Hexenblut
riechen. »Das will ich hoffen«, gab sie zurück.
»Aber ich kann Katie nicht in die Wüste schicken«, wandte ich ein. »Die Story hat irgendwie auch mit ihr zu tun, und wenn sich alles zusammengefügt hat, wird es eine gute Story werden, das spüre ich.«
Wir drehten uns beide um, als wir aus dem Wohnzimmer ein Geräusch hörten und sahen, wie Katie vom Sofa aufstand. Ihre dunklen, kurzen Haare waren zerzaust, und als sie sich genüsslich streckte, rutschte mein T-Shirt bis über ihren Slip hoch. Ihre Beine schienen endlos lang zu sein, ihr Blick, den sie nicht von meinen Augen wandte, war eine einzige Herausforderung.
»Darf ich das Badezimmer benutzen?«, fragte sie schläfrig.
Laura nickte und zeigte auf die Treppe, wahrte dabei aber eine kühle, abweisende Miene.
Katie verließ das Wohnzimmer, und ich achtete ganz gezielt darauf, dass ich ihr nicht nachsah, wie sie nach oben ging. Nachdem sie ins Badezimmer verschwunden war, drehte sich Laura zu mir um. Ich erwartete, von ihr Vorwürfe zu hören zu bekommen, doch stattdessen lächelte sie mich an.
»Ich würde dir mehr vertrauen, wenn du nicht das hier machen würdest«, sagte sie mitleidig.
»Wenn ich was nicht machen würde?«
Sie legte ihre Hände auf meinen Bauch. »Wenn du den nicht einziehen würdest.«
Ich schaute nach unten und wurde rot.
»Muss wohl ein männlicher Reflex sein«, meinte sie und begann zu kichern.
Darauf wusste ich keine Antwort zu geben.
35
I ch lief die Stufen zum Gericht hinauf in der Hoffnung, Sam Nixon noch zu erwischen. Am Eingang wurde ich kurz von zwei Wachleuten aufgehalten, die mich aufforderten, meine Taschen zu leeren, und die mich mit einem Handscanner abtasteten, durch den ein altes, in Vergessenheit geratenes Päckchen Minzbonbons zum Vorschein kam.
Das Amtsgericht von Blackley lag direkt neben dem Polizeipräsidium, so wie es früher überall der Fall gewesen war. Eine nächtliche Untersuchungshaft bedeutete einen kurzen Spaziergang durch den Zellenkorridor zu den Arrestzellen unter dem Gerichtsgebäude, die nichts weiter waren als Käfige, in denen die Gefangenen Anekdoten austauschten und über ihre Strafverteidiger redeten. Wenn das neue Präsidium erst einmal fertiggestellt war, würden sie in glänzenden weißen Transportern hergefahren und dann in Ketten ins Gebäude geführt werden.
Nur ein paar Leute nahmen von mir Notiz, als ich nach Sam Nixon suchte. Es herrschte wie immer reger Betrieb, die Plastikstühle waren von jungen Männern in Trainingsanzügen und alten Männern mit glasigem Blick in Beschlag genommen worden. Niemand sprach ein Wort. Die Nervösen starrten vor sich hin und erwarteten ängstlich ihr Schicksal. Die Frechen standen draußen, rauchten Zigaretten, lachten und scherzten, für sie war das Gerichtsverfahren nur eine kurze Störung in ihrem chaotischen Zeitplan.
Die Gerichtssäle waren groß und beeindruckend, mit hohen Decken und verglaster Anklagebank, die Richter saßen hoch oben auf Holzbänken vor dem Gerichtswappen, dem Löwen und dem Einhorn.
Durch ein Guckloch in der Tür konnte ich einen Blick ins Innere werfen. Ich sah eine Anklägerin, die an einem Tisch stand. Es war Alison Hill, die früher mit Sam Nixon zusammengearbeitet hatte, aber wie viele andere seiner Kollegen längst nicht mehr als Verteidigerin arbeitete. Die Arbeitszeiten waren mies, die Mandanten noch mieser, und das Geld konnte auch niemanden reizen. Wie die meisten anderen hatte sie mittlerweile die Seiten gewechselt.
Dann entdeckte ich Sam, der ein Stück weiter dasaß und darauf wartete, dass Alison zum Ende kam. Schließlich setzte sie sich wieder hin, und ihr alter Mentor ergriff das Wort. Er erpresste die Richter, hielt einen vorbereiteten Bericht hoch und bat sie, sich der Schlussfolgerung anzuschließen, die eine Empfehlung für eine andere Bestrafung anstelle eines Gefängnisaufenthalts enthielt. Es war der versteckte Hinweis, der ihn zum Sieger machen würde. Ich wusste nicht mehr, wie oft ich das schon gehört hatte: Lesen Sie den Bericht, und wenn Sie sich der Meinung anschließen, dann werde ich kein Wort mehr sagen. Wenn Sie es nicht machen, werde ich stundenlang weiterreden.
Mir fiel auf, wie die Richter einen Blick auf den Aktenstapel auf Alisons Tisch warfen, bevor sie den Saal verließen. Wenn sie sich nicht Sams Meinung anschlossen, würden sie noch bis tief in die Nacht hier sitzen.
Ich ging zur Pressebank an der Seite des Gerichtssaals und machte Sam auf mich aufmerksam. Als er
Weitere Kostenlose Bücher