Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
falls es auch nur die geringste Chance gibt, dass einer von uns in die Unterwelt gelangen kann, dann müssen wir diese Chance unbedingt ergreifen.«
»Okay, ich mag dich doch«, bemerkte Finley und lächelte breit in meine Richtung. Dann sah sie meinen Dad an. »Sie hat recht. Wenn wir keinen Weg finden können, diese Casnoff-Bräute aufzuhalten, dann müssen wir uns doch zumindest gegen sie verteidigen. Und die einzige Möglichkeit dazu besteht darin, zum Lough Bealach zu gehen und eine große Menge Dämonenglas zu beschaffen.«
Seufzend ließ sich Dad auf einen der Stühle am Tisch sinken. »Das ist ein aussichtsloses Unterfangen«, sagte er.
»Hast du irgendwelche anderen Ideen?«, fragte Aislinn.
Dad legte den Kopf in den Nacken, als könne ganz plötzlich eine Antwort an der Decke erscheinen. Dann sah er wieder zu mir herüber. »Möchtest du das wirklich tun?«
»Vielleicht kann Cal ja mitmachen. Vielleicht auch nicht. So oder so, wir werden jedenfalls nichts erreichen, wenn wir hier draußen in der Walachei rumhocken. Nichts für ungut«, fügte ich an Aislinn gewandt hinzu, die auch gleich abwinkte.
Dad hielt meinen Blick lange Zeit fest, bevor er endlich müde nickte und sagte: »Du hast recht. Aber wie kommen wir dorthin? Der Itineris ist zu gefährlich für dich und könnte für Menschen lebensgefährlich sein«, fügte er hinzu und deutete auf Mom.
»Ich kümmere mich noch mal um die Fluglinie«, erbot sich Cal.
Als ihn Finley und Aislinn daraufhin fragend ansahen, erläuterte Dad: »Cal konnte Flugscheine und falsche Papiere heraufbeschwören, die uns aus England herausgebracht haben. Das ist zwar nicht die glanzvollste Anwendung von Magie, aber doch ganz nützlich.«
»In Ordnung«, stimmte Aislinn zu. »In diesem Fall, Mädels, lauft und schnappt euch eure Sachen. Und Finley, du gehst vor und tankst den Truck voll. Wir haben eine lange Fahrt bis zum nächsten Flughafen.«
Als ich meinen Blick durch den Raum wandern ließ und einen nach dem anderen ansah – meine Familie – , erfasste mich ein fiebriges Gefühl. Ja, dies ging wahrscheinlich als das Dümmste, was ich je getan hatte, in die Geschichte ein, aber es tat so gut, einen Plan zu haben, dass es mir egal war, ob es ein schlechter Plan sein mochte. Und als ich in die Gesichter der anderen schaute, dachte ich, dass sie alle genauso empfanden. Na ja, bis auf Torin, der uns alle einfach nur gelangweilt anstarrte.
Ich folgte Finley und Izzy aus dem Raum und die Treppe hinauf. Ich hatte schon fast den Treppenabsatz erreicht, als mich plötzlich ein Licht blendete. Zuerst dachte ich, es sei nur das Licht vom Fenster oben an der Treppe, und ich hob die Hand, um meine Augen zu beschirmen. In diesem Moment begriff ich aber, dass das Licht aus meiner Hand kam . Ich sah zu, wie ein goldenes Leuchten meinen Arm umfing, dann nach unten strömte und sich über meinen Oberkörper ausbreitete. Izzy drehte sich um, und ich sah, wie ihr die Kinnlade runterklappte. Sie griff nach meinem Ärmel, aber ihre Finger glitten vor unseren Augen durch mich hindurch, und mein Arm verschwand.
Die goldenen Ranken bewegten sich jetzt schneller und wanden sich wie Schlangen um meinen Körper. Ich verfolgte, wie meine Beine durchsichtig wurden und dann komplett verschwanden.
Alles ging so schnell, dass ich nicht einmal Zeit hatte, um in Panik zu geraten. Ich konnte nur zu Mom hinunterschauen, die die Treppe zu mir hinaufgerannt kam und meinen Namen rief.
»Mom!« Ich spürte zwar, dass meine Lippen sich bewegten, aber kein Laut kam heraus. Noch jemand rannte ins Treppenhaus, und ich dachte, es sei vielleicht Dad. Aber dann legte sich das Leuchten über meine Augen und blendete mich. Es folgte ein ausgesprochen unheimliches Gefühl, so als biege mich jemand und zerre an mir, als wolle er meinen Körper zusammenfalten, und ich bewegte mich so schnell, dass jeder Knochen in meinem Körper klapperte. Es war, als würde ich durch einen Tornado gerissen.
Und dann hörte alles genauso schlagartig wieder auf.
Ich stand aufrecht da, was angesichts meines heftigen Zitterns wie ein Wunder erschien. Ich atmete so schwer, dass meine Lungen schmerzten, und ich hielt den Blick gesenkt und versuchte mich daran zu erinnern, wie man es fertigbrachte, beim Atmen nicht wie ein hyperventilierendes Walross zu klingen. Schließlich wurde das röchelnde Pfeifen mehr zu einem Keuchen, aber mit meinen Augen stimmte immer noch etwas nicht. Ich hatte schmutzige weiße Turnschuhe getragen,
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