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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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überlassen, um die sich dann Colin kümmern durfte. Nur Valerie hatte ich eine kurze E-Mail geschickt. Richte allen vielen Dank für die Karten aus und sag ihnen, dass es mir gutgeht.
    Es ging mir nicht gut.
    Tag für Tag hatte ich Ruby an mich gedrückt und die Wange an ihr weiches Haar geschmiegt. Cassandra und Ruby, die ihr Leben lang nach jedem Fitzelchen Familiengeschichte gestochert hatten, das sie ausgraben konnten, sagten kein Wort über unseren Vater. Sie erwähnten so lange überhaupt nichts von Bedeutung, dass wir es allmählich mit der Angst zu tun bekamen. Plötzlich drängte Lulu darauf, dass man sich Dinge von der Seele reden müsse.
    »Cassandra«, hatte sie gesagt, »kannst du erraten, was meine Lieblingsbücher waren, als ich bei Mimi Rubee gelebt habe? Damals war ich so alt wie du.«
    Cassandra hatte mit den Schultern gezuckt. »Nicht jetzt, ich lese gerade.«
    »Ruby«, hatte Lulu es später versucht, mitten in einem Monopoly-Spiel. »Möchtest du hören, was für Spiele Tante Merry und ich uns ausgedacht haben, als wir im Duffy gelebt haben?«
    Ruby hatte nicht einmal aufgeblickt, sondern sich nur eine weitere Handvoll Popcorn aus der Schüssel genommen. »Können wir nicht einfach spielen?«
    Lulu und ich verbündeten uns und versuchten, den Knoten alter Täuschungen aufzudröseln, während die Mädchen daran arbeiteten, die Lügen wieder zusammenzuheften. Sie lehnten alles ab, was wir ihnen anboten. Geheimnisvolle Großväter im Gefängnis, die Großmütter ermordet hatten, an deren Unfalltod man lange geglaubt hatte, waren offenbar weniger interessant, als Harry Potter zu lesen. Alle, Drew, die Therapeutin der Mädchen sowie ihr Kinderarzt, versicherten Lulu, dass Ruby und Cassandra dieses Trauma nur teelöffelweise verarbeiten konnten. Lulu wollte ihnen die Geschichte im Ganzen verabreichen, damit sie sie verdauten und das Leben weiterging. Und dabei war Victor nicht einmal ansatzweise einkalkuliert.
    Außerdem wartete Dad da draußen.
    »Alles klar, Miss Zachariah?« Jesse betrat mein Büro, als sei die Luft darin zerbrechlich und er müsse sich vorsichtig bewegen, damit die Moleküle nicht zusammenstießen und irgendeine Katastrophe auslösten.
    »Mir geht's gut, ja.« Ich suchte in den Unterlagen auf meinem Schreibtisch nach irgendetwas, das mich von dem Drang ablenken könnte wegzulaufen.
    »Ich habe Ihnen etwas mitgebracht.«
    Ich blickte auf und erwartete ein weiteres Blatt Papier, aus dem hervorging, dass Jesse irgendeinen Meilenstein geschafft hatte und meinen freudigen Jubel brauchte, um sein Glück vollkommen zu machen. Er hielt mir ein dickes Bündel Kataloge hin. Neugierig legte ich den Stapel auf meinen Schreibtisch und las die Titel der Hochglanzbroschüren:
    New England School of Law
    Boston University School of Social Work
    Cummings School of Veterinary Medicine at Tufts University
    Ich blätterte mich nach unten durch und wieder zurück. »Du ziehst alle diese Gebiete in Betracht, Jesse? Großartig.« Ich fürchtete, dass es meiner Stimme an jeglicher Begeisterung mangelte. Hoffentlich deprimierte ich den armen Jesse nicht zurück in sein Verbrecherleben.
    »Die habe ich für Sie besorgt, Miss Zachariah.«
    »Für mich?« Ich drehte die Veterinärmedizin-Info um, in der Erwartung, auf der Rückseite Welpen mit großen, bettelnden Augen vorzufinden, sah aber stattdessen Studenten, die etwa fünfzehn Jahre alt sein mussten, in weißen Kitteln.
    »Sie müssen hier raus, Miss Zach.« Er klatschte in die Hände und deutete dann auf mich. »Nicht, dass Sie mit uns nicht klarkämen – schauen Sie sich nur an, was Sie mit Victor gemacht haben, dem feigen Mamasöhnchen«, fügte er hinzu.
    »Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber es geht hier nicht um mich. Deine Bewährung läuft in ein paar Wochen aus. Wir haben noch viel zu tun.«
    »Da haben Sie recht. Meine Bewährung läuft aus. Ich werde vermutlich für lange Zeit der letzte Klient sein, der sich Ihren Rat zu Herzen nimmt, was? Warum nicht aufhören, wenn's am schönsten ist?« Er griff in die Tasche und holte ein zerknittertes Blatt Papier hervor. »Das hier musste ich für den Englischkurs schreiben. Am Bunker Hill. Na ja, der Professor hat gesagt, ich soll es Ihnen zeigen.«
    Ich strich das Papier glatt, legte es auf meinen Schreibtisch und begann zu lesen.
    Ein Ereignis, das mein Leben verändert hat
    Ich schreibe hier über meine Bewährungshelferin. Es sind weniger
    als die drei Seiten, die wir machen sollten (nicht

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