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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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versuchte er, Luft in seine Lungen zu pumpen. Seine Wangen waren eingefallen, die Augen hatte er verdreht, und sein Blut färbte den nassen Fußboden um ihn rot. Zwei Polizisten standen über ihn gebeugt, beide hielten eine Waffe auf ihn gerichtet, doch Dan sah zu mir. Jemand redete mit ihm, fragte ihn, wie es ihm ginge, aber er lächelte nur schwach. Er wusste, diese Leute konnten ihm nicht mehr helfen.
    Ich hörte, wie irgendwer Lauras Fesseln durchtrennte, woraufhin sie vom Stuhl in meine Arme sank. Schritte und laute Rufe waren zu hören. Jemand brachte uns eine Decke, und ich glaubte, einen Sanitäter zu sehen.
    Mein Blick kehrte zurück zu Dan Mather. Er ächzte und versuchte ein letztes Mal, nach Luft zu schnappen. Seine Augen waren weit offen und ließen seine Angst erkennen.
    Ich kniff die Augen zu. »Fahr zur Hölle«, zischte ich ihm zu, und ein Schmerz jagte durch meinen Körper.
    Dann hörte ich Schritte neben mir und sah hoch. Da stand Karl Carson.
    »Sie dämlicher Mistkerl«, sagte er zu mir.
    Ich brachte ein Lächeln zustande. »Vielen Dank.«
    Dann wurde alles um mich herum dunkel.

95
    D as Klappern des Briefschlitzes in der Haustür weckte mich. Ein Blick auf die Armbanduhr verriet mir, dass es früh am Morgen war. Draußen war es noch dunkel. Ich hatte nicht gut geschlafen, denn jedes Mal, wenn ich die Augen zumachte, sah ich vor mir Dan Mathers Gesicht. Jedoch nicht mit jenem boshaften Ausdruck, den es hatte, als er mir wehgetan hatte, sondern mit dem Ausdruck, der in ihm lag, als er gestorben war. Ich konnte diesen letzten, wissenden Glanz in seinen Augen erkennen. Es kam mir so vor, als könnte ich immer noch sein Fleisch kalt und nass an meinen Fingern fühlen. Ich hätte versuchen können, ihm das Leben zu retten.
    Mit einem leisen Stöhnen verließ ich das Bett. Ich quälte mich schon zu lange damit, immerhin war Dan Mather inzwischen über einen Monat tot. Mein Körper war noch immer in arge Mitleidenschaft gezogen, und ich hatte Schmerzen. Meine Beine waren von blauen Flecken und Schwellungen bedeckt, und man hatte mir eine Metallplatte eingesetzt, damit meine Wangenknochen wieder zusammenwuchsen.
    Laura erging es nicht anders, doch für sie war es noch schlimmer, weil sie auch beruflich betroffen war. Für die nächsten Monate hatte man sie beurlaubt, und danach würde sie erst einmal leichten Dienst verrichten. Dabei war sie schon jetzt wieder rastlos und konnte es nicht erwarten, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
    Ich humpelte die Treppe hinunter und sah im Wohnzimmer den Weihnachtsbaum stehen. Wir versuchten, das Fest für Bobby so normal wie möglich zu gestalten. Er war anfangs sehr ruhig gewesen, aber ich wusste, er war voller Sorge um Laura.
    Finanziell waren wir erst einmal aus dem Gröbsten heraus. Für meine Story hatte ich problemlos einen Abnehmer gefunden, und mit dem Verkauf der Exklusivrechte an eine Boulevardzeitung hatte ich das Darlehen auf unser Haus abzahlen können.
    Dieser Erfolg war jedoch teuer erkauft. Ich versuchte, nicht an den Vater von Rebecca Nurse zu denken, den ein Verfahren wegen des Mords an Mack Lowther erwartete. Er würde auf verminderte Zurechnungsfähigkeit plädieren und versuchen, die Geschworenen davon zu überzeugen, dass er keine Kontrolle über sich gehabt hatte. Doch ich wusste auch, dass er sich Vorwürfe machte, weil er einen Unschuldigen erschlagen hatte. Seine Mitgefangenen störten sich nicht daran; sie sagten ihm, dass Mack Lowther nur bekommen hätte, was ihm zustand, schließlich hatte er andere Menschen auf dem Gewissen. Für Mr Nurse war das jedoch kein Trost, denn er hatte Lowther ermordet, um den Tod seiner Tochter zu rächen – und dabei den Falschen erwischt.
    Als ich mich der Tür näherte, sah ich auf dem Umschlag einen vertrauten Absender. Der Brief kam von Lauras Anwalt. Nervös hob ich ihn auf, da ich wusste, sein Inhalt würde womöglich darüber entscheiden, ob Laura und Bobby hier im Norden blieben oder nicht.
    Eigentlich wollte ich den Brief unangetastet lassen, damit Laura ihn als Erste lesen konnte, doch während ich ihn in der Hand hielt, wusste ich, ich wollte auf das, was er enthielt, gefasst sein, was immer es war.
    Ich schob einen Finger unter die Lasche und öffnete sie, dann faltete ich das Blatt auseinander, betrachtete die zart wirkende Schrift, in der er geschrieben worden war. Schließlich atmete ich tief durch und begann zu lesen.
    Als ich bei der letzten Zeile angelangt war, fing ich mit Tränen in den

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