Heute Und in Ewigkeit
Bett, also gingen wir.
Während Quinn in mich stieß, wurde mir eines immer klarer – was auch immer meine würdige Bestimmung sein mochte, Quinn war es nicht. Meine Erregung verflog, bis er das Gefühl bekommen musste, als fickte er einen Sandsack. Mir kam es jedenfalls so vor. Meine Brüste wurden unter ihm zerdrückt, als er sich fester an mich presste. Quinns Methode, mir einen Orgasmus abzuzwingen, ob ich einen wollte oder nicht, funktionierte nicht.
Heute fühlte es sich so an, als rammle er mich aus Gemeinheit so fest.
Da ich Quinns bemerkenswertes Talent zur Selbstbeherrschung kannte und das, was er vermutlich als Einsatz für meine Befriedigung betrachtete, würde er weitermachen, bis ich kam, wenn ich jetzt nichts unternahm. Uns beide verband nichts außer Sex, also wollte er diese eine Sache immer zu einem glänzenden Abschluss bringen. In dieser Hinsicht konnte man ihn wohl als loyal bezeichnen.
»O Gott, du füllst mich aus, Quinn«, sagte ich und spürte den Schauer der Erregung, den meine Lüge in ihm hervorrief. Ich grub die Fersen in seinen Rücken, hob mich ihm entgegen und nahm ihn noch tiefer in mich auf. Dabei kratzte ich mit den Fingernägeln über seine Haut und machte seine Fantasien von mir als heißer Hure wahr.
Baby, Baby, Baby.
Oh. Mach's mir.
Quinn rang mir einen traurigen Orgasmus ab, der sich nur Reibung und Zeit verdankte, und dann kam er.
Machte er sich tatsächlich Sorgen um mich?, fragte ich mich, als er auf mir zusammenbrach. Wenn ich starb, würde Quinn dann zu meiner Beerdigung kommen? Könnte ich zu seiner gehen? Würde ich das wagen?
Wie konnte ich nur mit einem Mann schlafen, von dem ich nicht sicher war, dass er zu meiner Beerdigung kommen würde? Ein Mann, zu dessen Beerdigung zu gehen ich kein Recht hatte? Wie brachte ich es fertig, einen Mann zu küssen, den ich nicht mit zu Grabe tragen konnte? »Was tue ich hier?«, flüsterte ich an seiner Schulter.
»Bitte nicht, Merry. Nicht schon wieder.« Er stemmte sich hoch und rollte sich von mir herunter. »Ich habe es dir bestimmt schon tausendmal gesagt, wir haben das, was wir haben. Wenn du das nicht willst, schön, dann gehe ich. Aber Szenen kann ich nicht leiden.«
Das stimmte. Quinn hatte mir nie eine Szene gemacht, und er hatte mich nie belogen. Er war der beständigste Mann in meinem Leben gewesen, jedenfalls der beständigste, der nicht eingesperrt war – obwohl Quinn ebenso gut im Gefängnis hätte sitzen können, so wenig rührte er mein Herz.
Genau diesen Mann hatte ich mir ausgesucht.
31
Lul u
ch kroch mit etwa fünf Kilometern pro Stunde auf die Cabot-Klinik zu, denn ich konnte durch den dichten Schnee kaum etwas sehen und hatte Angst, im Graben zu landen. Ein schwerer Schneesturm fegte von Nordosten her über Boston hinweg. Die einzige Freude in meinem Leben war, dass Weihnachten, an dem wir vierundzwanzig Stunden lang so tun mussten, als sei alles in Ordnung, endlich vorbei war.
Nach dreißig Minuten Fahrt erlaubte mir eine rote Ampel gnädigerweise, die verkrampften Finger vom Lenkrad zu lösen. Normalerweise hätte ich das Krankenhaus in einer halben Stunde drei Mal erreichen können. Dicke Flocken wirbelten mit jeder Minute noch dichter und schneller herab.
Die Ampel sprang auf Grün, doch die Schlange der Autos rührte sich nicht. Nachdem ich weitere zehn Minuten lang in meinem Wagen gefangen gewesen war und es knapp einen halben Häuserblock weiter geschafft hatte, bog ich auf einen fast leeren McDonald's-Parkplatz ab. Ich glaubte nicht, dass sich irgendjemand an diesem Tag um mein zu lang abgestelltes Auto scheren würde, aber zur Sicherheit legte ich mein Schild Cabot-Klinik – Arzt im Notdienst ins Heckfenster und vermummte mich, um die letzten zehn Querstraßen zum Krankenhaus zu Fuß zurückzulegen.
Ich hoffte, dass ich mit meinem neongelben Hut sichtbar genug war, damit mich auf den glatten, vom Schneesturm verdüsterten Straßen kein Lastwagen überrollte. Meine Schwiegermutter, die sehr viel davon hielt, sich »das Gesicht mit ein bisschen Farbe aufzufrischen, Süße!«, hatte mir den Hut zu Weihnachten geschickt. An dem Tag hatte ich mir nicht vorstellen können, dass ich ihn je tragen würde, jetzt war ich froh, dass ich ihn irgendwann ins Auto geworfen hatte. Ich erhaschte noch einen kurzen Blick auf mich im Rückspiegel. Mein Gesicht war grau wie Haferschleim, aber der Hut wirkte tatsächlich wie ein Leuchtturm.
Beißender Wind zerrte daran, als ich in Richtung Krankenhaus
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