Hexenbräute
Recht.
Wir blieben ihr eine Antwort schuldig.
»Aber«, sagte sie. »Ihr hattet doch einen bestimmten Verdacht. Ihr habt diese Liz Salem mit Hexen in einen Zusammenhang gebracht. Wenn wir dabei bleiben, könnte ich mir vorstellen, dass sie durch den Ruf einer bestimmten Person erweckt wurden.«
»Du denkst an den Teufel?«
Jane nickte mir zu. »Zum Beispiel. Aber er muss es nicht sein. Es gibt auch andere Kräfte oder Personen, die den schwarzmagischen Hexen sehr verbunden sind.«
»Lilith.«
»Gut, John.«
»Oder Assunga«, sagte Suko.
Jane nickte. »Auch die. Aber vielleicht liegen wir ganz falsch. Möglicherweise hat sich in der Zwischenzeit etwas ganz Neues aufgebaut. Wie dem auch sei, wir sollten bei den Hexen bleiben.«
»Ja, das sollten wir«, bestätigte ich. »Und deshalb würde ich vorschlagen, dass wir uns morgen früh auf den Weg nach Salem machen.«
»Welchen Ort meinst du?«, fragte Jane.
»Den im Innern von Wales. Der ist von London aus auch näher. Finden wir da nichts, fahren wir weiter.«
»Okay«, sagte sie, und ihre Augen strahlten. »Dann werde ich mal anfangen zu packen...«
***
Weit geöffnete Augen. Entsetzen im Blick. Ein Schrei, der sich nicht lösen wollte.
Genau dieses Bild hatte Liz Salem vor Augen, als sie den dunkelroten Honda Accord auf den Rastplatz lenkte. Sie musste glucksend lachen. Der Mann hatte wirklich an nichts Böses gedacht, als er aus dem nahen Wald gekommen war, wo er Wasser gelassen hatte. Seine Erleichterung war sehr schnell in Verwunderung umgeschlagen. Er sah Liz am Wagen, und als er richtig hinschaute, erkannte er auch den Stein in ihrer Hand.
Anschließend war dieser Ausdruck auf seinem Gesicht erschienen und auch nicht mehr verschwunden.
Ein Schlag hatte ihr ausgereicht. Jetzt lag der Mann im Wagen. Ob er tot war oder noch lebte, interessierte Liz Salem nicht. Für sie war wichtig, dass sie ein Auto besaß.
Damit war sie losgefahren bis zu einem bestimmten Rastplatz, den ihr die Stimme vorgeschlagen hatte. Liz konnte sich darauf verlassen. Diese Stimme war für sie so etwas wie eine Ersatzmutter. Sie wurde von ihr geleitet, und sie glaubte nicht daran, dass man sie in die Irre führte. Dahinter steckte mehr. Eine große Macht, in deren Schoß sich Liz geborgen fühlte.
Sie würde auf dem Rastplatz nicht allein bleiben. Eine Freundin im Geiste würde zu ihr stoßen. Den Namen hatte ihr die Stimme gesagt. Sie hieß Abigail Miller, und sie verfolgte das gleiche Ziel wie Liz. Auch sie wollte nach Salem.
Immer wenn sie an diesen Ort dachte, leuchteten ihre Augen auf. Salem war etwas Besonderes. Salem besaß Flair. Eine Vergangenheit. Salem war ein Wunder und zugleich eine Basisstation, auf der aufgebaut werden konnte.
Salem in Wales...
In einer Provinz, die noch immer nicht von den Schatten der Vergangenheit verlassen worden war. In diesem Landstrich waren die Menschen anders als im übrigen Teil der Insel. Hier hatte sich noch vieles gehalten, was an anderen Orten schon längst vergessen war. Die Waliser waren eben andere Menschen. Das drückte sich auch in ihrer alten Sprache aus, die sie noch nicht vergessen hatten. So gab es weiterhin die für ungeübte Zungen unaussprechlichen Ortsnamen.
Der Rastplatz gehörte zu den größeren an der A40, einer Schnellstraße, die das Land von Ost nach West durchschnitt. Er lag schon in Wales, und die Frau hatte die ersten unverständlichen Namen auf den Schildern gelesen.
Darüber zerbrach sie sich nicht den Kopf. Ihr Ziel, Salem, war für jeden Menschen zu lesen und auszusprechen. Da gab es wirklich keine Probleme.
Sie rollte an dem erleuchteten Restaurant vorbei in die dunkle Zone der Parkplätze. Leer waren sie nicht. Es gab einige Truckfahrer, die hier übernachten oder für Stunden pausieren wollten. Ihre großen Wagen wirkten ebenso grau wie die langen Flügel der Dämmerung, die sich einfach nicht aufhalten ließen und als Vorboten der Nacht die Dunkelheit ankündigten.
Das Wetter hatte sich gehalten. Es rieselte kein Regen aus den Wolken. Jenseits der Parkplätze verschwand das Gelände innerhalb der grauen Zone.
Dort begann die Landschaft mit den langen Wiesen und Hängen, das Buschwerk und der Wald, durchzogen von schmalen Bächen.
Liz hatte den Motor abgestellt und genoss die Stille. Sie fand ihren Standplatz günstig, denn von dieser Stelle aus hatte sie einen guten Überblick. Ein großer Teil des Rastplatzes lag wie auf dem Präsentierteller vor ihr. Sie sah, wer eintraf und stand zudem
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