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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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kollidierten. Wenn es nach mir ginge, hätte ich auf sämtliche Festlichkeiten verzichtet, und bis ich Mutter geworden war, hatte ich auch genau das getan. Eine anständige Mutter zu sein, bedeutete jedoch, zu absolut allem bereit zu sein, darunter auch, Freude über den eigenen Geburtstag zu heucheln und den Kindern ein Stückchen von diesem angeblichen Glück abzugeben.
    Ich schloss die Augen und versuchte, die Schmerzen wegzuwünschen, die der Stress um meine Wirbelsäule wickelte. Fest drückte ich die Finger in den unteren Rücken und massierte ihn. Ich griff mir zwei Schmerztabletten und spülte sie mit kaltem Kaffee herunter. Dann holte ich tief Luft, öffnete die Tür und hörte schon meine ungeduldigen Töchter, die auf mein freudiges Luftschnappen warteten, wenn ich die Heliumballons dicht unter der Decke schweben sah. Sie hatten sie selbst ausgesucht – Ruby hatte sich für pinkfarbene und Cassandra für violette entschieden –, und die Ballons hingen nun da oben wie verirrte Wolken, gefährlich nah an den Rotorblättern des Ventilators, die sich über dem Tisch drehten.
    »Mama!« Ruby warf sich in meine Arme und kreischte: »Rate mal, was wir haben, Mama!«
    Ich drückte sie fest an mich und genoss das Gefühl ihres perfekten, kleinen Körpers an meinem, ihres seidigen, dunklen Haars an meiner Wange. Ruby sah mit acht Jahren meiner Schwester und meinem Mann ähnlicher als mir – als hätten sich Drew und Merry gepaart und dann ihren Embryo in meine Gebärmutter eingeschmuggelt. Merrys Augen starrten mich aus Rubys Gesicht an wie Schokodrops unter Drews schwungvollen Augen brauen und über seiner Stupsnase.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mama.« Cassandras prüder Tonfall würdigte die besondere Bedeutung des Anlasses.
    Drew beugte mich in Hollywood-Manier hintenüber und küsste mich, zur kreischenden Freude der Mädchen, die gern zusahen, wie er mich auflockerte. Merry zog mich zum Tisch und setzte mich vor einen Stapel Geschenke. Ich schloss kurz die Augen und rief die Götter der vorgetäuschten Fröhlichkeit um Hilfe an.
    »Das Wichtigste zuerst«, verkündete Merry.
    Sie setzte sich mir gegenüber und nahm Ruby auf den Schoß, und die beiden sahen aus wie Mutter und Tochter. Wenn Mama hier wäre, wäre das Bild vollständig gewesen, Schönheiten aus drei Generationen an einem Tisch. Ruby lehnte sich an die Brust meiner Schwester, ihrer beider Haar fiel übereinander, und es hatte genau dieselbe Farbe.
    Cassandra blieb neben mir stehen und legte ihre dünne Hand auf mein Knie. Sie schmiegte kurz den Kopf an meine Schulter, und ich küsste ihre kühle Wange. Sie repräsentierte die blasse, ätherische Lutheraner-Schönheit, wie Drews Mutter. Beide hatten grüne Augen mit goldenen Sprenkeln.
    Wie früher als Kind, so hatte ich auch jetzt noch das Gefühl, die Unscheinbare zu sein. Drews ständige Beteuerungen wurden bedeutungslos, wenn ich meine Schwester anstarrte. Vielleicht würde ich mir doch eine hausbackene Familie suchen, die mich adoptierte – ich würde gerne ausprobieren, wie es wäre, zur Abwechslung mal die Hübsche zu sein. Andererseits hatte mein schlichtes, nüchternes Aussehen den Vorteil, Hemmungen abzubauen. Meine Patienten vertrauten mir ihre Geheimnisse an, darauf konnte ich mich verlassen wie auf Ebbe und Flut. Ich trinke jeden Abend , erzählte mir der Busfahrer. Ich habe meine Frau betrogen. Bitte untersuchen Sie mich auf alles , flehte der Geschichtsprofessor. Ich verstecke Schokoriegel ganz unten im Wäschekorb , gestand die deprimierte Krankenschwester mit der unkontrollierbaren Diabetes.
    Merry drückte mir ein Geschenk in die Hand, und ich zupfte an den überreichen, geringelten Bändern, die um die Schachtel gewickelt waren. Schließlich nahm ich die Schere, die Drew mir
    reichte, und schnitt sie durch. Die Mädchen sahen gespannt zu.
    »Das ist ganz besonders!«, sagte Ruby. »Wir haben es …«
    »Psst!« Merry hielt ihr den Zeigefinger an die Lippen.
    »Es soll doch eine Überraschung für Mommy sein«, erklärte Drew. Er setzte sich neben mich und zog Cassandra auf seinen Schoß.
    Ich riss das Papier von dem Päckchen, das für seine Größe recht schwer war, und hob den Deckel von einem silberfarbenen Karton ab, den man in teuren Läden als Verpackung bekam. Merry bewahrte solche Kartons ewig auf. Buntes Seidenpapier – knallpink, neonblau, sittichgrün – in vielen Schichten musste ich auseinanderwickeln, ehe ich das Geschenk erreichte. »Ich weiß,

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