Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
amethystbesetztem Silber. »Außerdem ist er absolut geschmacklos, aber wenn er deine Sicherheit garantiert, dann bin ich sehr dafür.«
»Ich werde dir den gleichen Stein besorgen, mit der Aufschrift BFF in Runen oder so was.«
Darüber lachte ich, wahrscheinlich heftiger, als es der Scherz verdiente, aber ich war so erleichtert, sie zu sehen, dass mir geradezu schwindelig wurde. »Also warst du die ganze Zeit über wirklich bei Byron?«
Sie nickte. »Ja. In dieser Nacht, nachdem du mit Cal und Archer zurückgekommen warst, sind die anderen Ratsmitglieder in mein Zimmer gekommen. Sie haben mich an diesen furchtbar gruseligen Platz gebracht.« Jenna schauderte bei der Erinnerung, und ich hatte das Gefühl, genau zu wissen, wo sie gelandet war: in dem kerkerähnlichen Gewölbe unter Thorne Abbey, das als eine Art magischer Gerichtssaal diente.
»Lara Casnoff wollte mich pfählen«, erzählte Jenna, und ich habe automatisch ihre Hand gedrückt. »Sie sagte, es sei dumm gewesen, Vampiren jemals zu gestatten, mit Prodigien zusammenzuleben, daher müsse ich hingerichtet werden. Mrs Casnoff wollte es eigenhändig tun.«
Ich drückte Jennas Hand so fest, dass es ihr wehgetan haben musste. Ich stellte mir vor, wie Jenna, wissend, dass sie sterben werde, verängstigt und zitternd von jemandem nach oben geführt wurde, dem sie einst vertraut hatte.
Ich würde Mrs Casnoff umbringen. Ich würde ihr diese blöde Frisur knallhart vom Kopf schießen, sobald ich meine Kräfte zurückhatte.
»Wenn ich sie nicht gehabt hätte«, sagte Jenna. Ungläubig kniff ich die Augen zusammen.
»Was?«
»Es war Mrs Casnoff, die sich mit Byron in Verbindung gesetzt hat. Sie hat mir meinen Blutstein abgenommen, weil sie sagte, sie brauche irgendeine Art von Beweis dafür, dass ich tot sei. Anscheinend explodieren Blutsteine, wenn man Vampire pfählt. Dann ist sie mit mir aus dem Haus geschlichen, wobei sie diesen Gang benutzt hat, der hinter … «
»… einem Gemälde anfängt«, beendete ich ihren Satz. Ich war auf dieselbe Art aus Thorne Abbey geflohen.
Nickend sagte Jenna: »Genau. Byron hat an der Grundstücksgrenze auf mich gewartet und mir das hier gegeben.« Sie hob den schweren Anhänger von ihrem Hals. »Er hat mich in sein Nest in London mitgenommen, und lass dir gesagt sein, diese Schule ist in puncto Merkwürdigkeit gar nichts im Vergleich zum Nest Seiner coolen Lordschaft. Aber Vix war da«, fügte sie mit dem Anflug eines Lächelns hinzu. Vix war Jennas lesbische Freundin und ebenfalls ein Vampir.
Doch dann verlor ihr Gesicht alle Heiterkeit. »Ich habe von Thorne gehört. Byron konnte nur in Erfahrung bringen, dass man deine Leiche nicht gefunden hat. Ungefähr einen Monat lang gab es keine Neuigkeiten, und ich dachte … «
Ich nahm sie wieder in die Arme. »Ich weiß«, murmelte ich. »Ich habe auch lange das Gleiche von dir gedacht.«
Sie schniefte und löste sich von mir, dann rieb sie sich die Nase. »Egal, dann habe ich auf einmal diese komischen Geschichten darüber gehört, dass du bei den Brannicks seist.«
»Das war ich auch«, entgegnete ich, und als Jenna große Augen machte, hob ich eine Hand und sprach weiter: »Es ist eine sehr lange Geschichte, und ich verspreche dir, dass ich später alles erzählen werde. Kurzfassung: Meine Mom ist eine Brannick, ich bin das gottlose Kind der Liebe einer Brannick und eines Dämons, und die Messlatte für Familienstörungen liegt jetzt superhoch.«
Jenna, das musste man ihr lassen, wusste, wann sie einfach mitspielen musste. »Na schön.«
»Die drängendere Frage ist im Augenblick allerdings: Warum sind wir wieder in Hex Hall?«
Jenna sah sich um und ihr Blick verweilte zuerst auf dem unnatürlichen Nebel und dann auf dem Haus, das einen noch verfalleneren Eindruck machte als im letzten Halbjahr. »Irgendetwas sagt mir, dass wir nicht zu einem Klassentreffen hier sind.«
»Bist du auch durch eine Art magischen Tornado gezogen worden?«, fragte ich sie.
»Nein, ich bin als Fledermaus hergeflogen. Das ist etwas Neues, das ich von Byron gelernt habe.«
»Haha«, sagte ich und schlug ihr wie mit einer Fliegenklatsche auf den Arm.
Sie lächelte zurück und sprach weiter. »Ja, bei mir war es auch so. Als würde ich mit einer Geschwindigkeit von neun Bazillionen Meilen durch die Luft gerissen werden.« Ihre Miene wurde ernst. »Was für eine Art von Magie könnte so etwas bewirken? Sieh dich um, Soph. Es sind doch mindestens hundert von uns hier. Alle gleichzeitig
Weitere Kostenlose Bücher