Hexenbräute
sich vorsichtig.
Die Tür ging nach außen auf, und schon sehr bald erlebte Barkley einen Widerstand. Er musste sich schon anstrengen, um ihn zu überwinden. Dabei glaubte er, ein schabendes Geräusch zu hören, ganz sicher war er sich jedoch nicht.
Es vergingen keine fünf Sekunden, da sah er den Grund. Sein Gesicht verlor alle Farbe. Vor der Tür und jetzt auch vor seinen Füßen lag ein dunkler Körper.
Ein Hund!
Sein Hund, der sich nicht mehr bewegte und auf der Seite lag. Er brauchte nur in das eine Auge zu schauen, um Bescheid zu wissen. Der Highlander lebte nicht mehr. Barkley hatte ihn so genannt, weil er aus Schottland stammte.
Der Schäfer war geschockt. Er hatte den Hund geliebt. Nur war jetzt nicht die Zeit, um ihn zu trauern. Das Tier war nicht von sich aus gestorben und einfach umgefallen. Jemand hatte es umgebracht. Amos Barkley wurde das Gefühl nicht los, dass der oder die Mörder sich noch in seinem näheren Umfeld aufhielten.
Er blickte über den Kadaver hinweg nach vorn zu den Koppeln hin. Sein Gewehr hielt er schussbereit. Er wusste, dass etwas nicht stimmte und sich einiges auf den Kopf gestellt hatte, aber er konnte nicht sagen, was es war.
Amos bückte sich. Er wollte sehen, wie sein Hund ums Leben gekommen war. Einen Schlag hatte der bestimmt nicht bekommen. Jemand musste Gewalt angewendet haben.
Mit der freien Hand fuhr er durch das Fell. Er fand keine nasse Stelle. Er bekam keine blutigen Hände, und als er mit seiner Hand an der Kehle entlangtastete, war ebenfalls nichts zu fühlen.
Keine Wunde, kein Blut...
Aber warum war der Hund tot?
Hier war etwas passiert, das er sich nicht erklären konnte. Wie konnte ein Tier einfach so sterben? Herzschlag, umfallen – tot. Noch ein letztes Jaulen...
Nein, nein, so war das nicht.
Barkley richtete sich wieder auf. Es gab noch den zweiten Hund. Er war entschlossen, mehr über ihn zu erfahren, und er schritt mit schussbereitem Gewehr der Koppel entgegen. Wieder überkam ihn der Eindruck, dass in seiner Nähe Feinde lauerten, die er nicht sah, weil sie den Schutz der Nacht ausgenützt hatten.
Er blieb stehen, als er die Koppel mit den Schafen beinahe erreicht hatte. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er schalt sich einen Narren. Er hätte mehr auf die Zeichen achten sollen. Diese Stille konnte er nicht als normal betrachten. Die Schafe hätten etwas bemerken müssen. Sie wurden unruhig, wenn sich Fremde näherten, egal, ob Mensch oder Tier.
Sie waren so still.
Zu still...
Amos Barkley lief jetzt schneller. Es waren nur wenige Meter bis zur Koppel. Bei Tageslicht hätte er es längst schon gesehen, aber die Nacht war einfach zu dunkel.
Er glaubte einen Kloß in der Kehle zu haben. Schweiß lag auf seiner Stirn.
Er fiel fast gegen den Zaun. Er schaute über ihn hinweg. Und er sah.
Schafe, seine Schafe!
Sie alle waren noch da. Da brauchte er nicht zu zählen. Aber sie standen nicht mehr. Sie lagen auf dem Boden. Sie waren tot – alle...
***
Der Schrei war in der Stille weit zu hören. Diesmal stammte er nicht von einem Tier, sondern von einem Menschen. Der Schäfer hatte ihn nicht unterdrücken können. Es war ein Albtraum. Ein fürchterliches Bild, das ihm die Nacht bot.
Tote Schafe, wohin er auch schaute. Es gab kein Tier mehr, das noch auf seinen eigenen vier Beinen stand. Es hatte alle getroffen. Es gab kein Leben mehr auf der Koppel. Dass der zweite Hund als dunkler Klumpen in der Nähe lag, nahm er nur am Rande wahr. Es erschien ihm nicht mehr wichtig. Hier hatte der Tod grausam zugeschlagen und ihm einen Teil seiner Existenz genommen.
Er war so fertig, dass er sich am Koppelzaun festklammern musste. Ihm wurde schlecht. Er musste sich übergeben. Er spürte auch den Schwindel und den kalten Schweiß überall auf seinem Körper.
Sie lagen da und waren so still. Da bewegte sich kein Tier mehr. Kein Atmen, kein Blöken. Der Schäfer empfand die Stille als grauenhaft.
Er legte den Kopf zurück und schaute gegen den Himmel, als könnte er dort eine Antwort lesen.
Nichts. Dunkelheit und Wolken. Ein Gebilde aus verschiedenen grauen Schatten. Eine Welt für sich, aus der bestimmt nicht der Mörder gekommen war. Das hier war nicht himmlisch, sondern teuflisch. Hier hatte der Satan seine Hand im Spiel gehabt. Eine andere Lösung kam für ihn nicht in Frage.
Barkley war ein Mensch, der mit der Natur lebte. Und er war zugleich fromm im konservativen Sinn. Er glaubte noch sehr stark an Gut und Böse. Es gab einen Gott, aber
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