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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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noch zusammengerollt und mit einem roten Gummiband versehen war. »Welch eine Überraschung, ich bekomme Cassandra nicht wach.« Sie nahm die Tasse, die Drew ihr hinhielt. »Zieh dich an, du musst zur Schule, Ruby.«
    Ruby schlang Lulu die Arme um die Taille und drückte fest zu. »Cassandra hat dich noch nicht mal umarmt, oder?«
    »Komm, wir gehen dich anziehen.« Drew schwang sich Ruby auf die Schultern und warf mir einen vielsagenden Blick zu, ehe er die Küche verließ.
    Was wollte er mir damit wohl mitteilen? Was für eine unmögliche Schlampe ich doch sei? Tut mir leid, aber wir können nicht alle so rein sein wie Lulu.
    Lulu schüttelte den Kopf. »Wenn Cassandra irgendwann Medikamente gegen Akne braucht, wird Ruby jammern Das ist nicht fair, warum kriege ich keine Pickel? Und Cassandra wird darauf sagen Ich hatte sie zuerst. Sie darf keine haben. «
    Eine Woge der Zuneigung zu meiner Schwester überwältigte mich, die, mit den Füßen auf einem Stuhl, schlampig-niedlich in einem alten weißen T-Shirt und Boxershorts dasaß. Das Haar fiel ihr in die Stirn, auf diese Art, die ich vermisste, wenn sie es zurückband. Ohne Lippenstift sah Lulu jünger aus als sonst, dabei wirkte sie ohnehin immer jung. Sie beklagte sich zwar, dass sie ohne Make-up anämisch aussähe, aber ich fand, dass sie gesund und liebenswert aussah.
    »Das haben wir nie gemacht, oder?«, bemerkte ich.
    »Was denn?«
    »Uns dauernd darüber beklagt, wer was bekommt.« Ich aß noch einen Löffel Cheerios.
    »Bei wem hätten wir uns denn beklagen sollen? Und worum hätten wir uns streiten können? Etwa um unsere drei Bücher?«
    Ich hörte das Stoppschild in Lulus Stimme, aber Kaffee und Essen hatten Kopfschmerz und Übelkeit vertrieben, und allein die Abwesenheit von Schmerz löste in mir ein unnatürliches Wohlgefühl aus. Ich wollte den sentimentalen Augenblick auskosten und ein bisschen schwesterliche Vertraulichkeit herstellen.
    »Stimmt, aber wir haben das trotzdem nicht getan«, beharrte ich. »Wir haben uns nie um irgendwelche Sachen gestritten. Wir haben immer aufeinander aufgepasst.«
    Lulu nahm die Beine vom Stuhl. »Ich bin froh, dass Ruby und Cassandra so lebhaft sind. Ich liebe sie als verwöhnte Gören. Wir sind als Kinder keine fünf Minuten lang verwöhnt worden.«
    »Vielleicht doch, bevor all das passiert ist. Kann das nicht sein?«
    Lulu brachte Rubys Frühstücksschüssel zur Spüle. »Müssen wir zum Frühstück die Vergangenheit aufwärmen?« Sie blieb mit dem Rücken zu mir stehen.
    Ich stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Gesicht in die Hände. »Meinst du nicht, dass es auch manchmal gute Zeiten gegeben haben muss? Vorher? Dad sagt, wir hätten ein paar schöne Sachen erlebt. Glaubst du, er denkt sich das alles nur aus?«
    Lulu wirbelte herum. »Hör auf damit, verstanden? Es gab keine guten Zeiten. Alles an unserer Kindheit ist deprimierend. Jede verflixte Kleinigkeit.«
    »Mich eingeschlossen?« Ich spürte Tränen brennen und zwickte mich fest in den Arm.
    »Ja, dich eingeschlossen, wenn du dich so aufführst.«
    Bis ich ins Büro kam, hatte ich die Unterhaltung anders eingeordnet und meine verletzten Gefühle wieder weggesteckt. Lulu war der geborene Morgenmuffel. Der Morgen war also die absolut dämlichste Zeit, um mit ihr zu reden. Außerdem konnte Lulu die Anzeichen eines Katers erkennen, und dieses Wissen machte sie gemein. Meine Schwester wusste vermutlich ganz genau, wie viel ich getrunken hatte, wie kurz davor ich gestanden hatte, mit dem falschen Kerl zu schlafen, und sogar wie viele Teelöffel von dem Magenmittel ich nach dem Frühstück geschluckt hatte.
    Ich ließ meine Tasche auf den Schreibtisch fallen und war froh, Colin auf dem Weg hierher entgangen zu sein. Der schien es nämlich auch zu spüren, wenn ich mich miserabel fühlte, und wusste, wo er bohren musste, um mich am meisten zu quälen.
    Ich hörte meine Nachrichten ab, der übliche Sermon von einem jammernden Klienten nach dem anderen, und alle wollten mir erzählen, warum sie nicht kommen konnten: Großmutter gestorben, Onkel gestorben, Cousin im Koma, Schwester vom Auto überfahren, Bruder vom Onkel ermordet. Im Lauf der Jahre hatten meine Schützlinge die Einwohnerzahl von Boston etwa halbiert, um eine Ausrede zu haben, warum sie einen Termin nicht einhalten konnten. Ich ging meinen Kalender durch, während ich zuhörte, den Textmarker in der Hand.
    »Alles okay?«
    Ich blickte auf. Valerie stand mit verschwollenen Augen in der

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