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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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immer den Kopf, wenn sie das sagte. »Das Gegenteil von froh hat sie ihn gemacht. Deswegen ist das alles überhaupt erst passiert. Glaub mir. Sie hat ihn dazu getrieben mit ihrem ganzen Getue mit dem Haar und den Fingernägeln, und dann diese Männer. Ich spreche nicht gern schlecht von den Toten«, fuhr Oma dann fort, »aber deine Mutter hat sich für eine Schönheitskönigin gehalten. Sie dachte, sie brauchte nicht zu arbeiten so wie der Rest der Welt.«
    Ich verstand nicht, was Oma Zelda damit meinte. Dass Daddy Mama getötet hatte, weil sie eine Schönheitskönigin war?
    Lulu sagte, Daddy hätte es getan, weil Mama sich mit bösen Männern verabredet hat. Mimi Rubee sagte, der Alkohol und die Tabletten hätten Daddy dazu getrieben. Tante Cilla sagte, Daddy habe Mama getötet, weil er ein Tier sei. Ich wusste nicht, was ich glauben sollte.
    Was ist eigentlich mit mir? Das wollte ich wirklich gern wissen. Warum hat Daddy auf mich eingestochen? Darüber sprach nie jemand, außer einmal, da hatte Daddy wie aus dem Nichts heraus gesagt: »Es tut mir leid, Merry. Ich weiß, dass du dich wahrscheinlich gar nicht daran erinnerst, was passiert ist. Du warst noch so klein. Aber es tut mir leid.«
    Oma stand auf. »Zeit für die Folter.« Das sagte Oma immer, wenn sie hier zur Toilette ging, denn sie musste warten, bis ein Wärter sie einen endlos langen Flur entlang begleitete. Sie sagte, das sei ein Spießrutenlauf. Jemand tastete sie ab, wenn sie reinging, und dann wieder, wenn sie herauskam, als glaubten sie, Oma könnte eine Pistole in der Toilette gefunden haben. Ich trank vor den Besuchen nie etwas. Ich wollte niemals im Gefängnis aufs Klo müssen.
    Die Luft wurde drückender, sobald Oma weg war, als fächelte sie uns sonst mit ihrem ständigen Geschwätz Luft zu und schützte uns vor den scharfen Kanten, aus denen unser Leben bestand.
    »Und, wie geht es Lulu?«, fragte Daddy. »Immer noch ein Bücherwurm?«
    Ich nickte. »Daddy …« Ich verstummte und brachte die Worte nicht heraus, die wie Aufzieh-Äffchen in meinem Kopf herum
    trommelten. Warum hast du mir so wehgetan, warum hast du mir so wehgetan, warum hast du mir so wehgetan, Daddy?
    »Was ist denn, meine Kleine?« Hinter seiner Brille wurden seine Augen ganz verschwommen vor Liebe und Sorge. »Ist in der Schule wirklich alles in Ordnung? Ist jemand gemein zu dir?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, die Schule ist es nicht.«
    »Was dann, Schätzchen?«
    Wie Oma blinzelte ich und blinzelte.
    »Oje. Banana Splits – die Stunde des Abenteuers«, sagte er.
    Das hatte Daddy immer gesagt, wenn ich weinte. Vorher. Dann hatte er meist sein Taschentuch hervorgeholt, mir die Augen getrocknet und gesagt das wischen wir gleich weg, Süße . Das hatte ich vergessen. Ich hatte hier noch nie geweint.
    Oma würde bald zurück sein. Die Frage drückte fester gegen meine Kehle.
    »Hast du deine Zunge verschluckt?« Daddy lächelte und neigte den Kopf, sodass er ganz weise und gütig zu mir aufblickte, als wären wir in Drei Mädchen und drei Jungen.
    »Warum hast du mich fast erstochen, Daddy?«, flüsterte ich. Auf einmal schossen die Worte hervor wie Kotze. »Warum wolltest du mich umbringen?« Daddy fuhr zurück, als wären meine leisen Worte kleine Messer. Jetzt war ich es, die zustach.
    »Du erinnerst dich daran?« Seine Stimme klang dünn, als käme sie von ganz oben aus seiner Kehle.
    Daddy, der mich von der Küche wegstieß. Mama, die am Boden lag. Leg dich hin, Merry. Leg dich in Mamas und Daddys Bett. Sei ein braves Mädchen.
    »An ein paar Sachen.«
    Daddy und das Messer mit Mamas Blut daran. Es wird nur ganz kurz wehtun, Baby. Nein, Daddy, es hat sehr lange wehgetan.
    »Ich habe es nicht über mich gebracht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe angefangen, aber ich konnte es nicht zu Ende bringen. Die Stichwunde war nicht sehr tief.«
    Ich spreizte die Finger und legte die Hand auf die Bluse, die meine Narbe verbarg, als könnte Daddy sie durch den Stoff hindurch sehen. Ich kannte jeden kleinen Knubbel der Narbe. Sie war dunkelrosa und gerade. Sie war auf meiner linken Brustseite und so lang wie das Heft, in das ich meine Hausaufgaben eintrug.
    »Warum wolltest du mir wehtun?« Antworte mir, Daddy.
    »Ach, meine Kleine. Vom Saufen war ich sturzbetrunken und dumm dazu. Die Eifersucht hat mich schier verrückt gemacht. Du bist zu jung, um das zu verstehen.« Er barg den Kopf in den Händen. Ich wollte sie ihm wegreißen und ihm den dummen, sturzbetrunkenen,

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