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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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jetzt sofort etwas Frisches anziehen. Ich schnupperte an meinen beiden Hosen, um die sauberste herauszusuchen.
    Lulu schrie mich oft an, weil ich nicht besser plante, aber manchmal brauchte ich etwas, das sich gut anfühlte, so sehr, dass ich mich nicht beherrschen konnte.
    Ich spähte zu Olive hinüber, die sich Trixie Belden und die verschwundene Erbin ungefähr drei Fingerbreit vor die Nase hielt. »He, Olive, willst du ein bisschen mit zu uns kommen?«
    Uns , das waren Janine, Crystal und ich. Janine, die alle paar Monate von ihren Eltern nach Hause geholt wurde, so lange, bis die beiden wieder zu trinken anfingen, sah aus wie eine kleinere Ausgabe von Diana Ross. Sie hatte riesengroße Augen und war superdünn und schön. Crystals blondes Haar machte mich rasend neidisch. Es fiel ihr bis über die Hüfte, und die Betreuerinnen im Duffy bürsteten es gern, flochten es und steckten es zu schicken Frisuren hoch. Crystals Eltern waren bei einem Brand ums Leben gekommen.
    Wir waren seit über zwei Jahren zusammen. Als wir noch Eisvögel gewesen waren, die Jüngsten und Kleinsten, hatten die Stockwerksmütter und Betreuerinnen immer uns genommen, wenn sie die Kinder aussuchten, die während der Fernsehstunde auf ihrem Schoß sitzen durften. Inzwischen waren wir Rotkehlchen, und niemand kuschelte mehr mit uns, aber wir reichten das Popcorn herum, und manchmal schmiegten wir uns samstags beim Fernsehabend an eine Betreuerin an.
    »Ich lese lieber«, sagte Olive.
    »Okay«, sagte ich. Bei Olive brauchte ich nicht aufzupassen, dass sie niemand ärgerte. Keine Gruppe beanspruchte sie für sich, aber es war auch niemand gemein zu ihr.
    Ich spähte den Flur in beide Richtungen entlang und rannte zum Kunstraum. Mrs. Parker-Pissnelke erlaubte uns nur drei Räume außer den Schlafsälen, in denen wir uns aufhalten durften. Einer war das Spielzimmer, ein altes Klassenzimmer mit Löchern im Boden, wo die Tische abgeschraubt worden waren. Keines der Spiele hatte noch alle Teile. Der zweite war das Wohnzimmer, wo es einen Fernseher und ein Radio gab. Im Wohnzimmer hingen alle herum, aber da gab es auch immer die schlimmsten Schlägereien.
    Der dritte war der Kunstraum, wo meine Freundinnen und ich hingingen. Ein alter Gurkeneimer voller Wachsmalstifte und Buntstifte, uralte Zeitschriften und Stapel von benutztem Papier, das irgendwelche Firmen spendeten, das war unsere Kunstausstattung. Wir malten Prinzessinnen und Hündchen auf die Rückseiten von Versicherungsberichten und Bestellformularen.
    Janine und Crystal waren über ihre Bilder gebeugt. Janine zeichnete die Umrisse der Papierpuppen nach, die wir aus irgendwelchen Zeitschriftenanzeigen ausgeschnitten hatten, damit sie den Puppen neue Kleider machen konnte. Crystal, die beste Künstlerin unter allen Rotkehlchen, arbeitete an den Bergen, die hinter einem Schloss aufragten – alles selbst gemalt.
    »Wie geht's deiner Oma?«, fragte Janine.
    »Gut.« Ich jammerte nie über Oma – zumindest hatte ich jemanden, den ich besuchen konnte. Janines Eltern kamen nur, um sie abzuholen, etwa zwei oder drei Mal im Jahr. Wir glaubten jedes Mal, Janine würde das Duffy für immer verlassen, und weinten und umarmten uns, bis eine der Hausmütter uns auseinanderzerrte. Wenn Janine dann zwei Wochen später wiederkam, taten Crystal und ich so, als sei das nie passiert, genau, wie Crystal und Janine so taten, als würde ich meinen Vater nicht im Gefängnis besuchen, und Janine und ich so taten, als bemerkten wir die Brandmale nicht, die Crystals Beine von oben bis unten bedeckten.
    »Hier, das habe ich dir aus dem Schlafsaal mitgebracht.« Janine reichte mir das Bild, das ich tags zuvor angefangen hatte. Es gehörte zu meiner Serie goldener, schwarzer und roter Welpen. Janine und Crystal bewahrten alle unsere Bilder und andere besondere Sachen auf. Im Duffy gab es zwei Rotkehlchen-Schlafsäle, und die beiden hatten das Glück, nicht in dem mit Enid und Reetha zu sein.
    »Uns bleibt nur noch eine Viertelstunde«, warnte Crystal. Sie hielt sich strikt an die Regeln, als könnte sie sterben, wenn sie einmal aus Versehen eine brach.
    Ich strichelte vorsichtig ein bisschen Silber um den Rand eines Welpen. Nicht zu viel, denn goldene und silberne Stifte tauchten in dem Gurkeneimer höchst selten auf, und ich wusste, dass Crystal sie für ihre Schlösser brauchte.
    Die Tür ging auf. Keine von uns wollte Gesellschaft, und wir blickten hastig auf.
    »Ach, sieh mal an. Das Knastmädchen ist wieder

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