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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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verbesserte er sich erschreckt, „ei-ein schlanker Junge.“
„Brems dich gefälligst, si?“
„Si - bene“, fasste sich Carlo wieder.
Den Rest hatten sie dann schnell verteilt und eingeräumt, wonach Carlo Lukas durch den Palazzo führte. Beginnend mit dem Dachgeschoss, in dem sich die Stuben für die Domestiken und die Garzoni befanden. „Den ersten Stock und das Hochparterre kennst du ja bereits“, sagte Carlo, als sie wieder hinab gingen und führte ihm dann den Keller vor, wo das Heizmaterial, einige Weinfässer sowie verschiedene Werkzeuge lagerten.
„Und nun zeige ich dir das Wichtigste“, kündete Carlo ihm lächelnd an, „unseren Speiseraum, er liegt im Hofgarten. Wirst staunen, einen gemütlicheren Speiseraum hast du bestimmt noch nie gesehen. Ein echtes Blockhaus, der Maestro selbst hat es aus feuerfestem Holz direkt an das Küchenhaus bauen lassen.“
Einen behaglicheren Speiseraum hatte Lukas in der Tat noch nie gesehen, er wollte ihn nicht mehr verlassen. „Ihr führt hier ja ein feudales Leben“, meinte er, was Carlo ihm bestätigte:
„Stimmt, wenn auch ich, der seit Ostern einzige Bursche dieser Bottega, ordentlich herum gescheucht worden bin. Du weißt sicher, dass ein Garzone gleichsam Dienstbursche ist. Aber jetzt bist ja auch du hier, und zu zweit schaffen wir alles mit links.“
Nachdem Carlo Lukas schließlich mit der hiesigen Haushälterin, dem Gärtner und den beiden Knechten bekannt gemacht hatte, sagte er: „So, Lukas, damit habe ich dir, bis auf das Bildhaueratelier, alles Wesentliche unserer Bottega vorgeführt und muss dich jetzt alleine lassen. Die Pferde deines Onkels haben sich bestimmt satt gefressen, ich muss einen der Knechte bitten, sie wieder einzuspannen. Hat dein Onkel eigentlich keinen Kutscher?“
„Nie“, lachte Lukas, „er kutschiert doch selbst so gern.“
„Ach, so ist das. Also, wir sehen uns später.“
„Si, Bis dahin betrachte ich mir das Freilichtatelier.“
Alphonse und der Maestro saßen in der moosgrünen Plauschecke, als Lukas einige Zeit später vorsichtig vom Hofgarten her hinauf in das Privatatelier des Maestros blickte. Alphonse entdeckte ihn, trat zu ihm heraus und forderte ihn auf: „Los, jetzt holen wir die beiden Ledertaschen her, dein Maestro weiß noch nichts davon.“
Es dauerte etwas, bis sie die schweren Gepäckstücke herbeigeschleppt hatten, die sie dem Maestro dann vor die Füße stellten.
„Ein Geschenk für Euch“, erklärte ihm Alphonse, während er die Taschen öffnete, „prego, seht hinein.“
Ungläubig blickte der Maestro in die Farbentasche, griff hinein, hob mehrere der kleinen Dosen hoch und sah tiefer in die Tasche. „No!“, brachte er endlich hervor, „alles Ölfarben? - Das, das kann nicht sein!“
Alphonse forderte ihn auf: „Seht Euch die Beschriftung genauer an, nicht nur die Farbnuancen, sondern auch die Markenbezeichnung.“
Er tat es und rief aus: „Bellwillfarben! Das erste Mal, dass ich Bellwillfarben in den Händen halte. Also, darauf bin ich gespannt, sie sollen fein wie Seide sein.“
Nach und nach holte er die Dosen heraus und stapelte sie, nach Farbtönen sortiert, vor sich auf den Tisch. Dann betrachtete er diese Kostbarkeiten, wobei sich sein Gesicht vor Freude rötete. „Wie seid Ihr bloß an diese Raritäten gelangt?“, wollte er wissen und beantwortete sich dann selbst die Frage: „Richtig, Lukas kommt ja aus Südtirol.“ Dann stutzte er und stellte Lukas gleich drauf die unangenehme Frage: „Bellwill, bist du verwandt mit diesem Unternehmer?“
Lukas stockte die Sprache, doch Alphonse kam ihm zur Hilfe: „Si, sind wir, aber wir haben Unstimmigkeiten mit diesen Leuten.“
Darauf ging der Maestro taktvoll ein: „In welcher Familie gibt es die nicht!“
Er schaute bereits in die zweite Tasche, wozu Alphonse ihm erklärte, dies seien Kleingeräte zur Herstellung von Temperafarben sowie die dazu notwendigen Rohsubstanzen. Lukas sei nämlich gelernter Farblaborant, nicht nur -hersteller, sondern -laborant, was fundierte Alchimiekenntnisse erfordere.
„Grandioso“, staunte der Maestro darüber. „Hab ich’s nicht gesagt? Lukas ist eine Bereicherung für unsere Bottega.“
Über diese Äußerung lächelte Alphonse zufrieden.
Dann fiel sein Gesicht zusammen. Seine Mission war erfüllt. Er wird von hier aus zurück nach Belleville reisen. Um sich von dieser Tatsache nicht zu sehr berühren zu lassen, erhob er sich plötzlich mit den Worten: „Zeit für mich zum Gehen“, und reichte dem

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