Heute verführe ich den Boss
erkannte Mitch, wie gespannt das Verhältnis zwischen der ersten Brautjungfer Abigail Langley und dem Trauzeugen Brad Price war. Als letzte lebende Nachfahrin des Begründers des TCC war Abigail das einzige weibliche Clubmitglied.
Brad hingegen machte kein Geheimnis daraus, was er von Frauen im Club hielt – nämlich gar nichts. Die meisten taten seine Witzchen als bedeutungslos ab. Doch seit Abigail Wind von Brads frauenfeindlichen Sprüchen bekommen hatte, war sie beleidigt. Sie forderte ihn sogar bei der anstehenden Wahl um den Vorsitz des Texas Cattleman’s Club heraus.
Als er seinen Blick über die eher förmlich und steif gekleideten Gäste schweifen ließ, fiel es Mitch nicht schwer, Jenny auszumachen. Sie stand in der Nähe des Buffets und war in ein Gespräch mit Cole Maddison vertieft. Als der irgendetwas sagte, lachte sie und legte ihm kurz die Hand auf den Arm. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wurmte das Mitch.
Lächerlich.
Nur weil er Jenny noch nie mit einem anderen Mann gesehen hatte, hieß das nicht, dass sie sich nicht mit Männern verabredete. Hey, wenn sie Cole mochte, und Cole mochte sie …
Und dann merkte Mitch, dass er geradewegs auf die beiden zuging.
„Hey, Mitch“, rief Cole ihm zu, als er fast bei ihnen war.
Mitch nickte seinem Freund zu.
„Schöne Zeremonie“, begann er und wunderte sich, dass er sich unbehaglich fühlte.
„Entschuldigt mich“, unterbrach Jenny ihn und ließ die beiden zurück, um dem Brautpaar zu gratulieren.
Mitch blickte ihr hinterher.
„Hammer.“
„Was?“ Mitch versuchte, seine Aufmerksamkeit von Jennys gebräunten Beinen und den sexy High Heels, die ihre süßen Füße betonten, abzulenken. Selbst die dunkelrot lackierten Zehennägel waren ihm nicht entgangen.
Fragend blickte Cole ihn an. „Ich rede von Jenny. Sie sieht phänomenal aus.“
„Ja, das Kleid ist ganz hübsch“, ließ Mitch sich hinreißen zu sagen, versuchte aber sofort, seine Selbstbeherrschung zurückzuerlangen. Es war doch nur Jenny – die vernünftige, fleißige, professionelle Jenny.
„Sie ist eine Wahnsinnsfrau“, sagte Cole. „Ich frage mich, warum sie sich sonst immer hinter diesen langweiligen Klamotten versteckt.“
Mitch runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass sie sich versteckt. Im Büro tritt sie jedenfalls immer sehr professionell auf.“
Cole sah ihn an. „Das sollte auch nicht beleidigend klingen. Aber du musst zugeben, das Outfit ist der Hammer.“
Was Mitch so schockierte, war, dass er gar nicht anders konnte, als immer wieder zu ihr hinüberzublicken.
„Ich könnte sie zum Tanzen auffordern“, sagte Cole.
„Warum?“, fragte Mitch unüberlegt.
„ Warum ? Was bist du? Ihre Anstandsdame?“
„Jenny ist ein nettes Mädchen. Nur weil sie ein hübsches Kleid trägt, ist sie noch lange kein Freiwild.“ Doch noch während er das sagte, merkte Mitch, wie lächerlich das klang. Es ging ihn absolut nichts an, mit wem Jenny tanzte. Oder mit wem sie sich verabredete oder ins Bett ging. Er war ihr Boss, nicht ihr Aufpasser.
Argwöhnisch kniff Cole die Augen zusammen. „Bist du etwa hinter ihr her?“
„Nein, ich bin nicht hinter ihr her. Wir sind Kollegen, die sich jeden Tag im Büro sehen.“ Sie hatten eine rein berufliche Beziehung, mehr nicht.
„Das sähe dir auch nicht ähnlich“, murmelte Cole.
„Jenny scheint dich ja wirklich zu beschäftigen.“
„Mich?“ Cole lachte kurz auf. „Du bist doch derjenige, der die Augen nicht von ihr lassen kann.“
Mitch bemerkte, dass er sie immer noch ansah, verwundert über ihre Anmut und Ausstrahlung. Er wandte sich wieder Cole zu, der ihn unverschämt angrinste.
„Halt dich ja zurück“, stieß Mitch hervor.
Cole und Mitch nahmen sich beide ein Glas Champagner von dem Tablett eines Obers, der gerade vorbeiging.
„Gib’s zu“, sagte Cole. „Du findest sie heiß.“
„Ich schätze sie als Mitarbeiterin.“ Und damit war auch schon alles gesagt, was in Mitchs Welt zählte, mochte Jenny an diesem Abend auch noch so verführerisch aussehen.
2. KAPITEL
Für Jenny war der Abend ein absoluter Reinfall gewesen.
Mitch war angesichts ihrer neuen Aufmachung weder in Begeisterungsstürme ausgebrochen, noch hatte er sie zum Tanzen aufgefordert. Während die Gäste ganz entzückt von dem gelungenen Abend gewesen und in Scharen auf die Tanzfläche geströmt waren, hatte Jenny sich von Minute zu Minute unwohler gefühlt.
Jetzt, da der Brautstrauß geworfen worden und das glückliche
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