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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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herunter.
    Ich hatte die Mädchen in unserem Bett schlafen gelegt. Drew und ich hatten eine Stunde oben bei ihnen verbracht, und er blieb noch, als sie schon eingeschlafen waren. Wir würden uns abwechseln, bis wir alle zusammen in unserem Bett schliefen, damit sie nicht allein aufwachten.
    Ich ließ mich aufs Sofa fallen. Es sah aus, als hätte Merry sich nicht aus dem Sessel gerührt, wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Ich streckte den Arm über den Couchtisch, nahm ihr Glas und trank einen kräftigen Schluck Cognac.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Merry.
    »Wie betäubt. Und du?«
    »Ich versuche gerade, mich zu betäuben.« Merry legte eine Hand auf den Magen. »Es fühlt sich immer noch an, als müsste ich mich gleich übergeben.«
    »Dich zu betrinken, wird dir auch nicht helfen.« Noch während ich sprach, bereute ich meine Worte. Das Letzte, was ich im Augenblick tun wollte, war, Merry zu kritisieren. »Entschuldige. Das habe ich nicht so gemeint, wie es sich angehört hat. Du musst völlig fertig sein. Noch fertiger als ich.«
    »Zuschauen zu müssen, war vielleicht noch schlimmer, als mittendrin zu stecken«, entgegnete Merry.
    Ich nickte. »Das Zuschauen war schlimm.«
    »Bist du wütend?«
    »Auf dich? Das war doch nicht deine Schuld. Ich hätte gar nicht erst vorschlagen sollen, dass du die beiden mit zum Gericht nimmst. Oder meinst du wegen dem, was du gesagt hast? Es hat funktioniert, oder nicht? Trotzdem …« Ich ließ den Satz unvollendet, weil ich nicht recht wusste, was ich sagen sollte.
    Merry schob sich neben mich aufs Sofa und legte eine Hand auf mein Bein. »Es hat mir wehgetan. Es zu sagen. Dass die Mädchen es hören mussten – vor allem so.«
    »Aber sie sind meine Töchter«, sagte ich. »Ich weiß nicht, ob du das je wirklich verstehen kannst.«
    »Sie sind meine Nichten. Meine Familie. Ich liebe sie. Rubys Leben lag in meinen Händen.«
    »Ich bin dir dankbar für das, was du getan hast. Aber jetzt wissen sie alles.« Ich trank Merrys Cognac aus. »Hast du auf eine solche Gelegenheit gewartet?«
    »Lulu.« Merry presste sich eine Hand an die Stirn. »Ich habe deine Geheimnisse nicht gezielt enthüllt. Ich musste Ruby das Leben retten. Ich habe genau gewusst, was ich tue. Meinst du nicht, dass ich manchmal auch recht haben könnte?«
    Sie fiel mir ins Wort, als ich etwas erwidern wollte. »Manchmal hat auch jemand anderes als du eine Lösung.« Merry schlug ein Bein über das andere und nahm meine Hand. »Manchmal müssen wir zusammenarbeiten. Dinge gemeinsam entscheiden. Hast du aus dem, was heute passiert ist, etwas gelernt? Hast du erkannt, dass es nichts bringt, sich zu verstecken?«
    Ich wollte ins Bett gehen, mich neben Drew legen, ihn einatmen und mich ausatmen. »Ich habe nur erfahren, was ich schon wusste.«
    »Nämlich?«
    »Dass wir auf dieser Welt nicht sicher sind.«

30
Merr y
    er überheizte Zug nach Dorchester fuhr ruckelnd von der Park Station ab. Genervt wickelte ich mir den erstickenden Schal ab und steckte ihn in die Tasche. Ich dachte daran, den nächsten Schritt in meiner täglichen Pendelfahrt zum Gericht, den überfüllten Bus, auszulassen und die zwanzig Häuserblocks zu Fuß zu gehen. Der Geruch von nasser Wolle vermischte sich mit dem überwältigenden Limonen-Aftershave des Mannes, der dicht an mich gedrückt wurde. Ich glaubte, mich von der Kombination jeden Moment übergeben zu müssen, und betete darum, dass ich durchhielt, bis die meisten Fahrgäste an der Universität ausstiegen.
    Mein Buch zu lesen, war im Stehen undenkbar, also versuchte ich es gar nicht erst. Um mich abzulenken, spielte ich kleine Spielchen, prägte mir die Anzeigen über meinem Kopf ein und bildete Anagramme aus den Wörtern, die Sprachschulen und Ausbildungswege beschrieben – so lange, bis ich nicht mehr ausweichen konnte. In Wahrheit dachte ich nur an eines, nämlich dass ich das Gerichtsgebäude nie wieder betreten wollte.
    Ich war eine Woche lang zu Hause geblieben, wir alle waren zu Hause geblieben. Bis auf Drew, der hin und wieder Essen und DVD s beschafft hatte, war keiner von uns aus dem Haus gegangen. Das Wetter hatte sich kooperativ gezeigt und beständig nas se Schneeflocken geliefert. Wir hatten die Mädchen auf dem Sofa in Decken gewickelt, uns aneinandergekuschelt und von einem Film zum nächsten gelebt.
    Sogar Lulu hatte sich freigenommen und die Couch nur verlassen, wenn Sophie anrief. Ich hatte mit niemandem gesprochen, sondern der Mailbox sämtliche Anrufe

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