Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
Vom Netzwerk:
wer das eingepackt hat.«
    »Daddy hat es schön für dich eingepackt«, verkündete Ruby. »Aber Tante Merry …«
    Wieder brachte meine Schwester Ruby zum Schweigen. Ich schob das Papier beiseite. Darunter schimmerte eine glänzende sechseckige Schatulle. Ich erkannte das Objekt sofort. Es gehörte zu dem, was meine Mutter als Opas Sammlung bezeichnet hatte. Mama hatte unser Wohnzimmer mit diesen exotischen Schätzen dekoriert. Dreiecke aus Perlmutt waren in die polierte Oberfläche eingelassen, rund um einen Kreis aus schillernden grünen Steinen. Es war viele Jahre her, dass ich dieses Kästchen zuletzt gesehen hatte. Das war bei meinem allerletzten Besuch bei Tante Cilla gewesen, als ich hatte erkennen müssen, dass sie sämtliche Sachen meiner Mutter, ihrer Schwester, an sich genommen hatte.
    Mrs. Cohen hatte es für wichtig gehalten, dass wir eine Art klärenden Schlussstrich unter die Beziehung zu Onkel und Tante zogen. Sie hatte Merry und mich zu Tante Cillas Haus in Brooklyn gefahren und uns eine grässliche halbe Stunde lang allein gelassen, damit wir uns »unterhalten« konnten.
    »Was ist, was starrst du so?«, hatte Tante Cilla gefragt, als sie bemerkt hatte, dass ich den Amethystring an ihrer rechten Hand betrachtete. »Darf ich denn nichts haben, was mich an meine Schwester erinnert?«
    Als sie von mir keine Antwort erhalten hatte, hatte sie sich an Merry gewandt. »Und du, wer bringt dich jetzt ins Gefängnis, damit du das Monster besuchen kannst?«
    »Woher hast du das?«, fragte ich Merry.
    Sie grinste, als hätte sie einen großen Coup gelandet, und war zu verdammt albern und aufgeregt, um die Warnung in meiner Stimme zu hören.
    Cassandra antwortete. »Sie hat es von Tante Cilla.«
    »Tante Cilla hatte es, in New York!«, erklärte Ruby. »Tante Cilla!« Ruby wiederholte die Worte Tante Cilla genüsslich, obwohl sie die Frau nie kennengelernt hatte. Die Mädchen kannten niemanden von meiner Seite der Familie, bis auf Merry natürlich. Ruby, unsere sportliche Tochter, die in der familienreichen Cambridge Little League spielte, kam ständig mit Geschichten über die Großeltern, Cousinen und Onkel ihrer Mannschaftskameradinnen nach Hause.
    »Sie hat es Tante Merry gegeben. Für DICH «, stellte Ruby klar. »Tante Cilla.«
    Für mich. Tatsächlich. Das wäre ein gewaltiger Bruch mit der Tradition. Die Schwester meiner Mutter hatte nie etwas für uns getan, seit sie uns aus dem Haus geworfen und ins Waisenhaus geschickt hatte.
    »Ich erinnere mich daran, wie sehr du die Schatulle mochtest«, sagte Merry. »Das war dein Lieblingsstück.«
    Ich wollte meiner Schwester schon vorhalten, dass sie sich unmöglich an irgendetwas aus der Zeit vor Mamas Tod erinnern konnte, bremste mich aber rechtzeitig. »Danke schön.« Ich strich mit der Fingerspitze über den Deckel, der so glatt und kalt war wie in meiner Erinnerung.
    Einmal im Monat, wenn Mama sie vom Regal genommen hatte, hatten Merry und ich aus den Schatullen kleine Welten gebaut. Mama hatte sie vorsichtig auf den Teppich gestellt und uns erlaubt, sie abzustauben und zu polieren. Sieben schwarze Onyxkästchen, alle in verschiedenen Formen und Größen, manche mit Intarsien aus grünen und roten Steinen zusätzlich zu denen aus Perlmutt.
    »Das hat deiner Mutter gehört«, flüsterte Cassandra erstaunt. Meine Mutter war allein durch ihre Abwesenheit und dadurch, dass wir sie so selten erwähnten, gemeinsam mit meinem Vater in den Stand einer über allem schwebenden Heiligen erhoben worden. Meine Kinder lebten unseren Mythos, ein schrecklicher Auto un fall hätte uns beide Eltern genommen, voll aus. Nur Drew, Merry und ich und mein winziges bisschen Familie, das in New York zurückgeblieben war, Verwandte, die wir nie sahen und nie sehen sollten, kannten die Wahrheit.
    »Ja, das hat meiner Mutter gehört.« Ich fuhr Cassandra mit den Fingern durchs Haar. Am liebsten hätte ich die Schatulle in hohem Bogen von mir geschleudert, weil ich nicht wollte, dass irgendein Teil meiner Vergangenheit das Leben meiner Töchter vergiftete. »Da sehe ich ja noch ein Geschenk. Ist das auch für mich?«
    »Vermisst du deine Mutter denn nicht?«, fragte Cassandra zum tausendsten Mal. »Ist es nicht traurig, dass sie tot ist? Sie ist gestorben, als du noch ganz klein warst, richtig?« Sie legte die Hände zusammen wie zum Zeichen des Respekts.
    »Nicht mehr ganz klein«, beruhigte ich sie. »Ich war so alt wie du, und du bist doch nicht mehr ganz klein, oder?« Ich

Weitere Kostenlose Bücher