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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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andere.
    Weil er auf uns aufpasste.
    Weil er bereit war, sich mit mir zusammenzutun und die Existenz meines Vaters zu leugnen.
    Ich konnte es mir leisten, ihm den Drang zu verzeihen, uns abzuschalten, wenn wir überkochten, und dass er unter dem wirbelnden Treibsand litt, der am Rande von Merrys und meinem Leben lauerte.
    »Ich liebe dich, Drew«, sagte ich, Merrys Kopf noch im Schoß.
    »Ich weiß.«
    »Und es tut mir leid«, sagte ich.
    »Schon gut.« Er sammelte den Geburtstagsmüll im Raum ein und wich meinem Blick aus.
    »Dich habe ich auch lieb, Merry«, sagte ich.
    »Das weiß ich auch«, entgegnete sie. »Aber eines Tages wirst du es ihnen sagen müssen.«
    Nicht unbedingt, dachte ich, erwiderte aber nichts, sondern stellte mir vor, wie Vater an einem Herzinfarkt starb oder bei einer Rangelei im Gefängnis erstochen wurde, weil ich zu müde war, mich darüber zu streiten.
    Merry und ich blieben auf dem Sofa, verstrickt in unsere weinselige Hassliebe, bis Drew uns auseinanderzog. Er begleitete meine Schwester hinaus. Ich hörte, wie sie den Schlüssel in ihr Schloss steckte und ihre Tür aufging. Ich hörte, wie sie ihre Wohnung betrat, hörte ihre Schritte über meinem Kopf, als sie über ihren Parkettboden ging.
    Die Vergangenheit war unsere Falle. Selbst jetzt noch, mit einundvierzig und sechsunddreißig, blieben wir Gefangene des längst beendeten Kriegs zwischen unseren Eltern, hingen in den Schlingen böser Erinnerungen fest, wechselten heimliche Blicke, mit denen bewusste und längst begrabene Geheimnisse zwischen uns hin und her flogen.
    »Kommst du ins Bett, Lulu?« Drew stand in der Wohnzimmertür. Seine mitfühlende Miene wirkte wie von meiner und Merrys müden Wiederholungen getrübt.
    »Gleich«, antwortete ich. »Ich komme gleich nach.«

21
Merr y
    ch umarmte meinen starren Schwager und ging hinüber in meine Wohnung. Auf dem Weg ins Schlafzimmer schaltete ich alle Lichter ein. Ich riss mir die Klamotten herunter, schlüpfte in ein altes Basketball-T-Shirt, das ich einmal von Drews Haufen für die Altkleidersammlung stibitzt hatte, und stellte im Vorbeigehen den Fernseher an.
    Obwohl der Alkohol ein angenehm dumpfes Gefühl in meinem Kopf verbreitete, zwang ich mich, ins Bad zu gehen und mir eine teure Creme ins Gesicht zu schmieren, die mir ein auf ewig faltenfreies, mit Feuchtigkeit reichlich versorgtes Dasein garantierte. Selbst im Tod würde ich noch hübsch sein.
    Eingecremt sank ich auf mein ungemachtes Bett und ließ mich in meine Kissen zurückfallen. Die neuesten Verbrechen prägten die Lokalnachrichten. Ich hörte aufmerksam zu, um zu erfahren, wer von meinen Schützlingen festgenommen worden war, weil man ihm erneut Vergewaltigung oder Mord vorwarf. Lieber Gott, wenn es um einen meiner Klienten ging, lass es bitte nur eine normale Körperverletzung sein, flehte ich. Als Bewährungshelferin war ich für Hunderte von Verbrechern, Schlägern und Vergewaltigern verantwortlich, und jedes Mal, wenn einer von ihnen ein weiteres Verbrechen beging, fühlte ich mich mitschuldig am Schmerz irgendeiner Familie.
    In Dorchester sucht die Polizei heute Abend nach dem Mörder von …
    Ich lauschte gespannt auf die Namen des Opfers und des Mörders.
    … Julius Trager, der vor seinem Haus in der Rutherford Street erschossen wurde. Der Absolvent des Roxbury Community College hatte erst kürzlich eine Ausbildung zum Tierarzthelfer begonnen.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass einer meiner Klienten auch nur im Traum darauf käme, mit Tieren zu arbeiten. So jemanden zu betreuen, wäre vielleicht schön, aber wenn ein Häftling eine solche Ausbildung machen würde, dann vermutlich zu dem Zweck, die Kontrahenten in einem Hundekampf auf Leben und Tod besser einschätzen zu können.
    Ein vager Neid nagte an mir, als die selbstgefällig schwangere Nachrichtenmoderatorin die stetig steigende Mordrate in Boston kommentierte. Sie war makellos und sogar schwanger perfekt gestylt, während ich geistesabwesend meine Narbe rieb und im abgelegten T-Shirt meines Schwagers herumhing. Inzwischen strich ich dermaßen automatisch mit den Fingern an der erhabenen Linie entlang, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich jemals mit dieser Angewohnheit brechen sollte. Sie nur zu berühren, wenn ich allein war, das war schon ein großer Sieg.
    Ich tippte mir dreimal auf die Brust, abseits der Narbe. Was hatte noch die Masseurin gesagt, zu der meine Freundin Valerie mich letztes Weihnachten geschickt hatte? Dass dieses

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