Hexen-Horror
gegen die Stirn. Der Kopf schnellte nach hinten, ich hörte sie lachen, aber sie ließ mein Haar los.
Hätte die Handschelle sie nicht gehalten, wäre sie auf die Pritsche gefallen, so aber blieb sie in einer schrägen und etwas verdrehten Haltung sitzen und schaute zu, wie ich mit meinem Schmerz fertig wurde. Mein Kopf brannte, als wäre er in Feuer getaucht worden. Ich war nicht vorsichtig genug gewesen. Zwischen den Fingern ihrer Hand sah ich einige meiner Haare, die sie mir ausgerissen hatte.
Ich kämpfte gegen meinen Schmerz, und Mona hatte ihren Spaß. Sie hielt den Mund weit offen und lachte. Nur war es kein normales Lachen, sondern ein schrilles Kichern und Girren, das da in ihrer Kehle geboren wurde.
»Trau niemals einer Hexe«, erklärte mein Freund und lächelte so, dass er seine Schadenfreude nicht verbergen konnte.
Ich strich über mein Haar. »Ja, ich weiß. Demnächst schicke ich dich vor.«
»Gem.«
Das Kichern verstummte. Die Frau hockte auf ihrer Pritsche und schaute uns beide an. Sie lauerte darauf, dass wir etwas taten, aber zunächst ließen wir sie in Ruhe, was sie etwas enttäuschte, denn sie fauchte uns regelrecht an.
»He, was wollt ihr eigentlich?«
»Mit Ihnen reden«, sagte Suko.
»Worüber?«
»Das werden wir Ihnen sagen, wenn Sie vernünftig sind. Warum sind Sie durchgedreht?«
»Bin ich das?«
»Man sagt es.«
Sie setzte sich wieder so gut wie möglich hin. »Durchgedreht sind die anderen, verstehst du?«
»Nein!«
Sie wechselte das Thema. »Wer seid ihr überhaupt? Weshalb hat man euch geschickt? Sollt ihr mich aushorchen? Seid ihr Psycho-Knacker oder was?«
»So ähnlich.«
»Schön.« Sie warf den Kopf zurück und lachte gegen die graue Decke. »Wirklich toll.« Dann schaute sie gegen das kleine Zellenfenster, hinter dem sich der graue Tag abzeichnete. »Ihr seid dumm. Ihr glaubt, alles durch Psychologie regeln zu können, aber das stimmt nicht. Nicht bei mir, verdammt. Ihr könnt mich für verrückt halten. Bitte, das bleibt dahingestellt, aber die Wahrheit sieht anders aus.«
Suko kam wieder auf das alte Thema zurück. »Welche anderen sind durchgedreht?«
Die Antwort spie sie ihm fast ins Gesicht. »Die Arschlöcher in dem verdammten Kaufhaus, verstehst du? Die sind durchgedreht. Sie sind verrückt geworden. Weil sie nichts begriffen haben, gar nichts begriffen. Verstehst du das?«
»Nein!«
»Dann bist du auch so ein verdammter Ignorant. Wir haben es geschafft. Wir sind so weit. Wir stehen dicht vor einem großen Ziel. Denn er ist gefunden worden.«
»Wer wurde gefunden?«
»Der Botschafter. Der Mittler. Der Junge...« Bei der letzten Antwort hatten ihre Augen einen Glanz bekommen, der auch mir nicht verborgen geblieben war.
Ich war ziemlich mit mir selbst beschäftigt gewesen. Das Brennen auf meinem Kopf hatte sich etwas abgeschwächt, aber es war nach wie vor da und würde auch noch bleiben. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und dieser Mona an die Kehle gefahren, aber ihre letzten Worte hatten mich das Ziehen auf der Kopfhaut vergessen lassen. Mich überkam das Gefühl, einen Schritt weitergekommen zu sein, denn ich hatte etwas von einem Jungen gehört.
Mona sprach nicht mehr weiter. Sie hockte starr auf ihrer Pritsche und schaute uns aus großen Augen an. Auf mich machte sie einen leicht erschreckten Eindruck, als wäre ihr erst jetzt klar geworden, dass sie zu viel gesagt hatte. So wie sie sah jemand aus, der sich regelrecht verquatscht hatte.
Suko drehte mir sein Gesicht zu, um zu schauen, wie es mir ging. Ich nickte ihm zu, lächelte etwas gequält, und so wusste er, dass alles in Ordnung war.
»Was ist mit dem Jungen?«, fragte er.
Mona schrak zusammen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Von welch einem Jungen sprichst du?«
»Den haben Sie erwähnt.«
»Ich...?«, dehnte sie das Wort, spitzte den Mund und fing an zu lachen. »Bitte, ich habe doch nichts gesagt. Nein, ihr müsst euch verhört haben.«
»Das haben wir nicht«, erklärte ich und ging einen Schritt auf die Pritsche zu. »Welchen Jungen haben Sie gemeint? Was bedeutet es, Botschafter und Mittler zu sein?«
»Das weiß ich nicht. Das ist vorbei. Es rutschte mir nur so hinaus. Haut jetzt ab.«
»Genau das werden wir nicht tun. Wir bleiben so lange bei Ihnen, bis Sie zur Vernunft gekommen sind.«
»So? Bleiben Sie?« Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, das werdet ihr nicht tun. Ihr wisst gar nicht, wer ich bin. Ihr solltet euch vor mir hüten. Dass mit deinen Haaren ist erst
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