unterlagen. »Sieht so aus, als hätten Sie die ganze Woche lang bei den Sitzungen der Anonymen Alkoholiker gefehlt.«
    »Meine Mutter war krank.«
    Ich blickte stirnrunzelnd von der Akte auf. »Ihre Mutter war letzten Monat erst krank.«
    »Sie ist eben wieder krank.«
    Ich griff nach dem Bericht von seinem Aggressionstherapeuten.
    »Wie kommt es, dass Sie nicht an den Gruppenstunden teilnehmen?«, fragte ich. »Ihre Berichte von DanGerUs No More« – Gott, wie ich diesen Namen verabscheute – »sehen nicht gut aus.«
    »Ach, was wissen die denn schon.«
    » Geringe Beteiligung. Verspätet. Wirkt nicht engagiert« , las ich vor. »Was ist

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