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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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willkommen, wie auch immer Ihr entscheidet, und du ebenfalls, Lukas“, erwiderte der Maestro und begleitete seine Gäste dann hinaus bis zur Straße.

    A lphonse tat sich schwer mit seiner Entscheidung. Trotz seines Vertrauens zu Maestro da Vinci wollte, ja, musste er in jeder Hinsicht sicher gehen, zumal in seinem Kopf noch eine prekäre Angelegenheit schwelte, die er Lukas nicht zu eröffnen wagte.
Was zaudert er nur, grollte indessen Lukas seinem Onkel, Leonardo da Vinci ist ein Maestro dell’Arte, verfügt über eine angesehene Bottega und würde mich umgehend als Garzone annehmen, ohne Talentprobe! Was gibt es da noch abzuwägen? Vielleicht liegt es ja an Alphonses absolviertem Rechtsstudium, mutmaßte Lukas dann, das hat ihn anscheinend jedem gegenüber misstrauisch werden lassen.
Zwei volle Tage und Nächte hatte Alphonse für die Lösung seines Problems benötigt, die er Lukas nun unterbreitete: „Mir ist klar geworden, dass du alleine entscheiden musst, ob du unter den gegebenen Umständen Maestro da Vincis Angebot annimmst. Ich kann und darf dir das nicht abnehmen.“ Das war nach Lukas’ Geschmack, obschon er erschrak, als Alphonse deutlicher wurde: „Was mir Kopfzerbrechen bereitet hat war, dass Maestro da Vinci entfernt verwandt mit uns Bellevilles ist.“
„Und damit ist alles zunichte, er würde als mein Lehrmeister Kontakt zu meinen Eltern aufnehmen.“
„Halt, halt“, bremste Alphonse ihn. „Unsere verwandtschaftliche Beziehung ist wegen ihrer Weitläufigkeit von behördlicher Seite her nicht nachvollziehbar. Also wird wahrscheinlich auch Maestro da Vinci nichts davon wissen und dein Vater erst recht nicht.“
„Aber dir ist die Verwandtschaft doch auch aufgefallen.“
„Nur weil ich als Junge unseren Stammbaum habe auswendig lernen müssen“, klärte er Lukas auf, „und nur wegen dieser Kenntnisse bin ich darauf gestoßen.“ Nun redete er ihm zu: „Du wirst doch in Wahrheit bereits in einem Jahr mündig, mon Cher, und das weiß gerade dein Vater nur allzu gut. Dann jedenfalls hat er dich zu fürchten und nicht mehr du ihn, klar? Lass dir all dies in Ruhe durch den Kopf gehen, und bedenke dabei, dass Maestro da Vinci ein verantwortungsvoller Mann ist. Ich meinerseits bin zu dem Schluss gelangt, dass du bei ihm in guten Händen wärst. Aber entscheiden musst du.“
Wahrlich keine leichte Entscheidung, über die Lukas nun zu brüten hatte. Schließlich hatte auch seine Mutter, die geborene Belleville, ihren Stammbaum auswendig lernen müssen, und wenn sein Vater sie dahingehend befragt, könnte sie auf Maestro da Vinci stoßen. Das war keineswegs abwegig, denn die Bellevilles waren ein Zweig des alten, einst aquitanischen Bellesigna-Geschlechts, aus dem mehrere namhafte Künstler hervorgegangen waren. Das war auch Meister Rodder bekannt, und da Lukas seinen Eltern in seinem Abschiedsbrief mitgeteilt hatte, er werde sich bei angesehenen Kunstmalern als Schüler bewerben, war sein Vater womöglich schon jetzt damit beschäftigt, die Namen aller derzeit lebenden Bellesigni-Maler ausfindig zu machen.
Lukas’ einzige Hoffnung war, seine Mutter werde diesmal nicht zu ihrem Gatten, sondern zu ihm halten und ihrem Gatten die entscheidenden Stammbaumauskünfte verschweigen. Damit konnte Lukas sogar rechnen. Zwar hatte sie ihn vor seiner Flucht in dieser Hinsicht bitter enttäuscht, doch die Vorhaltungen in seinem Abschiedsbrief mussten nach seiner Einschätzung Reue bei ihr ausgelöst haben.
So überlegte er hin und her, wobei er mitunter aufbegehrte - nach allen Strapazen und Gefahren war seine Flucht gelungen und jetzt, so nah am Ziel, sollte er dieses einmalige Angebot ablehnen? Ausgerechnet wegen seines Vaters? Nein! Dann ließ er wieder Besonnenheit walten und wog alles Für und Wider vernünftig ab.
Dennoch gelangte er zu keinem Ergebnis, weshalb Alphonse ihm, bevor sie schließlich ihre Schlafstuben aufsuchten, eine grübelfreie Nacht wünschte, das wirke bei scheinbar unlösbaren Problemen oft Wunder.
    A lphonses Rat hatte sich bewahrheitet. Beim Aufwachen am nächsten Morgen beschwerte Lukas kein dunkler Gedanke mehr und, was er mindestens so sehr begrüßte, er hatte seinen früheren Kampfgeist zurück gewonnen. Frohgemut schlupfte er aus dem Bett und richtete sich anschließend unter Singsang und Pfeifen her, wobei er sich wie ein Italiener vorkam.
Am Frühstückstisch wollte Alphonse eine Plauderei beginnen, Lukas aber unterbrach ihn: „Nicht, noch nicht, Zio Alfonso, erst muss ich

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