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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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zu mir kam, fragte ich: »Kann ich dich um einen Rat in einer rechtlichen Angelegenheit bitten?«
    Er sah mich überrascht an. »Umsonst?«
    Ich nickte. »Publicity ist dein Lohn.«
    Kapitulierend hob er die Hände. »Schieß los.«
    »Was passiert mit jemandem, der wegen Geisteskrankheit nicht des Mordes für schuldig befunden werden kann?«
    Er wollte zu einer Antwort aussetzen, dann aber stutzte er. »Hat das was mit Sarah zu tun?«
    »Möglicherweise«, erwiderte ich lächelnd.
    »Ich dachte, du bist nicht daran interessiert.«
    »Du solltest nicht alles glauben, was Journalisten sagen. Also? Wie lautet die Antwort?«
    Sam seufzte. »Na ja, man kommt nicht ungeschoren davon. Man wird in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht, bis die Ärzte der Ansicht sind, dass man als geheilt entlassen werden kann, was üblicherweise nie passiert. Wieso fragst du?«
    »Aus reiner Neugier.« Als Sam fragend die Augenbrauen hochzog, fügte ich an: »Wenn du bei einem Mandanten auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren willst, wie fängst du das dann an?«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte er und sah mich mit finsterer Miene an.
    »Auf gar nichts«, sagte ich so unschuldig, wie ich nur konnte. »Ich habe mich nur gefragt, wie schwierig so was wohl ist.«
    »Ausgesprochen schwierig, das kann ich dir sagen. Damit kommst du nur selten ans Ziel, wenn es nicht wahr ist. Vielleicht war das mal ganz nützlich, als es noch den Galgen gab, aber heute gilt das nicht mehr.«
    »Also würde man etwas Derartiges nicht vortäuschen, bevor man sich der Polizei stellt, richtig?«
    »Nicht, wenn es nicht wahr ist und man sich nicht zuvor von einem Anwalt beraten lassen hat. Was Sarah nicht gemacht hat.«
    »Okay, danke, Sam.«
    Als ich mich zum Gehen wandte, vibrierte das Telefon in meiner Hosentasche. Ich zog es hervor und las eine SMS von Katie.
    Komm in 10 Min. zum College. Wenn du nicht kannst, ruf an. Kt. X.
    Es sah ganz danach aus, dass sich mein nächster Termin soeben ganz von selbst ergeben hatte.

36
    L aura stand ein weiteres Mal in der Warteschlange, um zu ihrem vorgesetzten Sergeant zu gelangen. In einer Hand hielt sie die Bänder mit dem Verhörmitschnitt, der Häftling stand mitsamt seinem Verteidiger neben ihr, Letzterer hielt eine Akte an seine Brust gedrückt und sah stur auf den Boden. Laura vermutete, dass er nicht die Kokainbröckchen sehen wollte, die der Häftling in seinem Körper versteckt hatte und auf die man gestoßen war, als er seine Hose herunterließ und das verknotete Ende eines Plastikbeutels an einer Stelle zum Vorschein kam, die von der Natur nicht als Lagerplatz vorgesehen war.
    Laura hatte das Verhör schlecht geführt und mehr Vorwürfe ins Spiel gebracht als Fragen gestellt. Sie konnte nur hoffen, dass dieser Mitschnitt nicht vor Gericht abgespielt werden würde. Sie ärgerte sich über sich selbst, obwohl sie den Grund für ihr Verhalten kannte: der anstehende Besuch der Sozialarbeiterin. Den ganze Morgen über hatte sie an nichts anderes denken können. Sie war voller Sorge, dass ein falsches Wort, schlechte Laune oder Antipathie von einer oder gar beiden Seiten dazu führte, dass ihr Bobby weggenommen und zu Geoff nach London gebracht wurde, der ihn dann irgendeinem Babysitter anvertrauen würde, sobald sein eigener Sohn ihn zu langweilen begann.
    Plötzlich hörte Laura eine Stimme, und als sie sich umdrehte, wurde ihr klar, dass der Strafverteidiger ihres Häftlings mit ihr gesprochen hatte, ein junger Inder im Nadelstreifenanzug und mit viel Gel im Haar.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte sie.
    Der Anwalt warf ihr einen arroganten Blick zu. »Ich wollte wissen, ob wir den ganzen Tag in diesem Korridor verbringen werden.«
    Laura verkniff sich die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag. Sie wusste, sie war wegen Bobby abgelenkt, aber das war kein Grund, unhöflich zu sein.
    Sie machte einen Schritt nach vorn. »Ich muss ein paar Nachforschungen anstellen, und wenn Sie nicht mit Ihrem Mandanten in der Zelle auf mich warten wollen, sollten Sie besser den Mund halten.« Sie sah zu Pete. »Ich muss schnell etwas erledigen, kannst du solange übernehmen?«
    Dann drehte sie sich um und entfernte sich, bevor Pete überhaupt reagieren konnte. Sie brauchte unbedingt frische Luft, also ging sie, um ein paar Minuten draußen bei den Rauchern zu verbringen. Mit gesenktem Kopf schlich sie durch den Korridor und ärgerte sich nach wie vor darüber, dass der Stress, den sie angesichts des bevorstehenden Besuchs

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