Hexenbräute
nicht weit von der Ausfahrt entfernt. Wenn nötig, konnte sie schnell starten und vom Rastplatz verschwinden.
Wann Abigail Miller eintreffen würde, wusste sie nicht. Es war ihr auch nicht bekannt, ob sie mit einem eigenen Auto fuhr oder sich eine andere Möglichkeit gesucht hatte, vielleicht als Anhalterin.
Nachdem sich Liz Salem in ihr neues Leben eingefunden hatte, war auch die große Gelassenheit über sie gekommen. Natürlich hatte sie darüber nachgedacht. Sie war eine Frau, die endlich zu ihrer Bestimmung gefunden hatte. Das Leben, das sie zuvor geführt hatte, schien vergessen zu sein. Jetzt gab es nur noch die Zukunft, die allerdings fest mit ihrer Vergangenheit verbunden war, mit einer Vergangenheit, die sie selbst nicht richtig nachvollziehen konnte, weil sie einfach aus ihrem Gedächtnis verschwunden gewesen war.
Bis zur Erweckung!
Da hatte sie plötzlich genau gewusst, um was es ging. Da brauchte sie keine Fragen zu stellen, da waren die Schleusen geöffnet worden, und sie hatte festgestellt, dass sie etwas Besonderes war. Welten, die tief vergraben waren, drängten sich in das normale Denken hinein, das sich schon gedreht hatte.
Aber warum?
Sie grübelte nicht. Liz Salem nahm es als schicksalhaft hin. Alles im Leben war Schicksal. Egal, ob es nun positiv oder negativ ausging.
Die Zukunft war spannend. Sie war gespannt, was die nächste Zeit bringen würde. Mit dem Begriff Veränderung war das nicht so leicht zu beschreiben. Da gab es noch etwas anderes. Es war der völlig neue Weg, auf dem ihr etwas mitgegeben worden war, das sie zuvor nicht besessen hatte.
Macht!
Wenn sie daran dachte, durchlief ihren Körper so etwas wie ein leichter Stromstoß. Es war etwas Wunderbares, diese Macht zu spüren. Sie war nicht mehr die kleine Person, die Frau, die sich anderen Menschen fügen musste. Nein, bei ihr steckte mehr dahinter, und sie freute sich darüber, dass sie bald in der Lage sein würde, die Macht auch umzusetzen. Von der Theorie in die Praxis hinein, denn wer die Macht besaß, der brauchte andere nicht zu fürchten.
Sie hatte es bewiesen. Gilbert lebte nicht mehr. Gilbert, der widerliche Kerl. Der Schleimer nach oben, der Treter nach unten. Jetzt war er tot, würde in eine Kiste gepackt werden, und am liebsten hätte sie auf seinen Sarg gespuckt.
Es lief so perfekt. Es gab keine Angst mehr. Sie verließ sich auf die eigene Stärke, und so würde es auch der Person ergehen, die sie hier treffen würde, denn beide waren Schwestern im Geiste. Man konnte sie als perfekt ansehen, zumindest hatte das die Stimme gesagt.
Welche Stimme?
Auch darüber hatte sie nachgedacht. Es hatte sie nicht weitergebracht, denn Liz war nicht mal in der Lage zu sagen, ob die Stimme einer Frau oder einem Mann gehörte.
Aber sie war die Chefin, und sie war eine Person, der Liz gut bekannt war. Umgekehrt war es leider nicht der Fall.
Warten. Vielleicht Stunden, was Liz nicht hoffte. Sie hätte sich ausstrecken und schlafen können. Das wollte sie aber auch nicht. Sie konnte nicht schlafen. Sie war hellwach. Auch das war ihr neu. Früher wäre sie weggesackt und eingeschlafen. Heute nicht. Da fürchtete sie, etwas zu verpassen von der bunten Vielfältigkeit ihres neuen Lebens, obwohl es bisher noch mehr grau in grau dahindümpelte und von der Langeweile des Rastplatzes bestimmt wurde.
Bewegung herrschte dort draußen immer. Autos fuhren auf den großen Platz und wurden in die entsprechenden Parktaschen gelenkt. Fahrer stiegen aus. Andere fuhren ab. Das ständige Kommen und Gehen gehörte einfach dazu. Ebenso wie die Gestalten, die über den Asphalt schlichten und sich die Beine vertraten.
Sie wirkten wie Wanderer in einer Welt, die sie erst noch erkunden wollten. Unschlüssig schlenderten sie umher und scheuten sich auch nicht, in manche der abgestellten Autos zu blicken.
Ob sie nach einer Beute suchten und versuchen wollten, den einen oder anderen Wagen zu stehlen, das wusste Liz nicht. Normal bewegten sie sich nicht.
Sie hatte davon gehört, dass auf Rastplätzen viele »Geschäfte« durchgezogen wurden. Nicht alle waren astrein. Da gab es geraubte Ladungen, da traf man sich, um irgendwelche Pläne zu schmieden, denn hier gab es etwas, das nicht überall zu finden war: Anonymität.
Deshalb hatte die unbekannte Stimme auch diesen Rastplatz vorgeschlagen.
Mittlerweile war es dunkel geworden. Das machte Liz Salem nichts, denn abermals entdeckte sie etwas an sich, das sie zuvor nicht gekannt hatte. Es war ihr
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