Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
romantisch.«
Sein Lächeln verblasste allmählich. »Ich werde dich wiedersehen«, erklärte er, diesmal ernst. »Versprochen.« Er kam näher, so dass sich seine durchsichtigen Beine im Bett verloren. »Mercer, ich … «
Und dann flackerte er plötzlich kurz auf und war gleich darauf einfach so verschwunden.
»Och, komm schon«, stöhnte ich in den leeren Raum. Seufzend warf ich mich zurück gegen die Kissen und schloss die Augen. So hatte ich erst wenige Minuten dort gelegen, als ich plötzlich spürte, dass ich nicht mehr allein war.
Und tatsächlich, als ich die Augen öffnete, hockte Elodie auf der Bettkante und beobachtete mich mit einer unergründlichen Miene. Schließlich formte sie mit den Lippen die Worte: »Liebst du ihn?«
Ich nahm mir einen Moment Zeit, bevor ich antwortete. »Ja. Ich glaube schon.«
Sie nickte, als sei dies die Antwort, die sie erwartet hatte. »Ich hatte auch gedacht, dass ich ihn liebe.«
Plötzlich kam mir in den Sinn, dass Elodies neue Angewohnheit, nach Lust und Laune in meinen Körper zu springen, richtig peinlich werden konnte, falls ich Archer jemals wiedersah.
»Es tut ihm ja leid«, sagte ich zu ihr. »Dass er dich angelogen hat. Und dass du umgebracht worden bist.«
Sie zuckte die Achseln. »War nicht seine Schuld, dass ich getötet wurde.« Ich machte große Fortschritte im Lippenlesen. Sie brauchte jetzt nichts mehr zu wiederholen. »Das war Alice. Und da die Casnoffs ihre Hände im Spiel hatten und sie zu einem Dämon gemacht haben, glaube ich, dass es am Ende ihre Schuld war.«
»Wir werden sie aufhalten«, erwiderte ich. »Ich weiß nicht, wie, aber wir werden es tun.«
Elodie warf mir einen Blick zu. »Ach ja? Ich habe gehört, was der Typ im Spiegel gesagt hat. Dass er zwei Versionen einer Zukunft für dich sieht.«
»Ich würde den Casnoffs niemals helfen«, beteuerte ich automatisch, aber ich konnte das leichte Schaudern nicht unterdrücken, das mir den Rücken hinaufkroch, als ich an Torins Worte dachte.
Ich hatte den Eindruck, dass Elodie vielleicht seufzte. Es war schwer zu sagen, da sie praktisch nicht atmete. »Na ja, selbst wenn du nicht auf die dunkle Seite überwechselst, hast du trotzdem ein ziemlich großes Problem. Dein Dad hat keine Kräfte mehr. Du könntest auch keine haben, denn ich kann wirklich nicht jedes Mal übernehmen, wenn du in Schwierigkeiten gerätst. Diese zwei kleinen Mädchen können nicht mal einen Werwolf töten, und Aislinn Brannick ist nur eine einzelne Frau. Deine Mom kennt sich mit Büchern besser aus als mit Waffen, und Torin ist so nervig wie nutzlos. Im Wesentlichen ist das Einzige, was für dich spricht, Cal, der vielleicht in der Lage wäre, das Unvermeidliche hinauszuschieben, wenn dich die Casnoffs und ihre Schoßtierdämonen in Stücke reißen. Aber weißt du was, viel Glück damit.«
Und mit dieser inspirierenden kleinen Rede verschwand sie.
12
Am nächsten Morgen nahm ich an dem sonderbarsten Frühstück aller Zeiten teil. Ich sah mich im Raum um und wollte feststellen, wer alles da war: ich, Mom, Dad, alle drei Brannicks und Cal. Oh, und Torin, da Frühstück bedeutete, dass wir alle in der Einsatzzentrale Pop-Tarts aßen. Elodies Worte der vergangenen Nacht kreisten mir durch den Kopf. Dachten wir denn tatsächlich, wir hätten eine Chance, die Casnoffs zu besiegen?
»Du musst etwas wissen«, sagte Aislinn gerade zu Torin.
»Allerdings«, schoss er zurück. »Ich habe es euch doch gesagt, diese Frauen sind auf ihrer dreimal verfluchten Insel.«
»Die. Sich. Wo. Befindet?«, fragte Aislinn. Es musste wohl das vierte Mal sein.
»In. Dem. Verdammten. Meer«, erwiderte Torin und warf die Hände hoch. Dabei fielen seine Spitzenmanschetten zurück. »Ich begreife nicht, warum ihr sie nicht finden könnt. Sie ist genau da, wo sie immer war.«
»Wie ich dir gesagt habe, Aislinn, meiner Meinung nach haben sie Graymalkin irgendwie verhüllt«, schaltete an dieser Stelle Dad sich ein. Er lehnte schwer an einem der Klappstühle. Links und rechts neben ihm standen Cal und Mom. Als mein Blick Cals begegnete, stieg blitzartig die vergangene Nacht vor mir auf. Meine Finger, die mit seinem T-Shirt spielten, mein Mund auf seinem.
Plötzlich schenkte ich Torin meine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Die Casnoffs sind also in Hex Hall«, begann ich. »Wahrscheinlich mit sämtlichen Dämonen, die sie erschaffen konnten. Und was tun sie dort? Schmeißen sie eine teuflische Pyjamaparty?« Als niemand etwas darauf sagte,
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