Hexenbräute
vervielfältigt worden. Es ist herrlich, dies zu wissen, und wir werden sie auch einsetzen.«
»Hast du schon etwas ausprobiert?«
»Nein.«
»Willst du es?«
Abigail lachte. »Und ob ich das will. Salem liegt offen vor uns. Mit all seinen Menschen und mit den Tieren. Ich denke schon, dass sich da etwas machen lässt.«
»Sollen wir gehen oder fahren?«
»Wir lassen das Auto hier.« Abigail stand auf. Sie umarmte ihre Freundin. »Jetzt sind wir fertig. Und jetzt kann uns niemand stoppen. Komm, lass uns gehen...«
Liz wusste nicht, was sie lieber getan hätte...
***
Amos Barkley hatte eine Leidenschaft, der er schon als Junge gefrönt hatte. Im Alter war sie sogar stärker geworden, und so hatte er die Leidenschaft zu seinem Beruf gemacht.
Er war Schäfer geworden. Und er liebte seine Tiere einfach über alles. Nach ihnen richtete sich auch sein Lebensrhythmus. Im Sommer und im Herbst war er mit ihnen auf den Wiesen. Da zog er über das Land, nur noch begleitet von seinen beiden Hunden.
Im Winter wurden die Tiere in den großen Stall getrieben, der etwas außerhalb von Salem stand. Das Grundstück gehörte ihm. Ein Onkel hatte es ihm überlassen. Der Onkel lebte nicht mehr, und Amos’ Eltern waren an die Küste gezogen, weil die Luft dort angeblich besser für sie war.
Vor zehn Jahren hatte Barkley dann festgestellt, dass es nicht eben erhebend war, wenn der Mensch allein blieb. Er hatte sich auf die Suche nach einer Frau gemacht.
Wenn er daran dachte, musste er noch im Nachhinein lachen. Keine wollte zu ihm ziehen. Du stinkst nach Schaf, hatte man ihm mehr oder weniger deutlich zu verstehen gegeben. Er hatte es hingenommen. Da er allerdings so stur wie seine Schafe war, hatte er die Suche nach einer Frau nicht aufgegeben, und es war tatsächlich zu einer Verlobung gekommen. Genau drei Wochen hatte sie gehalten. Dann war seine Frau verschwunden. Eines Nachts, er war unterwegs gewesen, hatte sie ihm den Ring aufs Kopfkissen gelegt und ward nicht mehr gesehen.
So blieben ihm die Schafe. Seine Freunde zu allen vier Jahreszeiten. Im Frühjahr ließ er sie aus den Ställen. Er hatte vier davon. Genau abgeteilt innerhalb eines großen Hauses.
Barkley hatte noch nicht alle Schafe ins Freie gelassen. Nur die kräftigsten liefen draußen herum, und das auch innerhalb einer großen Koppel. Die Nächte waren noch recht kühl. Sogar Frost hatte es vor einer Woche gegeben.
Aber das sollte sich ändern. Am ersten Mai wollte er die Tiere alle draußen haben und dann mit ihnen losziehen. Noch konnte er in seinem warmen Bett schlafen, und das genoss er, auch wenn er mit seinen Gedanken bereits einen Tag im Voraus war.
Der 30. April.
Der Tag vor dem ersten Mai.
Er überlegte, als er auf dem Rücken lag und gegen die Holzdecke schaute. Hatte er alles richtig gemacht? Waren alle Tiere gesund? Sollte er nicht lieber noch mal den Tierarzt kommen lassen, damit er einen Blick über die Herde warf?
Er wusste keine Lösung, die ihm gerecht erschien, und so schlief er über seinen Gedanken hinweg ein. Es war ein sehr leichter Schlaf, und Amos wusste auch nicht, wie lange er gelegen hatte, als ihn das scharfe Bellen einer seiner beiden Hunde weckte.
Er schnellte hoch!
Noch stieg er nicht aus dem Bett. Er lauschte in die Dunkelheit seines Schlafzimmers. Seine Augen erfassten das kleine Fenster in der Wand. Er wartete darauf, dass sich das Bellen wiederholte, aber das passierte nicht.
Dafür vernahm er ein schreckliches Geräusch. Kurz nur, dafür sehr prägnant. Ein wehleidiges Jaulen, getrieben von einem Schmerz. Nicht lange zu hören, dann war es weg.
Dem Schäfer brach der Schweiß aus. Er wusste mit tödlicher Sicherheit, dass draußen etwas passiert war. Irgendetwas schlich durch die Nacht. Er dachte an einen Fuchs, aber der wurde von den Hunden vertrieben. Konnte es ein größeres Tier sein?
Aber was für eines?
Wölfe trieben sich in dieser Gegend nicht herum. Bären gab es auch nicht. Also konnte er sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es möglicherweise ein Mensch war.
Während er darüber nachdachte, verließ er sein Bett. Er zog sich schnell an, streifte die alte Hose über, dann folgte der Pullover, und mit zwei schnellen Schritten war Barkley an der Tür. Dort griff der bärtige Mann zu seinem Gewehr, das neben der Tür lehnte. Er lud es durch und verließ das Zimmer.
Ebenso schnell durcheilte er die Küche. Wenn er die Tür aufzog, konnte er direkt ins Freie treten. Das tat er auch, aber er verhielt
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