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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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Mann stellte die Klimaanlage gern auf knapp zwanzig Grad. Deshalb zog ich zu Hause selbst im Juli leichte Strickjacken an.
    »Ich habe mir den Allerwertesten aufgerissen, um dieses Kästchen für dich zu besorgen«, erwiderte Merry. »Zunächst einmal habe ich Tante Cilla persönlich besucht.«
    Juckende Neugier über Tante Cillas Schicksal rang mit meinem Bedürfnis, laut »Nein« zu schreien. Keine Schatullen aus der Vergangenheit. Keine Tante Cilla. Ich wollte nichts davon in mein Haus gebracht haben.
    Genauso wenig, wie ich wollte, dass Informationen über mich an unseren Vater weitergegeben wurden.
    Mein Geschenk schimmerte mich giftgrün vom Tisch aus an. Klebrige Tentakeln krochen von dem Onyxkästchen auf mich zu. Ich kratzte ein X nach dem anderen auf meinen Arm.
    »Ich will es nicht.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich will nichts aus dieser Zeit in meinem Haus haben.«
    Merry beugte sich mitsamt dem Schaukelstuhl vor und zeigte mit dem Finger auf mich. »Du brauchst aber irgendetwas von damals, oder du wirst dich nie damit auseinandersetzen.«
    »Nur zu deiner Information, ich habe nicht vor, mich damit auseinanderzusetzen. Meinst du vielleicht, das tätest du bei diesen Besuchen im Gefängnis? Dich damit auseinandersetzen? Ha!«
    »Willst du die Kinder denn ewig glauben lassen, ihre Großeltern seien bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen?«
    »Was soll das heißen?« Ich konnte nicht zugeben, dass ich nach wie vor hoffte, unser Vater möge sterben, ehe ich irgendwelche unwiderruflichen Entscheidungen treffen musste. Ich zog die Knie an die Brust, um mich vor der Ausstrahlung des Kästchens zu schützen. »Soll ich dir vielleicht erlauben, sie bei deinem nächsten Besuch mit ins Gefängnis zu nehmen?«
    »Das wäre besser als dein Versuch, ihn auf ewig zu verstecken. Hat denn in dieser Sache niemand außer dir etwas zu sagen?« Merry wandte sich Drew zu. »Machst du dir keine Sorgen wegen dieser gewaltigen Lüge, die ihr den Mädchen serviert?«
    »Frag nicht ihn, frag mich!«, schrie ich beinahe, und ich hielt mich nur um der Mädchen willen zurück.
    »Geh nicht zu weit«, sagte Drew. »Ich bin kein Möbelstück, Herrgott noch mal.«
    Ich rückte von Drew ab, nahm Merrys Weinglas und trank einen riesigen Schluck, weil ich wusste, dass ihn das rasend machte. Eine trinkende Frau in Verbindung mit einer Frau, die emotional wurde, sorgte dafür, dass mein Mann so starr wurde wie Beton.
    »Großartige Idee, Lulu. Gieß noch Öl ins Feuer«, sagte Drew.
    »Das ist mein Feuer«, erwiderte ich. »Und du bring mir ja keine Erinnerungsstücke mehr.«
    »Dir ist doch klar, dass die Sache den Mädchen irgendwann um die Ohren fliegen wird? Man kann der Wahrheit nicht ewig aus dem Weg gehen.« Merry gab einfach nicht auf.
    »Jedenfalls wälze ich mich nicht jeden Tag darin«, sagte ich. »Im Gegensatz zu dir dreht sich mein Leben nicht ausschließlich um Verbrecher.«
    »Fick dich«, erwiderte Merry. »Dass ich Bewährungshelferin bin, liegt nicht an Dad. Bist du vielleicht schon auf die Idee gekommen, dass ich dir die Schatulle geschenkt habe, weil ich dachte, sie gefällt dir?«
    Drew entwand sich mir und nahm das leere Weinglas vom Couchtisch. »Zeit, nach Hause zu gehen. Zeit, ins Bett zu gehen. Diese Unterhaltung ist vorbei.«
    Merry ignorierte ihn und kam herüber zum Sofa. Sie legte sich hin und barg das Gesicht in meinem Schoß. Ich rieb ihr den Rücken und spürte, wie ihre Tränen auf meine Hose fielen. Nach einer Weile drehte sie sich um und lächelte mich mit nassen Augen an. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte dich nur glücklich machen.«
    »Ich weiß.« Merry hatte ein teures Lächeln mit teuren Zähnen, die dank der Fürsorge eines New Yorker Waisenhauses und der furchtbaren Gene, die sie von weiß Gott welcher Seite der Familie geerbt hatte, regelrecht verrottet waren. Ich hatte vor zehn Jahren Tausende von Dollar ausgegeben, um ihr zu helfen, ihre Zähne in Ordnung bringen zu lassen. Meine Ehe, oder vielmehr Drews ansehnliches Vermögen, hatte mir das ermöglicht. Gott sei Dank hatte ich nicht gewusst, wie ansehnlich es tatsächlich war, als wir uns kennengelernt hatten, denn dann wäre ich womöglich in Versuchung geraten, ihn des Geldes wegen zu heiraten. Aber ich hatte aus Liebe geheiratet, um Drews Vertrauen in die Welt und seiner Fürsorge willen und weil er bereit war, Merry als Teil meines Lebens mit einzubeziehen.
    Weil er weniger von mir verlangte als

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